Das Sozialzentrum soll umziehen

Das «Sozialzentrum Hönggerstrasse» soll zum «Sozialzentrum Wipkingerplatz» an der Röschibachstrasse 24/26 werden. Doch zuerst muss dort umgebaut werden. Unumstritten war und ist das Geschäft im Gemeinderat nicht.

In diese Ecke des Gebäudekomplexes soll das neue «Sozialzentrum Wipkingerplatz» einziehen können.
Links der vorgesehene Standort des neuen Sozialzentrums an der Röschibachstrasse.
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Wie die Stadt Zürich mitteilte, soll das Gebäude an der Röschibachstrasse 24/26 als Ersatz für das Sozialzentrum Hönggerstrasse instandgesetzt werden. Dies beantragte er per Weisung am 12. Dezember 2018 an den Gemeinderat. Kostenpunkt: 30,9 Millionen Franken einschliesslich Reserven, über welche voraussichtlich kommenden November abgestimmt wird – zusammen mit einem Kredit von 28,9 Millionen Franken für die Übertragung der Liegenschaft vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen hat das Volk für das Geschäft 59.8 Millionen zu bewilligen. Das Sozialzentrum, zuständig für die Quartiere Unterstrass, Oberstrass, Wipkingen und Höngg, ist derzeit in der privaten Liegenschaft an der Hönggerstrasse 24 eingemietet. Das Haus ist nicht nur instandsetzungsbedürftig, sondern bietet auch keine Arbeitsplatzreserven. Weil die städtische Raumstrategie ferner verlangt, Fremdmieten zu reduzieren, soll das Sozialzentrum deshalb in jene Liegenschaft umziehen, welche die Stadt 2014 von der Zürcher Kantonalbank für 34,7 Millionen erworben hatte. Rund 200 Büroarbeitsplätze werden entstehen. Zusammengefasst sollen neu auch gesamtstädtische Angebote, welche derzeit auf mehrere Standorte verteilt sind und auch das heute im Sozialzentrum Dorflinde untergebrachte Quartierteam Affoltern soll eine neue Heimat bekommen.

Die Kosten für das Bauprojekt wurden ursprünglich auf rund zehn Millionen Franken geschätzt. Die Zustandsanalyse zeigte dann jedoch, dass viel mehr instandgesetzt werden muss: So müssen unter anderem die Fassade erneuert, die Gebäudetechnik teilweise ersetzt und energetisch optimiert sowie der Brandschutz verbessert werden. Folglich erhöhte sich der nun beantragte Objektkredit von zehn auf besagte 30,9 Millionen Franken. Dafür bekommt die Stadt aber auch etwas, schreibt sie in der Medienmitteilung: Durch den Umzug des Sozialzentrums in die städtische Liegenschaft können jährlich Mietkosten von rund 730 000 Franken eingespart werden. Allerdings steht nirgends geschrieben, was die Stadt an dieser Lage an Fremdmiete hätte einnehmen können.

Diskussionen bereits um den Projektierungskredit

Das Geschäft machte bereits am 6. Dezember 2017 von sich reden, als im Gemeinderat die Weisung des Stadtrates vom 17. Mai behandelt wurde, in der es um die Erhöhung des am 30. März 2016 bewilligten Projektierungskredites von 1,85 auf 3,6 Millionen Franken ging.
Die Mehrheit aus SP, GLP, Grünen, CVP und AL in der zuständigen Gemeinderatskommission befürwortete das Anliegen und der Rat stimmte letztlich mit 77 gegen 38 Stimmen zu. Doch es gab auch Argumente dagegen: Zuerst jene aus SVP und FDP, welche zwar für den Ausstieg aus Fremdmieten plädieren, doch nicht um jeden Preis. So sagte etwa Stefan Urech (SVP), dass man bei der Visualisierung der Empfangshalle eher an die Rezeption des Park Hyatt in Dubai denke als an ein Sozialzentrum. Patrick Albrecht (FDP) fand, das Gebäude sei bereits zu teuer gekauft worden und die Weisung überzeuge umso weniger, als beim Kauf der Liegenschaft davon ausgegangen worden sei, dass nur eine «Pinselsanierung» nötig sei. Das kritisierte auch Ann-Catherine Nabholz namens der GLP, doch letztlich stimmte die GLP dem Projektierungskredit zu, «weil es keine Ausweichmöglichkeit gibt». Selbst die AL stimmte nicht euphorisch zu, wie Andrea Leitner Verhoeven damals sagte: «Instandsetzungsarbeiten sind wie alle Bauvorhaben in der Stadt Zürich unnachvollziehbar teuer, aber das müsste einmal grundsätzlich diskutiert werden und nicht jedes Mal wieder am einzelnen Objekt».
Dass zwischen ersten Schätzungen und späteren Objektkrediten oft gross Differenzen liegen, stritt auch Stadtrat André Odermatt in seiner Stellungnahme nicht ab, erklärte dies aber mit der Abwicklung des Kaufs: «Die Stadt Zürich stand damals in einer Kaufkonkurrenz und musste sehr schnell entscheiden», sagte er im Rat, «in einer solchen Situation wird das Objekt aufgrund der Unterlagen und einer kurzen Besichtigung geschätzt». Das ergäbe immer eine sehr grobe Kostenschätzung – wenn man es hingegen genau wissen möchte, müsste man das Haus sehr genau analysieren: «in der dafür nötigen Zeit wäre das Haus aber bereits verkauft. Das ist die Grundproblematik», so der Magistrat.

Zwischennutzung bis zum Baustart

Die stadträtliche Weisung vom 12. Dezember 2018 wird derzeit in der zuständigen Kommission behandelt. Wann im Gemeinderat darüber abgestimmt wird, ist noch offen. Sicher ist, dass letztlich das Volk an der Urne entscheiden wird, da die Ausgaben über 20 Millionen Franken liegen. Die Infrastruktur der früheren ZKB-Filiale sowie die des ehemaligen Cafés Röschibach werden zurückgebaut, damit im Erd- und im ersten Obergeschoss der Empfang und eine Besprechungszone für Beratungsgespräche des Sozialzentrums eingerichtet werden können, ab dem zweiten Obergeschoss sind die Bürozonen vorgesehen. Die bestehenden 23 Wohnungen bleiben erhalten. Die Zugänge zu Wohn- und Bürotrakt sollen voneinander getrennt werden. Bis mit den Arbeiten begonnen wird, werden die Gewerbeflächen des Gebäudes weiterhin als Zwischennutzung vermietet. Nicht betroffen von den Umbauplänen ist die Liegenschaft Röschibachstrasse 22 mit der Coop-Filiale.
Die Zustimmung des Gemeinderats und des Stadtzürcher Stimmvolks vorausgesetzt, wäre der Baustart im Frühling 2020, der Bauabschluss im Herbst 2021 und die Inbetriebnahme für Anfang 2022 möglich.

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