Bildergalerie: Wolfgrim und sein Bach

Wibichinga ist der mittelalterliche Name unseres Quartiers. Die erste Nennung erfolgte im Jahr 820. Eine Pergamentrolle nennt eine Auflistung der Besitztümer der Grossmünsterkirche in Turicum, also um die Orte, die einen Zehnten zu bezahlen haben. Die Besitztümer gehen auf einen Befehl Kaiser Karls des Grossen zurück.

Einer der vielen versteckten lauschigen Orte Wipkingens: Der freigelegte Wolfgrimbach am gleichnamigen Weg im oberen Teil Wipkingens. (Foto: Martin Bürlimann, Kurt Gammeter)

Der Wolfgrimbach ist der offen gelegte Bach beim Wolfgrimweg, der parallel zur Waidstrasse fliesst. Er entspringt dem Weiher im Käferbergwald und ist heute zusammen mit dem Oerisbach wieder sichtbar. Der Wolfgrimbach ist künstlich angelegt. Er entstand als Überlauf des Reservoirs der Brunnenversorgung von 1881; damals hatte er noch keinen Namen.

Das städtische Forstamt renaturierte 1988 den Waldweiher im Käferbergwald, den Wolfgrim­bach und den Teich beim Reservoir hinter dem Jägerhaus in Höngg. Man wollte im Wald das Naturerlebnis wieder stärken.

Im Jahr 2000 befreite das Forstamt den Wolfgrimbach auch im unteren Teil aus seiner Röhre. An den Ufern pflanzte man ein­heimische Sträucher, die mit ihrem Wurzelwerk das Bachbett festigen. Der Bach plätschert mun­ter zu Tale, und die Bänklein am Ufer laden zur Erholung.

Das Bächlein lädt ein zum Spaziergang vom Über­laufbecken an der Waidstrasse zur Limmat – nur findet sich nirgends ein Abfluss. Das letzte Stück beim Gemeinschaftszentrum ist baulich vorbereitet, bloss – wo ist der Bach?

Beim Bau des Wipkingerparks bereitete man den Abfluss für den Wolfgrimbach in die Lim­mat vor. Der Bach hätte dann unterirdisch bei den neuen Häusern zwischen Breitensteinstrasse und Im Sydefädeli der Baugenossenschaft Denz­lerstrasse durchfliessen sollen. Es gab technische Schwierigkeiten bei der Bachführung und uner­wartet hohe Kosten, weshalb die Genossenschaft und die Stadt auf das Bach-Projekt verzichteten. Das Wasser des Wolfgrimbaches wird nun un­terirdisch gefasst und abgeleitet.

Bildergalerie: Wolfgrim und sein Bach

Die älteste schriftliche Nennung des Weilers Wibichinga stammt aus dem Jahr 820.
In den Zeilen 19 und 20 steht: … ex curtibus terre sallice ad mensam fratibus destinavit; id est de Stadilhove, de Wibichinga, de Ousta, de Illinga, de Fenichlanda, de Mure, de Hovistete, de Meilana … – was übersetzt heisst: (…) so von Stadelhofen, Wipkingen, Aeugst in Affoltern, Illnau, Fällanden, Maur, Hofstetten, Meilen.
Kaiser Karl der Dicke gibt im Jahr 881 den Weiler Wibichinga seinem Getreuen Wolfgrim zu lebenslänglicher Nutzniessung. Der Text klingt reichlich pathetisch, ist aber sorgfältig und weitsichtig formuliert. Das Aussergewöhnliche hinter der schwülstigen Sprache ist, dass die Interessen der Hörigen mit berücksichtigt sind. Diese Urkunde legte das Fundament für eine jahrhundertelange, gedeihliche Entwicklung des Fraumünsterlehens Wibichinga.
Mit dieser Urkunde beginnt die geschriebene Geschichte Wipkingens. Ausschnitt aus der Schenkungsurkunde von 881, zweite kleingeschriebene Zeile ganz links, in Latein: «id est wilarem unum, qui dicitur Wibichinga»; zu Deutsch «nämlich den Weiler, der Wibichinga heisst». Der heu¬tige Wolfgrimbach ist nach dem mittelalterlichen Lehensherr benannt: «…dass wir auf Ansuchen einiger unserer Getreuen unserm Getreuen, Wolfgrim mit Namen, etliche Gegenstände unseres eigenen Rechtes und Besitzes geschenkt haben…». (Ausschnitt aus der Schenkungsurkunde von 881).
Mit dieser Urkunde beginnt die geschriebene Geschichte Wipkingens. Ausschnitt aus der Schenkungsurkunde von 881, zweite kleingeschriebene Zeile ganz links, in Latein: «id est wilarem unum, qui dicitur Wibichinga»; zu Deutsch «nämlich den Weiler, der Wibichinga heisst». Der heu¬tige Wolfgrimbach ist nach dem mittelalterlichen Lehensherr benannt: «…dass wir auf Ansuchen einiger unserer Getreuen unserm Getreuen, Wolfgrim mit Namen, etliche Gegenstände unseres eigenen Rechtes und Besitzes geschenkt haben…». (Ausschnitt aus der Schenkungsurkunde von 881).
Einer der vielen versteckten lauschigen Orte Wipkingens: Der freigelegte Wolfgrimbach am gleichnamigen Weg im oberen Teil Wipkingens. (Foto: Martin Bürlimann, Kurt Gammeter)
Beim Bruggerweg fliesst der Wolfgrimbach in ein Überlaufbecken. Leider dauernd verschmiert. (Foto: Martin Bürlimann, Kurt Gammeter)
Ein Abfluss ohne Wasser: Hier sollte eigentlich der Wolfgrimbach in die Limmat fliessen – aber das Wasser kommt nicht bis hierher. (Foto: Martin Bürlimann, Kurt Gammeter)

Das absurde Ende des Wolfgrimbachs passt durchaus zum Namensgeber, von dem nur der Anfang seiner Geschichte bekannt ist. Wolfgrim verschwand aus den Geschichtsbüchern, wie sein Bach.

Quellen: Diverse Geschichtsbücher
Martin Bürlimann, Kurt Gammeter: «Damals», Wibichinga Verlag, 2023.


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