Bettina Suter-Egli im Gespräch mit Brigitte Bosshard

Bettina Suter-Egli ist die Präsidentin der Reformierten Kirchenpflege Wipkingen. Brigitte Bosshard, Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit und Administration der Reformierten Kirchgemeinde Wipkingen, unterhielt sich mit ihr über ihre Zuversicht und ihre Erwartungen an die neue Kirchgemeinde Zürich.

Brigitte Bosshard: Bettina, Du hast Dich von Beginn an für die Fusion der Zürcher Kirchgemeinden zu einer Kirchgemeinde Zürich stark gemacht. Was waren Deine Beweggründe?

Bettina Suter-Egli: Zürich ist keine reformierte Stadt mehr. Zusammen mit der Römisch-katholischen Kirche sind zwar immer noch mehr als die Hälfte der Zürcherinnen und Zürcher Mitglied einer christlichen Landeskirche, aber mittlerweile haben uns die Katholiken leicht überholt und viele andere Religionen sind in unserer schönen Stadt heimisch geworden. Die am schnellsten wachsende Gruppe sind die Konfessionslosen. Unsere Infrastruktur orientiert sich aber immer noch an einer dreimal so hohen Mitgliederzahl. Das können wir uns auf die Länge nicht leisten. Für mich ist es besonders wichtig, dass die Anpassung nicht erst dann erfolgt, wenn die Kassen leer und alle Ressourcen aufgebraucht sind.

Es geht Dir also in erster Linie um eine Strukturanpassung aus finanziellen Gründen?

Nein, das würde mir nicht reichen. Ich möchte das mit einem Beispiel erklären: Jeden Sonntag wird in der Stadt Zürich in 34 Kirchen Gottesdienst gefeiert. Diese Gottesdienste sind mit viel Sorgfalt, Kompetenz und Überzeugung vorbereitet, werden von Berufsmusikern begleitet und haben eine hohe Qualität. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Teilnehmerzahlen sinken und das Durchschnittsalter steigt.
Wenn wir am Sonntag pro Kirchenkreis durchschnittlich nur noch zwei Got¬tesdienste anbieten dürfen, sind das immer noch 20. Es werden aber Ressourcen frei, um zusätzlich neue Formen, Standorte und Zeiten auszuprobieren. Gottesdienstformen haben sich in den letzten 500 Jahren seit der Reformation immer wieder verändert, auch die Strukturen wurden immer wieder angepasst. Eine Kirche ohne das Feiern von Gottesdiensten hat es aber nie gegeben, sie ist für mich nicht denkbar und hat keine Zukunft. Innovation ist also überlebenswichtig.

Was stimmt Dich zuversichtlich?

Es ist auf allen Ebenen gelungen, kompetente Persönlichkeiten für die Ehrenämter zu finden. Das Interesse an der Weiterentwicklung unserer Kirche ist gross und hat mich positiv überrascht. Alle Chargen konnten auf Anhieb mit starken Persönlichkeiten besetzt werden. Die Zeit ist reif für diese Fusion.

Was ist Dir besonders wichtig?

Die Kirchgemeinde soll Nähe und Beziehungen möglich machen und fördern. In ihr sollen sich Menschen mit verschiedensten Lebensentwürfen wohl und willkommen fühlen.

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