«Bei mir dreht sich alles ums Geschichtenerzählen»

Simon Froehling arbeitet seit 2019 beim Tanzhaus Zürich in der Kommunikation und als Dramaturg. Er tritt auch als Autor in Erscheinung und erzählt, wie sein neues Werk von seiner Arbeit inspiriert wurde.

Simon Froehling arbeitet neben seiner Tätigkeit als Autor fürs Tanzhaus Zürich in der Kommunikation und Dramaturgie.

In der paradoxen Realität scheinbarer Freiräume der Besetzer-, Kunst- und Schwulenszene, erzählt Simon Froehling den Weg einer brutal schmerzhaften Selbstfindung in Bildern von stupender Schönheit.» So wird das Buch «Dürrst» von Simon Froehling beschrieben. Doch was hat dieses mit dem Tanzhaus Zürich gemein? Inés Maloigne, Leiterin Kommunikation im Tanzhaus, hat ihrem Kollegen dazu ein paar Fragen gestellt.

Simon, kommt das Tanzhaus Zürich in deinem neuen Roman vor?

Simon Froehling: Nein. Oder Jein. Mein Job im Tanzhaus ist meine allererste Festanstellung überhaupt, denn vorher war ich immer selbständig erwerbend. Über längere Zeit in einem Team zu arbeiten, mehr oder weniger geregelte Arbeitszeiten an einem fixen Ort zu haben – all das war ziemlich neu für mich. Und diese Erfahrungen habe ich durchaus benutzt, um den Arbeitsalltag meines Protagonisten Andreas Durrer aka «Dürrst» zu beschreiben, der in einem Museum arbeitet, seit seine Karriere als Künstler Schiffbruch erlitt.

Gibt es Ähnlichkeiten zwischen deiner Arbeit als Autor und deiner Arbeit als Dramaturg?

Schreiben, Übersetzen, Dramaturgie – bei mir hat sich schon immer alles um die Sprache und ums Geschichtenerzählen gedreht. Wohl aufgrund meiner Leidenschaft fürs Lesen, die ich von meiner Mutter geerbt oder geschenkt bekommen habe. Ihre Bücher haben mir nicht nur die Flucht aus der realen Welt ermöglicht, sondern auch neue, aufregendere, wenn vielleicht nicht ganz altersgerechte Welten eröffnet.

Also siehst du durchaus Verwandtschaften zwischen dem Schreiben und dem Tanzen?

Ich glaube, das Genre oder die Form sind im Grunde sekundär, denn jeder Text, jedes Theaterstück, jede Tanzperformance muss schliesslich in sich selber schlüssig sein, jedes Werk kreiert eine eigene Welt mit eigenen Regeln, die es dann zu befolgen hat, um Wahrhaftigkeit überhaupt erst zu ermöglichen. Dann hoffe ich natürlich, dass ich im Tanzhaus viel davon einbringen kann, was ich mir als Autor und Übersetzer angeeignet habe. Sowohl in der Kommunikation, insbesondere auch, weil wir ein zweisprachiges Haus sind, aber ebenso in der Dramaturgie, denn dort geht es ja oft um einen Blick von etwas weiter aussen und mit Fokus auf die Struktur, Stringenz und innere Logik eines Stücks.

Hilft dir deine Arbeit im Tanzhaus beim Schreiben? Falls ja: inwiefern?

Ich glaube, dass jede Künstlerin und jeder Künstler von anderen Kunstformen, die ihr oder ihm auf den ersten Blick vielleicht nicht so nahe scheinen, viel lernen kann. So hilft mir meine Arbeit mit Tanzschaffenden zum Beispiel, das Schreiben weniger als Abfolge von einzelnen Akten zu sehen, die möglichst zielgerichtet zu einem Endprodukt führen müssen, sondern als viel grundlegendere und auch körperliche, handwerkliche Praxis zu begreifen. Dazu kommt, dass sich meine Schreibe am besten entfaltet, wenn ich mich ihr regelmässig und kontinuierlich widmen kann – auch wenn das wenig glamourös klingt. Eine einigermassen strukturierte Festanstellung hilft sehr, die Disziplin aufzubringen, die man braucht, um einen Roman zu schreiben. 

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