Acht neue Projekte für Wipkingen

Die Abstimmung zur «Quartieridee» ist abgeschlossen. Acht ganz unterschiedliche Projekte sind dabei als Sieger hervorgegangen. Anfang März fand die Siegerehrung statt – online natürlich.

Für die Quartieridee wurden gemeinnützige Ideen fürs Quartier gesucht. Nun stehen die Gewinner*innen fest.

40 000 Franken als frei verfügbares, partizipatives Budget, das von den Quartierbewohner*innen selbst nach eigenen Bedürfnissen verteilt werden kann: Das ist die «Quartieridee», die im vergangenen Jahr von den Vereinen «Nextzürich» und «Urban Equipe» geplant, organisiert und ausgeführt wurde. Unterstützt wurden die Vereine dabei von der Stadtentwicklung Zürich sowie dem Quartierverein Wipkingen (der «Wipkinger» berichtete bereits ausführlich). Auf einer Online-Plattform konnte jede*r, der oder die Interesse und eine gute Idee hatte, sein oder ihr Projekt für das Quartier einreichen. Einzige Kriterien: Die Projekte sollten frei zugänglich und gemeinnützig sein sowie einen Mehrwert fürs Quartier generieren. 99 Ideen wurden eingereicht, 27 schafften es in die Endrunde. Die übrigen Projekte wurden – vorerst – aussortiert, weil sie entweder niemand vom Quartier umsetzen wollte, sie nicht alleine, ohne Unterstützung der Stadt, gestemmt werden können oder nicht ohne politischen Entscheid umsetzbar sind. Die meisten dieser Projekte wurden an die Stadtentwicklung zur Abklärung weitergereicht.

Von der Skateboardrampe bis zum Backofen

Die 27 Ideen aus der Endrunde wurden auf der Webseite der «Quartieridee» publiziert und je mit einem Budget versehen. Jede*r, der sich in Wipkingen bewegt und die öffentlichen Plätze nutzt, durfte sich an der Abstimmung beteiligen. Von Mitte Januar bis Mitte Februar war Zeit für das Online-Voting, nun stehen die Siegerprojekte fest. Auf insgesamt acht verschiedene Projekte werden die 40 000 Franken aufgeteilt. Realisiert wird nun das «Backhaus», ein Vorschlag von Estelle, einer Architektin aus dem Quartier. Mit ihrer Idee eines öffentlichen Backofens, der von den Quartierbewohner*innen gemeinsam genutzt werden kann, hat sie beim Online-Voting überzeugt. Auch Janosch, Max und Louis, drei Jugendliche aus dem Quartier, dürfen ihre mobilen Skateboard-Elemente bauen. Gemeinsam mit der OJA, der offenen Jugendarbeit, wollen sie einzelne Elemente bauen, die sich die Skater*innen Wipkingens jeweils nehmen und so aufstellen können, wie sie es gerne hätten. Weitere Projekte, die Geld erhalten haben, sind ein unkommerzielles Streetfoodfestival, ein Wipkinger Wildnisweg sowie das Vermittlungsprogramm «Biodiversität – Was kann ich selber tun?». Auch  ein «Baumtisch» rund um die Bäume auf dem Röschibachplatz, eine «fliegende» Bar, die sich in Wipkingen bewegt, sowie das Projekt «Essbares Wipkingen», bei dem es darum geht, mehr von dem zu nutzen, was in den Gärten des Quartiers so wächst, werden in diesem Jahr im Quartier realisiert.

Positives Résumé der Organisator*innen

Damit ist die Projektphase der «Quartieridee» abgeschlossen. Die Preisverleihung, an der über 30 Interessierte teilnahmen, diente nicht nur dazu, die einzelnen Projekte noch einmal kurz vorzustellen, sondern bot den Organisator*innen auch die Gelegenheit, ein erstes Résumé zu ziehen. Sabeth Tödtli von der Urban Equipe, welche das Projekt geleitet hat, zeigte sich begeistert vom grossen Engagement und den vielfältigen Ideen, welche eingereicht worden waren. Dabei, so die Urban Equipe in ihrem Résumé, schien «eine der Hauptmotivationen zur Teilnahme nicht primär das Geld zu sein, sondern die Gelegenheit, andere Leute mit gleichen Interessen zu finden». Und: «Kleine Quartierinitiativen können schon mit wenig Geld Aufwind bekommen». Das partizipative Budget eignet sich demnach auch eher für kleinere und nicht sehr kostenintensive Projekte, weil sich bei der Abstimmung gezeigt hat, dass die Teilnehmer*innen das verfügbare Geld gerne auf mehrere Vorschläge verteilen.
Für die Zukunft wollen die Organisator*innen die Bedingungen, unter welchen Interessierte teilnehmen und Projekte entwickeln können, noch etwas genauer definieren. Auch die Unterstützung der Teilnehmer*innen bei der Ausdifferenzierung ihrer Ideen und der Vernetzung mit weiteren Akteuren, ein für den Erfolg der Projekte sehr zentraler Punkt, jedoch gleichzeitig auch ein zeitaufwendiges und intensives Unterfangen, muss gut organisiert sein, um sie allen Teilnehmenden gewährleisten zu können. Schliesslich gibt es auf technischer Seite beim Zugang und der Handhabung der Plattform noch Optimierungspotential.

Stadt wird partizipatives Budget weiterverfolgen

Auch von Seiten der Stadt wird die «Quartieridee» äusserst positiv beurteilt. Der erste Meilenstein für das partizipative Budget, so Maximilian Stern von der Stadtentwicklung, sei nun gelegt, mit der Evaluation dieses könne der Stadt vermittelt werden, warum es so etwas wie die «Quartieridee» in Zürich brauche. Generell bringe die Stadtverwaltung dem Vorhaben viel Goodwill entgegen. So kommuniziert die Stadt in einer diesbezüglichen Medienmitteilung Anfang März: «Die neue Beteiligungsform stösst auf grosses Interesse, und der Dialog zwischen Bevölkerung und Stadtverwaltung wird sehr geschätzt». Die Erfahrungen aus der Begleitung des Projekts möchte die Stadtentwicklung im Hinblick auf eine breitere Umsetzung von partizipativen Budgets nutzen. Gelegenheit dazu wird sich schon bald bieten: Im Herbst 2020 hat der Stadtrat entschieden, einen Teil der ZKB-Jubiläumsdividende von 13,6 Millionen Franken, die die Stadt Zürich im Jahr 2021 erhalte, als partizipatives Budget zu verteilen. In der Zwischenzeit können die Wipkinger*innen die Verwirklichung der acht Projekte mitverfolgen – und sich selbstverständlich auch selbst an der Umsetzung beteiligen.

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