Das denken die Zürcher Jugendlichen

Die aktuelle Befragung der 2. Sekundarschüler*innen der Stadt Zürich zeigt, dass die grosse Mehrheit ihre Gesundheit und Gefühlslage nach wie vor als gut bis ausgezeichnet einschätzt. Allerdings beurteilt ein steigender Anteil – und zwar in erster Linie die Mädchen – die emotionale Verfassung als weniger positiv.

Das Vapen - Rauchen mit einer E- Zigarette - ist bei Jugendlichen im Trend. (Foto: zvg)

91 % der insgesamt 2200 Stadtzürcher Schülerinnen der 2. Sekundarstufe beteiligten sich Ende 2022 an der bereits zum vierten Mal an der alle fünf Jahre durchgeführten Befragung, schreibt die Stadt Zürich in einer Medienmitteilung. Die durchschnittlich 14-jährigen Jugendlichen beantworteten Fragen zu Gesundheit und Wohlbefinden, Lebens- und Freizeitgewohnheiten, Bewegung und Ernährung, sozialen Kontakten, Schulschwänzen, Mobbing und Gewalt, Tabak, Alkohol und Cannabis sowie zu Liebe und Sexualität.

Neu aufgenommen wurden Fragen zur Corona-Pandemie und Zahngesundheit sowie zum Schlafverhalten. Die hohe Rücklaufquote und eine strenge Datenselektion bieten Gewähr für aussagekräftige Ergebnisse. Gemäss Filippo Leutenegger, Vorsteher des Schul- und Sportdepartements, ermöglicht die Befragung, aktuelle Trends zu Gesundheit und Wohlergehen von Jugendlichen zu erkennen und zielgerichtet Massnahmen einzuleiten.

Gesundheit gut, Konsum psychoaktiver Substanzen nimmt ab

Die grosse Mehrheit der Jugendlichen schätzt ihre Gesundheit und ihre Gefühlslage als gut bis ausgezeichnet ein und zeigt eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Wohnsituation, der familiären Situation und den Freundinnen. Erfreulicherweise ist der Anteil Jugendlicher, welcher psychoaktive Substanzen konsumiert, markant zurückgegangen.

Er beträgt bei Nikotin noch 10 %, bei Alkohol rund 6 % und bei Cannabis 5 %. Konsum-Unterschiede zwischen Mädchen und Knaben gibt es kaum mehr. Die Zahlen zu Nikotin und Alkohol sind auch im Vergleich zu gesamtschweizerischen Daten erfreulich, welche in diesem Bereich höhere Konsumanteile ausweisen.

Die meisten Jugendlichen haben gemäss eigener Aussage die Corona-Pandemie gut gemeistert. Für 12 % war es hingegen eine schlimme Zeit. Von den auf Corona positiv getesteten, symptomatischen Jugendlichen geben 29 % an, bis heute Langzeitfolgen zu spüren.

Mehr Druck in der Schule und bei der Berufswahl

Am meisten belastet fühlen sich die Jugendlichen durch schulischen Druck sowie die Berufswahl und Stellensuche. Die Belastung durch diese Themen hat bei den Mädchen seit der letzten Befragung nochmals zugenommen, bei den Knaben sind die Werte auf hohem Niveau stabil.

Mittlerweile über die Hälfte der Mädchen (52 %) gibt an, durch Prüfungen, Druck in der Schule und Noten stark belastet zu sein, vor fünf Jahren waren es noch 38 %. Bei der Berufswahl und Lehrstellensuche ist der Anteil der stark besorgten Mädchen von 34 % auf 39 % gewachsen.

Gesundheitliche Belastung bei Mädchen nimmt zu

Bei den Mädchen hat die Zufriedenheit mit sich, der Schule und dem Leben insgesamt abgenommen. Der Anteil der Mädchen, die ihre eigene Gefühlslage als mittelmässig bis schlecht bezeichnet, beträgt mittlerweile mehr als einen Drittel (35 %, 2017: 26 %). Bei 30 % der weiblichen Jugendlichen ergeben die Antworten Anzeichen für eine Angststörung (2017: 21 %). Hinweise für eine Depression lassen sich bei 23 % feststellen (2017: 20 %). Beide Werte haben im Vergleich zur Befragung vor fünf Jahren zugenommen.

Gemäss den Antworten der Mädchen haben im Verlauf der letzten 15 Jahre auch körperliche Schmerzen zugenommen. Mindestens einmal wöchentlich berichten 46 % von Kopfschmerzen (2007: 41 %) und je 36 % von Bauch- und Rückenschmerzen (2007: je 30 %).

Aussehen bei Jugendlichen immer wichtiger

Die Sorge um das Äussere hat sowohl bei den weiblichen wie bei den männlichen Jugendlichen zugenommen. Das eigene Gewicht und die Körperform stehen im «Sorgenbarometer» inzwischen an dritter Stelle. Dabei sind Mädchen mit ihrem Körper insgesamt unzufriedener als Knaben. So geben 30 % der weiblichen Jugendlichen an, mit ihrem Körper wenig bis gar nicht zufrieden zu sein, bei den männlichen Jugendlichen sind es 12 %. Zu dick fühlen sich 42 % der weiblichen und 32 % der männlichen Jugendlichen, eine steigende Anzahl fühlt sich zu dünn (Mädchen: 16 %, Knaben: 24 %).

Erfreulich ist, dass der Anteil der Mädchen, welche abnehmen möchten (42 %), geringer geworden ist als in den letzten Befragungen (2017: 50 %, 2012: 57 %). Dennoch bleibt bedenklich, dass von den weiblichen Jugendlichen, die abnehmen möchten, die Hälfte normal- oder sogar untergewichtig ist, bei den männlichen beträgt dieser Anteil immerhin einen Viertel.

Auffälliges Verhalten, Unzufriedenheiten und Frustrationen sind normale Phänomene des Jugendalters. Für Claude Hunold, Direktor der Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich, ist es aber wichtig, übliche Stimmungs- und Gefühlsschwankungen der Pubertät von länger andauernder Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit zu unterscheiden: «Dort wo Gesundheitsrisiken die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen, ist es wichtig, dass die Betroffenen möglichst frühzeitig eine passende Unterstützung erhalten. Je früher eine Gefährdung erkannt wird, desto besser können negative gesundheitliche Folgen und soziale Kosten vermieden werden.»

Quelle: Medienmitteilung Stadt Zürich

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