Wipkinger dreht Mobbing-Spielfilm

Der Wipkinger Schauspieler und Filmemacher Gabriel Da Silva hat für die Hauptrolle in seinem Debüt «Der lautlose Schrei» über 15 Kilogramm zugenommen. Warum und wie er zum Film kam, erzählt er im Gespräch mit dem «Wipkinger».

Gabriel Da Silva mit dem für die Filmrolle zugenommenen Gewicht und der Filmklappe für seinen Film «Der lautlose Schrei».

«Bevor der Filmdreh zu ‹Der lautlose Schrei› begann, ging ich fünf Mal pro Woche ins Fitnesstraining. Das fehlt mir jetzt, ganz ehrlich. Ich bin Gabriel, aber im Körper der Hauptrolle Felix, und das fühlt sich nicht gut an», erzählt der 27-jährige Gabriel Da Silva. Für den Film hat er 15 Kilogramm zugenommen. Optische Veränderungen würden zum Leben eines Schauspielers aber einfach dazu gehören, erklärt er, und so war es für ihn keine Frage, sich dies «anzutun».

Zeichen setzen gegen Mobbing

Der Film, dessen Drehbuch Gabriel Da Silva selbst geschrieben hat, handelt vom Thema Mobbing und dessen Unterform Cybermobbing: «In Deutschland und Amerika wurden bereits Filme dazu gedreht, in der Schweiz ist mir nichts Derartiges bekannt. Da das Thema leider aktuell ist, wollte ich einen Beitrag zur Aufklärung und zu mehr Verständnis leisten. Man muss aktiv helfen bei Mobbing und darf nicht tatenlos zusehen, wie jemand anderem Leid angetan wird.» Er bezeichnet den Film als Jugenddrama mit Thriller-Elementen. Er selbst hat die eine Hauptrolle des gemobbten Felix, 18, Gymi-Schüler, inne: «Ich nahm dafür zu, weil ich auch optisch Angriffsfläche bieten musste.» Der Film handelt von einem Teenager, der von einer Gruppe Jugendlicher massiv gemobbt wird. Schliesslich gipfelt die Unterdrückung in einem Amoklauf am «Gymnasium Lindenbach» – den Schluss will der Wipkinger aber nicht verraten. «Nur so viel: Für die Hauptfiguren ist der Film abgeschlossen, aber als Zuschauer kann man ihn sich auch noch weiterdenken.» Die zweite Hauptrolle besetzt die Basler Schauspielerin Carolin Pfäffli, 21. Sie spielt Felix‘ Mitschülerin Linda, die sich als einzige für ihn einsetzt – auch sie selbst ist eine Aussenseiterin: rebellisch, unangepasst, «eine richtige Titelheldin», wie es Gabriel Da Silva ausdrückt.

Alte Kantonsschule Aarau wird Schauplatz

Der grösste Teil des Filmes wurde in der Alten Kantonsschule Aarau gedreht, welche durch ihre Grösse, etwa die riesigen, langen Gänge, für die Kamera imposante Bilder hergab. «Der Rest sind Familienszenen, so etwa zwischen der liebevollen Mutter von Felix und ihm oder mit dem dominanten, gewalttätigen Vater. Es ist dieselbe Konstellation wie in der Schule: Die Kollegin, die zu ihm hält, und die gemeinen Mobber, die gegen ihn sind.»
Am Filmset kam es oft zu speziellen Situationen. Schauspieler, als Polizisten im Spezialeinsatz verkleidet, wirkten auf Passanten so erschreckend echt, dass die Crew sie beruhigen musste: «Alles in Ordnung, hier wird nur ein Film gedreht!» – und dies trotz eines aufgestellten Hinweis-Schildes, welches genau solche Situationen verhindern sollte.

Multitalent mit viel Herzblut

Er schrieb nicht nur das Drehbuch in einem halben Jahr, vorwiegend nachts, alleine, sondern führte auch Regie – in den Szenen, in denen er nicht selbst vor der Kamera stand. «Wir sind drei Co-Regisseure, darunter eine Frau. Mein Film ist eine Low-Budget-Produktion, wir arbeiten alle ehrenamtlich – auch die rund 30 Schauspielerinnen und Schauspieler, die ich alle selbst gecastet habe, sowie die gesamte Crew.» Weder von der Stadt Zürich noch von Kanton oder Bund erhält der Film Fördergelder: «Gerade wenn man jung ist und noch keinen Namen in der Filmbranche hat, ist es sehr schwer. Unser Budget stammt von privaten Geldgebern. Wer den Filmschnitt und die ganze Bearbeitung bezahlen soll, ist leider noch ungewiss. Natürlich freuen wir uns über jede finanzielle Unterstützung.»

Drehtage mit bis zu 16 Stunden Arbeit

Total gut 60 Tage lang dauerte der Filmdreh: «Das ist etwa doppelt so lange wie ein normaler Spielfilm. Die Tage dauerten zwischen zwölf und 16 Stunden. Da wir alle mit Herzblut am Projekt mitarbeiten, konnten wir immer nur drehen, wenn gerade alle Zeit hatten. Geplant ist, dass ‹Der lautlose Schrei› im Jahr 2017 in die Kinos kommt.» Gabriel Da Silva peilt nicht die grossen Kinos wie Kitag und Co. an, sondern Independent-Kinos wie etwa das RiffRaff, Xenix oder die Arthouse-Kinos. «Den Film an Festivals zeigen zu dürfen, steht ebenfalls auf der Wunschliste», so der junge Filmemacher und Schauspieler.

Vom Fachmann Betreuung zum Schauspieler

Gabriel Da Silva wuchs im Kreis 5 auf und zog als Siebenjähriger mit seinen Eltern nach Brasilien – er ist halb Brasilianer. Mit 13 kam er zurück in die Schweiz und lebt seither in Wipkingen. «Nach der Sekundarschule absolvierte ich die Lehre als Fachmann Betreuung in einem Altersheim, merkte dann aber rasch, dass ich meine Zukunft nicht in diesem Beruf sehe. Ich lernte von den Senioren sehr viel – aber mein Herz schlägt für die Schauspielerei.» So besuchte er eine dreijährige Schauspielausbildung in Zürich, die er im Jahr 2013 abschloss. Es folgten diverse Kurse in Deutschland. «Da mich Film und Theater schon im Kindergarten faszinierten, bin ich nun auf dem richtigen Weg.»

Postbote und Zuhälter

Wer die Fernseh-Serie «Der Bestatter» genau verfolgt hat, konnte Gabriel Da Silva in der ersten Staffel in Folge vier als jungen Paul Odermatt, den gemeinen Staatsanwalt, sehen. Im Film «Transcending – The Beginning of Josephine» spielte er ebenfalls eine Nebenrolle: «Ein Teil des Filmes spielt in der Schweiz, der andere in Amerika. Ich spiele einen Postboten.» Einen Zuhälter an der Langstrasse spielte er in «Durch die Nacht», einem Schweizer Film. Der Wipkinger gewann gar einen ersten Filmpreis: den Publikumspreis am One-Minute-Film-Festival-Aarau für das beste Schauspiel.

Weitere Informationen:
www.gabrieldasilva.ch
www.derlautloseschrei-derfilm.ch

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