Auf nach draussen, willkommen im Innern!

Mittwochabend – aus den offenen Fenstern der Lettenkirche erklingt Chorgesang wie schon die beiden Abende zuvor. Eben erst hatten Spazierende übers Einsingen auf dem Vorplatz gestaunt, nun bemerkt jemand: «wie schön, diese Stimmen!».

Die Coronazeit wird neben vielem anderen wohl auch in dieser Hinsicht unvergessen bleiben: Vieles, was sonst beinahe verborgen im Inneren von Kirchen stattfindet, gelangt nun infolge der Vorsichtsmassnahmen mehr nach aussen. Dem Verständnis in der Nachbarschaft gebührt grosse Dankbarkeit. Wenn sogar Freude oder Interesse geweckt wird, umso besser. Aus der Not eine Tugend machen Auch wenn Desinfektionsmittel, Abstand zwischen den Sitzplätzen und Erhebung der Personendaten mithelfen, das Ansteckungsrisiko im Gottesdienst minim zu halten: Etliches kann nicht oder nur ganz anders gemacht werden. Der Gemeindegesang etwa erklingt zurzeit nur in den Herzen, und in der Kirche soll Raum zur stillen Andacht sein. Anderes wird ins Freie verlegt, wie etwa am 18. Oktober, wenn statt einer Salbung mit Öl drinnen, zumindest bei gutem Wetter, ein Gang durchs Labyrinth draussen vorgesehen ist. Neue Wertschätzung ergibt sich damit vielleicht auch für Formen, die schon immer draussen gefeiert wurden, wie etwa das ökumenische Abholen des Friedenslichts mit kurzen Impulsen unterwegs. Am 13. Dezember empfangen wir wieder das Licht von Bethlehem am Bürkliplatz und tragen es mit der Laterne ins Quartier, damit es auch zu Hause entfacht werden kann. Einkehr und Ausstrahlung – zwei religiöse Richtungen Nach innen ins Herz und nach aussen zu den Menschen, das sind zwei wichtige Bewegungen der Kirche, nicht nur in Zeiten von Corona. So viel uns das Virus zu schaffen macht, da verstärkt es vielleicht auch etwas Wichtiges.

Samuel Zahn, Pfarrer

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