24/7 am Handy?

In Zeiten von Corona ist das Handy für Jugendliche wichtiger denn je. Es ist zu verschiedensten Zwecken im Einsatz.

Neuigkeiten, Nachrichten und Videos.

Die Jugendlichen verbinden sich untereinander über Videotelefonie oder nutzen die vielen Gruppenchats, um sich mit Kolleginnen und Kollegen zu unterhalten. Seit dem Schuljahr 2019/20 nutzen sie das Gerät teilweise sogar als Hilfsmittel in der Schule. Aber hat der Handykonsum auch Einfluss auf die persönlichen Kontakte? Leiden reale Treffen oder Offline-Aktivitäten darunter? Das Team der OJA hat einige Jugendliche befragt, was ihnen ihr Mobiltelefon bedeutet und wie sie Apps nutzen.

300 Nachrichten am Tag

«Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne mein Handy zu leben», glaubt Sophia*. Sie schätze es, jederzeit mit jedem in Kontakt sein zu können, Spiele zu machen oder zu erfahren, «was der Donald Trump zum Beispiel schon wieder macht. Dann kann ich einfach googeln und es kommen schon die neuesten Infos». Alina* findet das Handy wichtig, gerade wenn man wie während des Lockdowns «von vielen Kollegen getrennt ist, kann man dann trotzdem mit denen in Kontakt bleiben». Auch für Moritz* ist das Mobiltelefon nicht mehr wegzudenken: «Zum Beispiel wegen dem Klassenchat ist man jetzt vom Handy abhängig.» Anna* erklärt, dass sie zwei grössere Gruppenchats haben; einer ist der Klassenchat, der andere der Stufenchat, wo alle drei Parallelklassen dabei sind. «Da kommen so um die 300 Nachrichten pro Tag rein», erzählt Anna. Manchmal seien es Fragen zu Hausaufgaben oder auch einfach Fotos oder Videos. Oft würden die Jugendlichen auch über den Chat fragen, wer Lust habe nach draussen zu kommen, um sich zu treffen. Diese Aussage deckt sich mit den Beobachtungen des OJATeams. Durch die Verbundenheit in den Chats entsteht eine hohe Dynamik im Freizeitverhalten der Jugendlichen. Sie können auf einfachem Weg viele Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig erreichen und mobilisieren. Bei den befragten Jugendlichen nimmt das Bedürfnis, sich persönlich zu treffen nicht ab durch den Handykonsum. Vielmehr werden durch die gute Erreichbarkeit auch ganz spontane Treffen ermöglicht und noch gefördert.

WhatsApp, TikTok und Co.

Bei der Frage nach den meistgenutzten Apps nennen fast alle Jugendlichen WhatsApp, Instagram, Snapchat, TikTok sowie auch YouTube und Netflix. «WhatsApp brauche ich, um mich mit Kollegen auszutauschen oder mal mit Freunden in einem anderen Land oder Kanton zu telefonieren», sagt Anna und merkt gerade: «Snapchat ist eigentlich fett unnötig!». Sie lacht. Trotzdem nutzt sie die App, um Freundinnen und Freunden Bilder von ihren aktuellen Standorten zu senden oder lustige Filter, wie Grimassen, anzuwenden. Moritz sagt: «Snapchat benutze ich viel, weil ich halt keine Zeitbegrenzung auf der App habe. (lacht) Ich glaube, das hat meine Mutter vergessen.» Die Apps werden von den Jugendlichen unterschiedlich genutzt. Manche posten jeden Tag Stories oder Fotos auf Instagram und andere schauen sich lieber einfach Bilder oder Videos an und bleiben passiv. Sie nutzen Instagram, um auf dem Laufenden zu sein oder auch, um mit Kollegen zu chatten oder wie Max* es nennt: «um Sachen von der Welt zu erfahren». Sophia sagt: «TikTok nutze ich, wenn mir langweilig ist oder, wenn ich irgendwie Inspiration für etwas brauche.» Ohne zu suchen stosse sie per TikTok auf spannende Sachen. Sie erzählt: «Ich habe zum Beispiel mal rausgefunden, dass alle Spinnen der Welt zusammen alle Menschen auffressen könnten!». Das finde sie spannend und lacht. Lea macht am liebsten selber «TikToks», wie sie die Videoclips nennt. Die App sei ihr wirklich sehr wichtig: «Du kannst da halt so Videos machen, wie Tänze oder kleine Schauspielvideos, und das finde ich halt so mega lustig». Sophia stimmt ihr begeistert zu und ergänzt: «Ja, du hast so voll dein eigenes Ding da und kannst dich ausdrücken, zeigen wer du bist!». Aber man müsse auch kritisch sein, denn auf TikTok könne eigentlich jede und jeder irgendetwas uploaden. Deshalb bevorzugt Sophia, parallel dazu noch im Internet (Google) nachzuschauen, um die Posts richtig einzuordnen.

Regeln und Limits

Die meisten befragten Jugendlichen haben Handy-Nutzungslimits, die ihre Eltern vorgeben. Bei den einen sind es Abmachungen, die sie mit den Eltern treffen, und die Einhaltung der Regeln liegt dann in ihrer Hand. Bei den anderen ist dieses Limit pro App im Handy festgelegt; nach erreichter Maximalzeit kommt man nur noch mit dem Entsperrungscode weiter. Lea verrät uns kichernd: «Ich und mein Bruder versuchen immer, die Codes rauszufinden. Ich sag ihm, geh doch mal fragen, ob du noch etwas Bildschirmzeit darfst. Dann gehe ich schauen und gebe ihm dann den Code. So läuft das bei uns.» Die Jugendlichen empfinden diese Begrenzung zwar als nervig, aber Moritz meint: «Bei meinen Kindern würde ich es wahrscheinlich auch so machen!» (schmunzelt).

* Die Namen der Jugendlichen wurden gegen einen Namen ihrer Wahl geändert.

Eingesandt von Mirjam Rühle-Velásquez 

Aktuelle Situation in der OJA
Seit Juni ist der Treff wieder für alle Jugendlichen geöffnet. Es gelten die gängigen Hygienemassnahmen und die OJA betreibt ein konsequentes Contact Tracing. Dem Schutzkonzept der OJA entsprechend bieten wir verschiedene Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten für Jugendliche an. Es werden nach Möglichkeit Kurse und Veranstaltungen mit den Jugendlichen organisiert und durchgeführt. Wir haben unseren räumlichen Gegebenheiten angepasste Schutzkonzepte, die es erlauben die Aktivitäten unter Einhaltung der Vorgaben durchzuführen

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