Zwei städtische Kulturpreise gehen nach Wipkingen

Ende November verlieh die Stadt Zürich die kulturellen Auszeichnungen 2024. Simone Lappert und Simon Froehling erhielten die finanziellen Mittel für ein Werkjahr.

Simon Froehling und Simone Lappert bei der Feier im Kaufleuten. (Foto: Caroline Minjolle)

Auf Antrag der städtischen Kommissionen für Bildende Kunst, Jazz/Rock/Pop, Klassische/Neue Musik, Literatur, Tanz und Theater verleiht die Stadt Zürich jährlich kulturelle Auszeichnungen in der Form von Werkjahren und Werkstipendien.

Im November war es wieder soweit und gleich zwei Autor*innen aus Wipkingen wurden ausgezeichnet: Simone Lappert und Simon Froehling. Beide erhielten die finanziellen Mittel für ein Werkjahr in der Sparte Literatur, dotiert mit jeweils 48’000 Franken.

Solche Werkjahre gehen gemäss der Stadt an Kunstschaffende mit Wohnsitz in der Stadt Zürich, die mit ihrem bisherigen Schaffen herausragen und deren weitere Entwicklung vielversprechend ist.

Vielversprechende Talente

Wie der Laudatio auf Lappert zu entnehmen ist, erhält die in Wipkingen lebende Autorin das Werkjahr für die Arbeit an ihrem Romanprojekt «Aufstand der Musen». Die Hauptfigur Liv sei eine starke Frau, die sowohl erfolgreich ist als auch freiheitsliebend.

Was sich wie der Auftakt zu einem klischierten feministischen Stück anhört, ist im Gegenteil die Ouvertüre zu einem souverän orchestrierten Text über Kunst, Beziehung, Kinderlosigkeit und eigensinnige alleinstehende Frauen. Lappert finde sinnliche Bilder und ironische Töne.

Bei Froehling war das Romanprojekt «Samstag Sonntag» ausschlaggebend für die Auszeichnung. Darin bildet ein queer-feindliches Attentat den implodierenden Kern, die Leerstelle, die ins Leben der Figuren gerissen aufklafft.

Der Wipkinger schaffe berührende Erzählstimmen und spannungsvolle Szenenabschlüsse, ein souveräner Umgang mit vorenthaltenen Informationen und dramaturgischem Geschick würden den Text kennzeichnen.

«Es braucht öffentliche Föderung»

Froehling freut sich über das Werkjahr, wie er der «Wipkinger Zeitung» mitteilte. «Es bedeutet neben Anerkennung für meine Arbeit auch die Möglichkeit, mich über längere Zeit dem Schreiben zu widmen», sagt er. Das Werkjahr biete daher den nötigen Raum, um sich auf diesen Prozess zu fokussieren. 

Er hält fest, dass in der Schweiz die wenigsten Autor*innen von den Buchverkäufen leben können. «Die meisten verdienen lediglich 10 Prozent des Ladenverkaufspreises», sagt er. Hinzu kämen Lesungen und weitere Engagements, die aber nach dem Erscheinen spärlicher werden. «Für eine lebendige Buchkultur jenseits der Bestseller braucht es öffentliche Förderung.»

Froehlings jüngster Roman mit dem Titel «Dürrst» erschien im Herbst 2022 und wurde gleich für den Schweizer Buchpreis nominiert (der «Wipkinger» berichtete). Hansruedi Kugler von der CH Media bezeichnete das Werk als «ganz grossen Wurf».

Auch Lappert zeigt sich gegenüber der «Wipkinger Zeitung» dankbar für das Werkjahr. Es sei eine wunderbare Rückenstärkung. «Ich bin unglaublich dankbar für die geschenkte Schreibzeit, die ich nun mit den Figuren in meinem entstehenden Roman verbringen darf.»

Lapperts jüngste Veröffentlichung ist ihr Gedichtband mit dem Titel «längst fällige verwilderung – gedichte und gespinste». Ihr Roman «Der Sprung» aus dem Jahr 2019 war für den Schweizer Buchpreis nominiert.

Lappert und Froehling nahmen Teil an einer Feier im «Kaufleuten» im November. Dort überreichte Stadtpräsidentin Corine Mauch an insgesamt 21 Personen die Auszeichnungen in der Höhe von 702’000 Franken.

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