Auf Wiedersehen, Dessert!

Mit «Goodbye Stracciatella» bringt die Compagnie BewegGrund eine Produktion in das Tanzhaus Zürich, die Menschen mit und ohne Behinderung eine Bühne bietet.

Emeric Rabot und Lukas Schwander stellen die Fragen. (Fotos: Anne Steudler)

Ein Interview von Christina Gabriela Galli, Tanzhaus Zürich

Seit 25 Jahren widmet sich der Verein BewegGrund der Förderung von inklusivem Tanz. Das Ziel ist das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung in kulturellen Projekten. Zu diesem Zweck führt BewegGrund unter anderem Workshops durch, organisiert ein Festival für Musik, Tanz und Theater und erarbeitet als Compagnie Bühnenprodukt-ionen mit Tänzer:innen mit und ohne Behinderungen.

Eine solche Produktion ist ab 26. Januar im Tanzhaus Zürich zu Gast: «Goodbye Stracciatella» richtet sich an ein Publikum ab sechs Jahren. Christina Gabriela Galli vom Tanzhaus-Team hat mit Susanne Schneider, Künstlerische Leiterin von BewegGrund, und Tabea Martin, Choreografin von «Goodbye Stracciatella», ein Gespräch geführt.

«Goodbye Stracciatella» – was hat es mit diesem Titel auf sich?

Tabea Martin: Stracciatella steht für das «Extra» im Leben, das Dessert, das nicht lebensnotwendig ist, und für den Konsum und den Überfluss. Sollen wir uns davon verabschieden? Oder braucht man es eben doch? «Goodbye Stracciatella» ist gemeint als Denkanstoss, als Frage.

Das definiert auch den Inhalt des Stücks?

Tabea Martin: Es geht um die Frage, was der Mensch braucht, und wie viel er von etwas braucht. Es geht um Fragen des Überflusses. Vieles scheint uns selbstverständlich. Aber ist es das wirklich? Wir wollen anregen, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Was braucht der Mensch? Auf was können wir verzichten? Sind wir bereit zu verzichten? Und wie ist es mit dem Teilen? Wir finden es wichtig, dass Kinder und Erwachsene sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. Dass sie sich bewusst werden, dass es unterschiedliche Realitäten gibt. Und dass sie sich gegenseitig fragen, was für sich selbst, aber auch für andere wirklich wichtig ist. Denn: Sind wir bereit, die Dinge zu ändern?
 
Was macht die Compagnie BewegGrund aus?

Susanne Schneider: BewegGrund existiert seit 25 Jahren. Als Projekt, welches das gemeinsame Tanzen von Menschen mit und ohne Behinderung im Fokus hat. Egal, ob wir Stücke für die Bühnen machen, mit Amateur:innen arbeiten, unterrichten oder ein Festival veranstalten, wir suchen immer gemeinsam nach kreativen Lösungen und begegnen uns auf Augenhöhe. Wir arbeiten stets in inklusiven Teams und finden heraus, was gemeinsam möglich ist. Dadurch möchten wir ändern, wie Menschen mit Behinderungen wahrgenommen werden. Wir kreieren neue und ungewohnte Bilder.

Aus welchen Gründen habt ihr Tabea Martin als Gast-Choreografin ausgewählt?

Susanne Schneider: Tabea Martin ist eine Choreografin, die viel Erfahrung mit Tanzstücken für Kinder hat und einen wunderbar verspielten, offenen Zugang zu Themen, die oft als «nicht einfach» definiert werden. Das Thema «Verzicht», das in «Goodbye Stracciatella» angesprochen wird, ist eine wichtige und zentrale Aufgabe von uns allen. Das Spiel zwischen Spass, Ernsthaftigkeit, Dynamik und Zartheit spricht die Kinder an und regt hoffentlich zum Nachdenken darüber an, was wir wirklich brauchen.

Dieses Stück ist für ein junges Publikum, wie setzt ihr das um?

Susanne Schneider: Wir geben an, dass das Stück für Menschen ab sechs Jahren geeignet ist. Wir erreichen dadurch Kinder im Primarschulalter, aber auch ganze Familien. Wir bieten vor der Vorstellung ein kleines Warm-up an, damit die Zuschauenden in die Thematik hinein kommen und selber kurz reflektieren, was wirklich wichtig ist in ihrem Leben. Wir bewegen uns aber auch gemeinsam im Warm-up und ermutigen, die Worte auf den Textschildern, die im Stück vorkommen, einander vorzulesen. Denn wir sind alle anders und nur gemeinsam entdecken wir Neues und können etwas verändern.

Eingesandt vom Tanzhaus Zürich

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