Besetzung der Post zeigt Möglichkeiten und Versäumnisse auf

Die alte Post in Wipkingen wurde Ende Juni besetzt, das ist gut so. Es braucht unkommerzielle Freiräume in der Stadt, sagt Michel Makhlouf, Co-Präsident, SP Zürich 10.

Besetzt: Das alte Postgebäude am Wipkingerplatz. (Foto: jva)

Von Michel Makhlouf, Co-Präsident SP Zürich 10

Seit etwas mehr als zwei Monaten besitzt Wipkingen eine Oase. An einem zuvor unbeachteten Ort blüht nun unkommerzielle Kultur auf. Wie ein bunter Blumenstrauss präsentiert sich das neue Angebot. Denn wann fand zuvor im Kreis 10 das letzte Mal eine Rollschuhdisko statt? Wurde Punk aufgelegt? Nur durch die Besetzung der alten Post am Wipkingerplatz Ende Juni ist all dies Wirklichkeit geworden.

Versäumnis der Post

Diese Oase konnte nur entstehen, weil sich einige Menschen nicht durch das kulturelle Brachland rund um den Platz entmutigen liessen, sondern sich darauf zurückbesannen, wofür die Post einst gebaut wurde. Die Filiale wurde damals mit einer Sonderbewilligung erstellt, um den Anwohner:innen Zugang zum Service public zu ermöglichen. Damit enwickelte sie sich zu einem zentralen Treffpunkt für die Leute aus dem Quartier.

Doch seit der Schliessung der Filiale steht das Gebäude bereits sieben Jahre leer. In diesen sieben Jahren hat es die Schweizerische Post versäumt, das Gebäude wieder für die Quartierbevölkerung zu öffnen. Obwohl der Service public zum Kern der Identität der Post gehört, ist weder vor noch nach der Besetzung eine Strategie der Post für eine Nutzung des Gebäudes zu erkennen. Das Einzige, was sie zu erreichen versucht, ist Stillstand. Das ist nichts anderes als beschämend.

Raum für Kultur

Es ist wichtig, dass in einer Stadt wie Zürich die Kultur nicht nur in einem sterilen, institutionalisierten Rahmen gelebt wird. Es braucht auch in Zukunft unkommerzielle Freiräume, in denen eine selbstverwaltete Nutzung möglich bleibt. Deswegen muss der Stadtrat es als seine Aufgabe verstehen, jegliche Leerstände zu verhindern und er muss sich konsequent dafür einsetzen, dass Gebäude im Sinne der gesamten Stadtbevölkerung genutzt werden. Gerade bei staatsnahen Betrieben wie der Post sind Leerstände inakzeptabel. Denn: «Leerstand ist kein Zustand.»

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