Alle dürfen mitmachen

Seit rund vierzig Jahren treffen sie sich jeden Mittwochvormittag oberhalb des Bucheggplatzes im Wald zum Trainieren – und das bei jeder Witterung: die Senior*innen des Sporttreffs Waid. Ein Besuch.

Sich gemeinsam draussen bewegen, das ist das Ziel des Sporttreffs Waid.

Ein strahlend schöner Junimorgen, angenehme Temperaturen, nicht zu kalt und nicht zu warm. Vom Bucheggplatz über die Überführung und dann hoch zum Wald, hiess es in der Wegbeschreibung. Es geht steil bergauf. Jogger*innen, Spaziergänger*innen, Hundebesitzer*innen und zahlreiche Gruppen von Kinderkrippen sind an diesem Morgen unterwegs Richtung Wald.

Spontanes Treffen im Wald

Bei der Finnenbahn ein grosser Platz mit Brunnen, ein paar Sitzbänke, ein kleines Häuschen – der ideale Treffpunkt im Wald. Bald treffen die ersten Turner*innen ein. Ein Auto nähert sich, am Steuer die Trainerin, Patricia Köppel, die für die Zufahrt extra eine Sondergenehmigung des Forstamtes hat. Im Auto transportiert sie nicht nur ihr Equipment, es dient zudem als Aufbewahrungsort für das persönliche Hab und Gut der Teilnehmer*innen. Und auch als Musikanlage wird das Auto während des Trainings noch von Nutzen sein.

Training in drei Teilen

Die 18 Teilnehmer*innen stellen sich nun in einem grossen Kreis auf und werden von der Trainerin herzlich begrüsst. Köppel, eine ausgebildete Turn- und Sportlehrerin, die sich auf Altersturnen spezialisiert hat, ist bereits seit 25 Jahren mit von der Partie. Sie stellt sich in die Mitte, die Gruppe setzt sich im Uhrzeigersinn in Bewegung. Gegen den Strom laufend zeigt Köppel die Übungen vor. Strecken und Dehnen ist angesagt, Übungen für Koordination und Gleichgewicht, grosse Schritte machen, rückwärtslaufen, seitwärts hüpfen. Alle sind hochkonzentriert dabei. Das Turnen im Kreis betone den inklusiven Charakter, erklärt Cornelia Jakob, die Koordinatorin des Sportreffs, die selbst auch schon seit einigen Jahren mitturnt. Keine*r solle sich ausgeschlossen fühlen, jede*r dürfe mitmachen und sich seinen Möglichkeiten entsprechend bewegen. Nun packt Köppel Geschirrtücher aus – eines für jede*n. Nein, Hausarbeit gibt es nicht zu machen, doch auch mit Alltagsgegenständen lässt sich prima trainieren.
Nach einer halben Stunde teilt sich die Gruppe. Die einen gehen zum Laufen in den Wald, die anderen begeben sich gemeinsam zu einer kleinen Lichtung, einige Meter den Berg hoch. Köppel nimmt die Therabänder hervor und händigt sie aus. Mit den elastischen Bändern kann Kraft aufgebaut, die Muskulatur gestärkt und die Körperspannung verbessert werden. Köppel achtet auf Haltung und Atmung der Teilnehmer*innen, lobt, gibt kleine Korrekturhinweise. «Schublade rein», heisst es da, wenn das Kinn zu weit vorsteht, oder «Reissverschluss zu», wenn die Haltung zu wünschen übrig lässt.

Seit fast vier Jahrzehnten ohne Unterbruch

Zielgruppe des Trainings sind Menschen ab fünfzig Jahren. Die meisten sind deutlich über dem Pensionsalter. Wie Fredy Karrrer: Seine 92 Jahre würde man ihm niemals geben. Bereits seit fast 30 Jahren kommt er regelmässig zum Treff und wirkt topfit. Gut gelaunt turnt und scherzt er mit den anderen. Wenn ihm etwas zu viel wird, setzt er kurz aus, doch das meiste macht er problemlos mit.
Gegründet wurde der Treff 1984 von Eddie Furrer, einem ehemaligen Spitzensportler und Sportlehrer. Völlig unverbindlich bot er «Turnen für jedermann» an – und hatte grossen Erfolg damit. Über 100 Leute besuchten wöchentlich das Training. Heute sind die Gruppen etwas kleiner, zwischen 10 und 20 Teilnehmende kommen im Durchschnitt pro Woche. «Wir haben vier verschiedene Trainerinnen, die sich mit den Vormittagen abwechseln», erzählt Jakob. Dabei wird der bürokratische Aufwand so gering wie möglich gehalten. Der Sporttreff ist nicht als Verein organisiert, es wird nur eine lose Teilnehmer*innenliste geführt. Wer Lust hat, kommt, wer keine Zeit hat, bleibt zu Hause – ohne An- und Abmeldung. Lediglich einen kleinen Unkostenbeitrag gilt es, jeweils bar zu entrichten. Ein unkompliziertes Prinzip. Und ein ganz einfacher Beitrag zur Gesundheitsförderung.

Moderne Klänge zum Abschluss

«Manchmal muss ich mich schon ein wenig überwinden, hierher zu kommen, vor allem so früh am Morgen», gesteht Jakob lachend. «Und nicht immer ist das Wetter so schön wie heute. Doch diese gemeinsame Bewegung an der frischen Luft, die wirkt Wunder», schwärmt sie. Die Kraftübungen sind jetzt beendet, die Gruppe macht sich auf den Weg zum Treffpunkt. Für die letzte halbe Stunde klingt nun Musik aus den Boxen, überraschend moderne Klänge. Köppel lässt die Gruppe kleine Choreografien und Schrittfolgen ausführen – gut für Koordination und Gedächtnis. Und Spass macht es auch – und zwar nicht nur den Turner*innen: «Oft bleiben Kindergruppen stehen, wenn sie uns sehen und trainieren selber mit», freut sich Jakob.

Sporttreff Waid
Für bewegungsfreudige Personen ab 50+, jeweils am Mittwochmorgen von 9.30 bis 11 Uhr bei der Finnenbahn im Käferberg-Wald.
Info: Cornelia Jakob 079 769 92 76, Elsbeth Hediger-Nart 044 361 21

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