«Bernd» und seine Folgen

Ein Jahr nach dem folgenschweren Gewittersturm «Bernd» informierte Grün Stadt Zürich über die Auswirkungen auf den Wald.

Umgeknickt wie Streichhölzer: Dieses Bild bot sich im Käferbergwald nachdem «Bernd» gewütet hatte.

Fast ein Jahr ist es her, als die Gewitterzelle «Bernd» Zürich aus dem Schlaf schreckte. Mitten in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli peitschte das Gewitter durch Zürich und hinterliess eine Schneise der Zerstörung, insbesondere in den Gebieten Zürich-West und Zürich-Nord. Stark betroffen war auch die Region Käferberg rund um den Bucheggplatz. Unzählige Bäume wurden zu Fall gebracht. Ein Jahr nach dem Wetterereignis lud Grün Stadt Zürich vor Ort zu einer Medienorientierung ein, um darüber zu informieren, wie sich der Wald vom Sturm erholt.

Positives Fazit

Das Fazit, das die Fachleute ziehen, fällt überraschend positiv aus. Zwar seien durch den Sturm auf dem Käferberg rund 6000 Kubikmeter Holz angefallen, das entspreche ungefähr der Jahresmenge an Holz, die in einem normalen Jahr gefällt werde, erklärte Stadtforstingenieur Oliver Gerlach auf seiner Führung durch den Wald. Rund sechs Millionen Franken, das gab die Stadt gleichentags in einer Medienmitteilung bekannt, hat der Stadtrat für die Behebung der Sturmschäden und für den Baumersatz bewilligt.
Doch für den Wald als Ökosystem ist der Verlust der Bäume kein Problem. Im Gegenteil: Schneisen, die der Sturm geschlagen hat, bieten mehr Licht für neue Pflanzen und führen somit zu einer Verjüngung des Bestandes. Dank der Dauerwaldbewirtschaftung des Waldes, so Gerlach weiter, bei der darauf gesetzt werde, einen durchmischten Baumbestand im Wald zu haben, also Bäume aller Altersgruppen, würde zudem auch ein Sturmereignis nicht zu einem Totalschaden führen. Denn dem Sturm fallen naturgemäss eher die älteren Bäume zum Opfer.
Seit dem Sturm «Lothar» im Jahr 1999 sei es die Philosophie der Waldbewirtschaftung, möglichst wenig in den natürlichen Zyklus einzugreifen. Früher habe man grossflächig aufgeforstet, um die Bäume zu ersetzen, heute aber werden nur noch sogenannte Ergänzungspflanzungen durchgeführt. Auf dem Käferberg wurden so seit letztem Jahr rund 800 junge Eichen gepflanzt. Diese Baumart, so Gerlach, komme besonders gut mit dem sich verändernden Klima und mit Trockenheit und Hitze zurecht.

Totholzinseln für mehr Biodiversität

Auch ein Jahr nach dem Sturm erinnern noch grosse Holzstapel entlang der Waldwege an «Bernd». Die umgestürzten Bäume wurden von den Forstmitarbeiter*innen abgeräumt und werden nun – je nach Qualität des Holzes – als Bau- oder Brennholz verwendet. An anderen, den Spaziergängner*innen und Erholungssuchenden nicht zugänglichen Stellen, wird das Totholz dagegen bewusst nicht abgeräumt, wie Gerlach demonstrierte. Das liegende und stehende Totholz sei ein idealer Lebensraum für die verschiedensten Organismen und Kleinstlebewesen und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffversorgung des Waldbodens und zur Erhaltung der Biodiversität.

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