«Der Rosengarten soll zu einer verbindenden Achse im Quartier werden»

Leonora Seiler, Cristiana Grossenbacher und Hüseyin Mamakli kandidieren neu im Kreis 10 auf der grünen Liste für einen Sitz im Gemeinderat. Martin Busekros stellt sich zur Wiederwahl. Die vier Kandidat*innen erzählen im Gespräch mit Stefanie Pfändler, welche Themen ihnen wichtig sind und für welche Anliegen des Kreis 10 sie sich einsetzen möchten.

Sie kandidieren für die Grünen: (v.l.n.r.) Martin Busekros (26, Geschäftsführer Umweltverein), Leonora Seiler (27, Geografin und Umweltforscherin), Hüseyin Mamakli (57, Kundenbetreuer Gastro), Cristiana Grossenbacher (31, Unternehmerin). (Foto: zvg)

Ein Artikel von Stefanie Pfändler, Grüne 6/10

Leonora, Cristiana und Hüseyin, ihr kandidiert neu für den Kreis 10: Was sind Themen, die ihr gerne in den Gemeinderat einbringen würdet?

Leonora: Mein Herz schlägt für eine Stadt, die gerecht, solidarisch und umweltfreundlich ist. Dazu gehört, dass wir eine mutige Umweltpolitik anstreben und für eine Stadt kämpfen, in der sich alle wohlfühlen und frei bewegen können.
Hüseyin: In meinem Alltag habe ich viel mit dem lokalen Gewerbe zu tun und kenne ihre Anliegen. Für mich machen diese kleinen Geschäfte die Stadt Zürich ein Stück weit aus.

Cristiana: Für mich geht es nicht nur darum, dass die Politik Dinge vorgibt – die Bevölkerung soll mitgestalten können. Ich glaube daran, dass lokale Initiativen und zahlreiche kleine Aktionen viel bewirken können. Dafür braucht es die richtigen politischen Rahmenbedingungen und Fördermassnahmen.

Martin, du sitzt bereits für den Kreis 10 im Gemeinderat: Was konntest du erreichen und welches Thema möchtest du in der nächsten Amtsperiode angehen?

Martin: Ich bin mit viel Elan gestartet und wollte die Rosengartenstrasse rückbauen lassen. Doch hier ist die politische Situation wegen des Kantons so verzwackt wie auf keiner anderen Strasse Zürichs. Immerhin stehen nun Zebrastreifen und eine Veloquerung in Aussicht. Sobald das Bauprojekt auf dem Grünwald-Areal endlich vorliegt, möchte ich dort die Interessen des Quartiers durchsetzen.

Leonora, Hüseyin und Cristiana, wie sollte sich die Rosengartenstrasse in den nächsten vier Jahren entwickeln? Und wie sieht die Achse in zehn Jahren aus?

Leonora: Am besten zu einem Rosengarten anstelle einer Strasse (lacht). Am Rosengarten müssen endlich die Anwohnenden entlastet werden. Der motorisierte Individualverkehr muss reduziert und die Luftqualität und die Sicherheit für Velofahrende und Fussgänger*innen müssen verbessert werden.

Hüseyin: Ich bin vom Lärm der Rosengartenstrasse direkt betroffen und würde mich tatsächlich nur schon freuen, wenn es in vier Jahren etwas ruhiger ist. Zum Beispiel durch Tempo 30.

Cristiana: In zehn Jahren sehe ich eine echte Quartierstrasse und zwei Spuren, die zu Velostreifen und Baumreihen geworden sind. Das bringt weniger Lärm, kühlere Temperaturen und sichere Wege für alle im Quartier – vor allem auch für Kinder.

Leonora: Der Rosengarten soll nicht länger eine Barriere zwischen den Quartierteilen sein, sondern zu einem Begegnungsort und einer verbindenden Achse im Quartier werden.

Cristiana: Genau. Das braucht ein Umdenken und Mut vonseiten Stadt und Kanton – und die Quartiere müssen beim Wandel mitbestimmen können.

Die explodierenden Mietpreise in Wipkingen und Höngg machen vielen Bewohnenden zu schaffen. Wie können wir ein durchmischtes Quartier bleiben, in dem alle ein Zuhause finden?

Leonora: Wir müssen bezahlbaren Wohnraum fördern und Immobilieninvestoren eindämmen! Baugenossenschaften schützen unsere Quartiere vor Spekulation. Darum müssen wir diese konsequent fördern. Auch das Vorkaufsrecht, über das wir im November abstimmen, ist ein wichtiger Hebel in der Wohnungskrise. Damit geben wir der Stadt Zürich mehr Möglichkeiten, Liegenschaften aufzukaufen, ohne direkt im freien Markt mitbieten zu müssen.

Cristiana: Das sehe ich auch so. Zudem dürfen ökologische Sanierungen nicht als Kündigungsgrund missbraucht werden. Klimaschutz soll nicht nur für Wohlhabende da sein.

Martin: Aus Klimasicht ist der Ersatzneubau immer Worst Case. Deshalb müssen wir konsequent im Bestand verdichten.

Wofür braucht es in Wipkingen oder Höngg mehr Platz? Und worauf könntet ihr verzichten?

Hüseyin: Für mich braucht es auch in unseren Quartieren attraktive Aussengastronomie.

Leonora: Höngg und Wipkingen haben beide historisch gewachsene Quartierzentren, die für ein gemeinsames Miteinander extrem wichtig sind. Dafür können unsere Quartiere sehr gut auf noch mehr Platz für Blech verzichten.

Martin: Genau. Wir sollten die historischen Quartierzentren mehr als solche nutzen – so verringern wir auch den Verkehr.

Cristiana: Ich hätte gerne mehr Raum für Experimente und gemeinsames Ausprobieren! Ich träume von kleinen Nachbarschaftsgärten und Biodiversitätsflächen, die nicht nur schön aussehen, sondern wo Kinder Käfer entdecken können. Die Verkehrsrouten entlang braucht es dringend mehr Schatten. Niemand sollte im Sommer auf heissem Asphalt Velo fahren oder spazieren müssen. Mit dem Käferberg und der Limmat haben wir wertvolle Erholungsräume. Diese Qualität sollte nicht an der Quartiergrenze enden, sondern in unsere Strassen und Plätze geholt werden, damit wir alle täglich davon profitieren.

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