Der Druchbruch der «West Coast Bass Culture»

Seit drei Jahren starten zwei junge Wipkinger Musikproduzenten als Duo L*o*J voll durch. Mit ihrer Musik, den «Experimental Trap Beats», sprechen sie jedoch ein weit entferntes Publikum in der Region um Los Angeles stärker an als die Leute in ihrer eigenen Stadt.

Das Produzenten-Duo L*o*J, Loris Buonsanti (links) und Josh Duvernay (rechts)

Sie sind zurzeit ziemlich erfolgreich, Loris Buonsanti und Josh Duvernay. Als Duo L*o*J produzieren sie einen Musikstil, der sich Experimental Trap nennt. Experimental Trap ist ein Subgenre des Traps, welcher zurzeit in den Vereinigten Staaten und besonders in Kalifornien, im Zuge der «West Coast Bass Culture», den grossen Durchbruch erlebt und viele Newcomer in diesem Bereich auf den Plan gerufen hat. Charakteristisch für diese Musik ist die Kombination von Hip-Hop-Beats mit elektronischen Trap-Elementen. Die basslastige Musik überrascht mit einer grossen Diversität verschiedener Töne und kann unglaublich vielfältig und innovativ sein. «Das Spezielle am Experimental Trap ist, dass es in dieser Musikrichtung keine «Stilregeln» gibt. Es ist möglich, in einem Song traditionelle Musikinstrumente oder Gesang, wie eine japanische Harfe, afrikanische Flöten oder indische Vocals, mit dem Sounddesign, den Drums und Percussions des Traps zu vereinen. Das macht auch das Produzieren immer wieder spannend und lässt uns in neue Welten abtauchen», erzählt Loris.

Die Anfänge von L*o*J

Die ersten Schritte in Sachen Musikproduktion machte Loris zu Hause. Seine Mutter hatte einem Freund einen Computer abgekauft, auf dem noch ein altes Logic-Musikprogramm installiert war. Auch Loris durfte diesen Computer ab und zu benutzen. «Meine Mutter hatte bemerkt, dass ich zu viel Zeit mit Games und Surfen im Internet verbrachte. Um mich davon abzuhalten, stellte sie mir den Zugang zum Internet und meinen Games ab. Das Logic war nun das einzige Programm, das ich benutzen konnte. So entdeckte ich meine Leidenschaft für das Produzieren von Musik». Zur selben Zeit lernte er Josh kennen. Sie wurden schnell beste Freunde, und irgendwann hatte Loris die Idee, dass sie gemeinsam Musik machen könnten. Josh war rasch überzeugt, und so fing alles an.

Vom Deep House zur experimentellen Bassmusik

Zu Beginn produzierten die beiden noch Deep House und nannte sich «Duotex». Unter diesem Namen eröffneten sie ein Soundcloud-Konto und veröffentlichten darauf ihre ersten Tracks. «Das Genre Deep House wählten wir, weil wir einerseits beide diese Musik hörten und andererseits, weil sie relativ einfach zu produzieren ist. Es bot sich geradezu an, da wir noch nicht viel Erfahrung mit dem Programm gesammelt hatten».
Der Wandel hin zur experimentellen Bassmusik geschah durch einen Zufall. «Jules, ein Freund von mir, spielte mir einen Track von Mr. Carmack, einem sehr berühmten Produzenten in der Szene, vor», erzählt Lori. Diese Art von Musik hatte ich noch nie gehört! Sie packte mich sofort: Das war Experimental Trap». Auch Josh erkannte das Potenzial dieser Musik. Sie entschieden sich, ein neues Soundcloud-Konto unter dem Namen L*o*J und mit einer neuen Musikrichtung zu eröffnen.

Erste Meilensteine und der Ballon d`Or

Seit drei Jahren produziert das Duo L*o*J nun schon Experimental Trap Beats und hat bereits einige Meilensteine auf seinem Weg erreicht. Der erste grosse Erfolg war ihr erster Release beim international bekannten Label Divison von Noisia. Loris und Josh, beide Fans des Labels, konnten es kaum glauben, dass sie nun selber bei Noisia veröffentlicht wurden. Es folgte ein gemeinsam produzierter Song mit Dilip, einem Star in der Trapszene und aktueller Produzent bekannter Grössen wie Soulja Boy. Zu einem besonderen Highlight wurde für L*o*J die letztjährige Auszeichnung zum Fussballer des Jahres «Ballon d`Or», als bei einer Showeinlage der bekannten Dance-Crew um Salif Gueye einer ihrer Tracks gespielt wurde. «Zu wissen, dass einer unserer Tracks bei einer solch grossen und wichtigen Veranstaltung abgespielt wurde, ist krass.»

Eine Mini-Tour in Kalifornien und das erste Festival

L*o*J hat mittlerweile fast 10`000 Follower auf Soundcloud, und ihre Songs wurden insgesamt mehr als eine Million Mal abgespielt. Für Musikproduzenten, die erst drei Jahre im Business sind, ist das ziemlich viel. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg ist das regelmässige Veröffentlichen neuer Beats und der Aufbau einer Fanbase von regelmässigen Zuhörern. Nur so erhält man neue Reposts und Followers, kann Connections knüpfen und so das eigene Netzwerk vergrössern. Damit schafften es L*o*J im letzten Jahr sogar bis nach Kalifornien. Ihre kleine Tour führte sie in die Städte San Clemente, Santa Cruz und Oakland. «Zu dieser Gelegenheit kamen wir, weil uns Clubs angefragt und gebucht haben. Diese Mini-Tour in Kalifornien war eine der besten Erfahrungen für uns. Wir haben viele neue Leute und Artisten kennengelernt. Es ist etwas vom Schönsten, wenn man spürt, dass Musik geschätzt wird und die Leute diesen Stil und den Traum dahinter verstehen und ebenfalls zu leben versuchen». Während sich der Experimental Trap in Kalifornien grosser Beliebtheit erfreut, ist er in der Schweiz noch nicht über das Stadium einer Subkultur herausgewachsen. Auch den Grossteil ihrer Fans und regelmässige Zuhörer auf Soundcloud und Spotify haben L*o*J in Amerika.
Ende Mai waren die beiden bereits zum zweiten Mal in den Staaten und hatten einen Auftritt am «Emissions-Festival» in Kalifornien. Noch nie zuvor waren sie an einem Festival aufgetreten. «Der Moment, als wir dort auf der Bühne standen und alle diese Menschen sahen, die mit unserem Sound am Feiern waren, gehört zu den schönsten meines Lebens». Mittlerweile sind die beiden wieder zurück in Wipkingen und bereits an neuen Projekten und Tracks dran.

Feedbacks und das «böse» Internet

Eine wichtige, treibende Kraft und Motivation für die beiden Jungs von L*o*J ist das positive Feedback. Besonders für Loris bedeutet das emotional viel. «In meiner Schulzeit hatte ich in vielen Fächern Schwierigkeiten und war nicht wirklich der Musterschüler. Das liessen mich meine Lehrer auch spüren. Dass wir nun im Internet, über die Sozialen Medien und bei den Auftritten so viel Wertschätzung erhalten, spornt mich jeden Tag von Neuem an».
Das Internet ist eine wichtige Grundlage des Erfolgs von L*o*J. Kein Wunder, hat Loris Mühe damit, dass das «Netz» oft negativ dargestellt wird. «Das Internet ermöglicht es den Leuten, ihr Talent mit einer grossen Anzahl Menschen zu teilen und so bekannt und erfolgreich zu werden. Josh und ich haben auf unserer Kalifornien-Reise Leute kennengelernt, die ihre Ziele nur durch das Internet erreichen konnten. Ohne hätten auch wir unsere Reise in die USA gar nie machen können, die Leute hätten uns schlicht nicht auf dem Radar gehabt. Kommt hinzu, dass Plattformen wie Soundcloud oder Instagram gratis und frei zugänglich sind. Man hat also nichts zu verlieren, wenn man sein Talent dort teilt».

Zukunftsziele und die Schweiz

Loris und Josh haben noch sehr viel vor. Ihre Soundcloud-Community wächst und das Feedback motiviert die beiden, jeden Tag weiterzuarbeiten und weiterzukommen. Ziel ist es, ihren Musikstil auch in der Schweiz bekannt zu machen und zu etablieren. «Wir glauben fest daran, dass diese Musik viel Potenzial und Luft nach oben hat. Wir hoffen, dass sich aus dieser Subkultur etwas entwickeln wird, das einen ähnlichen Erfolg wie in Amerika hat. Wir bringen den Experimental Trap von L.A. nach Wipkingen! Gleichzeitig wollen wir in Amerika aber auch beweisen, was für ein Potenzial in der versteckten Schweizer Musikszene liegt».

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