Kinder & Jugend
Aktionsmonat gegen Homo- und Transphobie in der Stadt Zürich
Im März 2018 wurde in den Jugendeinrichtungen und Freizeittreffs der Stadt Zürich der Aktionsmonat gegen Homo- und Transphobie durchgeführt. In Jugendeinrichtungen fanden unterschiedliche Aktivitäten zu diesem Thema statt. Getragen wurde dieser Aktionsmonat von der Beratungs- und Infoplattform du-bist-du, der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich und der Offenen Jugendarbeit OJA Zürich.
28. März 2018 — Eingesandter Artikel
Das Team der OJA Kreis 6 & Wipkingen hat mit jugendlichen Treffbesucherinnen und Treffbesuchern über diese Themenbereiche gesprochen. Von den anwesenden Jungs wollte keiner interviewt werden. Das OJA-Team hat mit Ursula*, Jessica* und Ela* vertieft über Homo- und Transphobie gesprochen. Im Verlaufe des Gesprächs wurde klar, dass sich die drei Mädchen schon intensiv über Homosexualität und Transmenschen auseinandergesetzt haben. Es fiel ihnen leicht, über lange Zeit ein intensives und spannendes Gespräch zu führen. Ela betonte die Wichtigkeit, dass man oft darüber sprechen soll, um sich wirklich vertieft damit auseinandersetzen zu können.
Die beste Kollegin ist in mich verliebt
Wenn die beste Kollegin von Jessica ihr eröffnen würde, dass sie auf Mädchen steht, fände Jessica dies überhaupt nicht schlimm. «Ich fände es auch noch cool, wir könnten zusammen reden über Mädchen und so, es würde sich zwischen uns eigentlich nichts verändern», ist sich Jessica sicher. Ela meint: «aber wenn meine beste Kollegin sagen würde, dass sie auf mich steht, das wäre ein bisschen… es ist ja nicht schlimm, aber ich weiss dann nicht, wie ich mich verhalten sollte». Sie meint aber auch, dass es eigentlich gar nichts damit zu tun hat, ob ihr das ein Mädchen oder ein Junge sagt. Ursula: «Ich würde sagen, tut mir leid, ich bin nicht in dich verliebt, wir können doch trotzdem noch Freundinnen sein». Das stellt sich Ursula recht schwer vor, wenn ihre beste Freundin das sagen würde, «weil… aber, ich bin halt nicht lesbisch und das wäre dann schon hart für sie, ich wäre halt nicht in sie verliebt». Jessica und Ela wollen Ende März oder im April 2018 einen Abend für Kolleginnen und Kollegen organisieren, an dem sich alle miteinander über diese Themen austauschen können. Sie wollen gerne eine lesbische junge Frau und einen schwulen jungen Mann einladen.
Man benutzt „hetero“ auch nicht als Schimpfwort
Auf die Frage, wie sie reagieren würde, wenn ihr Kollege ihr eröffnete, dass er (sie) sich als Mädchen in einem Bubenkörper fühle, sagt Ursula: «Ein Mädchen! Ich meine, es ist schon ein Mädchen, klar, es ist ein Mädchen! Und auf die Frage, wie das für sie wäre, wenn die Transmädchen-Kollegin dann mit allen Mädchen zusammen duscht, meint Ursula nach einer kurzen Pause, «ich würde sie mit uns duschen lassen, sie ist ja dann später auch mal eine Sie». Jessica stellt sich vor, dass man eine Transkollegin einfach anders sehen müsse, man solle sie nicht wie einen Jungen sehen, «eher so, wie ein Mädchen, ich fände es wirklich nicht schlimm». Ela meint, wenn ein guter Kollege ihr mitteilt, dass er eigentlich ein Mädchen sei, dann würde sie ihr helfen, dass sie sich wohlfühlen kann. Sie könne ja nichts dafür, dass sie sich in ihrem Körper nicht wohlfühlt. «Mein ehemalig bester Kollege», sagt Jessica, «hatte etwas gegen Homosexuelle. Ich bin orthodox, und auch er ist orthodox, und es hat mit der Religion zu tun, hat er gesagt, und dass es eben bei der orthodoxen Kirche nicht akzeptiert wird». Sie glaubt, dass seine Familie stark religiös ist. «Meine Mutter ist nicht so. Sie sagt, dass es nicht mega cool wäre, wenn ich es wäre, aber sie würde es akzeptieren». Sie habe mit ihrem Kollegen auch darüber gestritten und sie hat ihm ihre Meinung gesagt: «Er hat es auf die Religion geschoben. Das hat mich dann halt aufgeregt. Wir sind ja auch orthodox, und meine Mutter hat ja auch nichts gegen Homosexuelle». Ela pflichtet Jessica bei, man könne es nicht auf die Religion schieben. «Bei mir ist es halt so, heute sagt man halt schnell ˂schwul˃ und so, ein Schimpfwort», sagt Ela, und sie müsse zugeben, sie sage das manchmal aus Versehen, sorry, es sei so in ihrem Kopf. «Ich sage das nicht, weil ich etwas gegen Schwule habe». Sie findet, dass es eigentlich schade sei, dass dieses Wort zu einem Schimpfwort geworden ist. «Es ist eigentlich voll dumm, es ist eigentlich gar kein Schimpfwort! Man benutzt ja auch nicht ˂hetero˃ als Schimpfwort».
Wenn jemand eben eine schwule Person nicht voll akzeptiert, findet Jessica es nicht mega übertrieben schlimm. Sie findet es aber dann richtig schlimm, wenn jemand die Person deshalb runtermacht. Ela fügt hinzu «…oder wenn man Leute mobbt, weil sie sich auf einmal in ihrem Körper nicht mehr wohl fühlen. Das kann jedem passieren, , dann ist es halt so». Aber momentan habe es viele Serien über diese Themen, da vergesse man das Thema auch nicht. «In jeder Serie, die ich schaue, hat es jemanden der so ist». Auch Ursula meint, dass viele Themen des Aktionsmonats in einigen aktuellen Serien präsent seien. So ist für sie die Vorstellung, zwei Väter zu haben nicht unmöglich. Ihr würde auch das weibliche nicht fehlen, schliesslich gäbe es auch noch Tanten und Cousinen in der Familie. Ein bisschen lieber hätte sie schon zwei Mütter als zwei Väter, wenn sie zwischen den zwei Möglichkeiten wählen könnte.
Wenn Ursula wünschen könnte, hätte sie gerne, dass sich Menschen outen könnten, ohne sich schämen zu müssen, und dass sie in allen Ländern heiraten dürfen.
Das OJA-Team ist auf jeden Fall gespannt, was am Abend, den Ela und Jessica organisieren werden, alles diskutiert und gefragt wird. Mehr Infos unter likeeveryone.ch.
*Auf eigenen Wunsch wurde den erwähnten Jugendlichen ihr Name gegen einen Namen ihrer Wahl getauscht.
Jugendraum Wipkingen
Das Bedürfnis der Jugendlichen für den OJA-Raum in Wipkingen hat sich geändert. Der Jugendraum beim Bahnhof Wipkingen wird umgebaut. Eine kleine Bühne mit Licht- und Soundanlage, eine Küche mit Ess- oder Sitzungstisch, Beamer und Leinwand werden den Raum vielseitig nutzbar machen für Veranstaltungen, Workshops und andere Aktivitäten. Das OJA-Team freut sich auf die Jugendlichen, die in Zukunft den Raum gestalten, nutzen und prägen werden.
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