Das GZ Wipkingen wird umgebaut

Zürich ältestes Gemeinschaftszentrum, das GZ Wipkingen, ist in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Der «blaue Saal» wird dabei durch einen Neubau ersetzt.

Modellfoto des "Konzept unter Bäumen"

Seit 1956 stellt das Gemeinschaftszentrum Wipkingen einen beliebten Treffpunkt im Quartier dar. Aus dem einstigen «Robinsonspielplatz», auf dem sich die Kinder austoben und die Erwachsenenwelt spielerisch nachstellen konnten, ist in den letzten Jahrzehnten ein stark frequentiertes soziokulturelles Zentrum mit Abenteuerspielplatz, Kinderbauernhof, Café, Werkstätten und einem vielfältigen Kursangebot geworden.

Sanierung und Ersatzneubau

Mittlerweile entsprechen die denkmalgeschützten Holzbauten jedoch nicht mehr den heutigen Standards und bedürfen einer Sanierung. Der «blaue Saal» an der Ampèrestrasse 6, der für Veranstaltungen und zur Vermietung genutzt wird, muss dabei abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Zu diesem Zweck wurde er im November 2018 aus dem Inventar des Denkmalschutzes entlassen, was möglich war, weil er – anders als die anderen Bauten des GZs – nach einem Brand erst 1985 neu erstellt worden war. Die übrigen Bauten bleiben erhalten und werden lediglich saniert.

Baubeginn im Jahr 2020

Das Baugesuch hierfür wird diese Tage im Amtsblatt publiziert und die Baugespanne beim Gemeinschaftszentrum aufgestellt. Wenn die Einsprachefrist abgelaufen ist, wird die Weisung zum Ausführungskredit mit Auflistung der Baukosten, die nach ersten Schätzungen rund 14 Millionen Franken betragen werden, im Stadt- und Gemeinderat behandelt. Somit erhalten Nutzer*innen und Anwohner*innen die Möglichkeit, sich frühzeitig über die geplanten Veränderungen zu informieren. Der Baubeginn ist für den Herbst 2020 geplant. Nach einer zweijährigen Bauzeit soll das GZ dann im Herbst 2022 in neuem Glanz erstrahlen.

Optimierung der Nutzung

Insgesamt soll das Angebot des GZs durch den Umbau, der vom Architekturbüro «deplus Architekten GmbH» konzipiert wird, nicht ausgebaut, sondern der Betrieb vor allem optimiert werden. «Die Büroräumlichkeiten etwa, die momentan in einer Galerie teilweise über die Werkstatt gehängt sind, müssen an die aktuellen gesetzlichen Anforderungen angepasst werden. Die Gebäudetechnik, wo überhaupt vorhanden, ist veraltet und benötigt mehr Platz», so erläutert Simon Zimmermann, verantwortlicher Projektleiter beim Amt für Hochbauten. Büros und Gebäudetechnik werden daher in den Neubau umziehen, der in Zukunft mit gleichem Fussabdruck mehrstöckig werden soll. Das Erdgeschoss wird weiterhin aus einem grossen Veranstaltungssaal bestehen, in den oberen Stockwerken werden neben den Büros und der Technik ein weiteres Sitzungszimmer Platz finden, das bei Bedarf auch vermietet werden kann. Um das Gesamtbild des Gemeinschaftszentrums nicht zu verändern, wurde bei der Projektierung des Neubaus Rücksicht auf die Umgebung genommen. Dem «Konzept unter Bäumen», wie Zimmermann es im Gespräch nennt, wird zum Beispiel durch das «Versorgen» der oberen Stockwerke im grossen Dach Rechnung getragen. Das Gebäude bleibt niedriger, als die es umgebenden Bäume, fügt sich in die Umgebungsanlagen ein und passt sich optisch dem bestehenden Gebäudeensemble an. Das geplante Dach verjüngt sich gegen oben und bleibt so nicht nur in Bezug auf die Höhe, sondern auch flächenmässig unter dem baurechtlich möglichen Rahmen.

Gebäuderochade und Neugestaltung des Spielplatzes

Umziehen werden aber nicht nur die Büros, sondern auch das beliebte Café Tintenfisch. Dieses wird von seinem jetzigen Standort in das heutige Werkstattgebäude wechseln, während die Werkstätten den alten Platz des Cafés einnehmen und hier einen definierten Bereich mit zwei Werkräumen erhalten werden. «Durch diese Rochade wird das Café stärker ins Zentrum des Betriebs gerückt», erklärt Karl Guyer, der Leiter des Gemeinschaftszentrums. Es erhält mehr Platz und eine zeitgemässe Infrastruktur in der Küche. Zukünftig wird es sich räumlich direkter zum Spielplatz hin orientieren, welcher ebenfalls neu gestaltet wird – eine Aufgabe, mit der Fredy Schelb beauftragt worden ist, der Spielplatzbauer, der bereits den bestehenden Spielplatz konzipiert hat. Damit wird auch das bewährte Motto «Märliwald» erhalten bleiben. Neu wird der Kleinkindbereich direkt vor der Terrasse des Restaurants zu liegen kommen, so dass die Eltern beim Kaffeetrinken einen besseren Überblick über ihren Nachwuchs erhalten. Generell soll die Platzgestaltung durch die Änderungen übersichtlicher und kompakter werden. Grundsätzlich werden die peripheren Zonen des GZs bewusst nicht weiter attraktiviert. Sie stehen stilleren Nutzungen zur Verfügung. Auch in der Parkanlage des Wipkingerparks werden den Wünschen der Bevölkerung entsprechend neue Bäume als Schattenspender gepflanzt sowie zusätzliche Sitzmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. «Die Sanierungspläne erscheinen aus unserer Sicht als Betreiber des Gemeinschaftszentrums sehr durchdacht und ausdifferenziert. Sie nehmen sowohl auf die Bedürfnisse der Betreiber*innen und der Nutzer*innen, als auch auf jene der Anwohner*innen so weit wie möglich Rücksicht», lobt Guyer das Vorhaben.

Provisorium

Bis es soweit ist, werden sich die Besucher*innen aber noch eine Weile gedulden müssen. Während der Bauzeit von zwei Jahren wird der Betrieb des GZs zwar eingeschränkt, aber durchgehend aufrechterhalten. Die Büroräumlichkeiten, Werkstätten und das Café werden in ein Provisorium hinter dem Kinderbauernhof umziehen. Der Bauernhof selbst bleibt von der Sanierung unberührt. Der Umbau wird in Etappen vorgenommen, wobei die einzelnen Bereiche jeweils nach ihrem Abschluss wieder zugänglich gemacht werden. Als Erstes soll der Spielplatz wieder freigegeben werden, mit der Einweihung des Cafés schliesslich wird der Umbau abgeschlossen werden. Und nach zwei Jahren dürfen dann die Wipkinger*innen und alle anderen Besucher*innen ihr geliebtes GZ wieder vollständig in Besitz nehmen.

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