Der Umzug der Lichtkläuse

Grosse Lichthüte, weisse Gewänder und viel Lärm – die Wipkinger Lichtkläuse waren wieder unterwegs. Ein Erlebnisbericht.

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Die verzierten Lichthüte sind Tradition und Teil des Brauches.

Endlich war es wieder soweit: Der Lichtklaus-Umzug von Wipkingen konnte stattfinden. Wegen der Pandemie musste in den letzten beiden Jahren darauf verzichtet werden. Nun war die Vorfreude auf das erste Dezemberwochenende umso grösser und die Lichtkläuse konnten sich wieder auf den Weg machen, um das Quartier zu erhellen und mit den Schellen die Stille zu vertreiben. Der Klang soll die bösen Geister vertreiben, heisst es. Wie es die Tradition verlangt, trafen sich alle Teilnehmenden im Gesundheitszentrum für das Alter Käferberg. Dort wurden sie mit Lichthüten, weissen Gewändern und Schellen ausgerüstet. Pünktlich um 18 Uhr marschierten die Lichtkläuse los, angeführt wurden sie von einem Samichlaus und seinem Gehilfen, dem Schmutzli.

Ein Marsch durch Wipkingen

Der Weg führte zunächst den Waidfussweg hinunter. Den ersten Halt machte der Umzug im Gesundheitszentrum für das Alter Trotte, wo die Truppe den Bewohnenden spanische Nüsse, Mandarinen und Schokolade verteilte. Die Freude bei den Menschen dort war gross.
Nach dem Besuch ging es für die Lichtkläuse weiter zum Röschibachplatz. Zwischendurch kam es zu lustigen Szenen, denn manchmal vergassen die Kläuse, wie hoch doch ihr Hut war: Der eine oder andere Lichtklaus blieb mit seinem Kopfschmuck in den Ästen eines Baumes hängen oder streifte versehentlich ein Strassenschild. Das sorgte für Lacher unter den Teilnehmenden am Umzug.

Am Röschibachplatz angekommen, wurde eine zweite Verschnaufpause eingelegt. Das in bunter Umgebung, denn die Adventslichtinstallation von Roman Beranek warf ein sanftes und farbiges Licht mit vielen Sujets auf die Kläuse mit ihren weissen Gewändern. Auch für die anwesenden Kinder war es ein Abenteuer: Sie hüpften von Stern zu Stern, während die Erwachsenen das Werk bestaunten.

Zurück nach Hause

Nach der Rast folgte der «strenge» Teil der Strecke – der steile Anstieg zurück auf den Käferberg. Aber auch dieser Weg vermochte zu begeistern: An vielen Orten spähten die Bewohner*innen neugierig aus dem Fenster, um zu erfahren, warum die Strassen plötzlich voller Licht und Kläuse waren. Und wer sich vor die Tür wagte, wurde beschenkt: Der Samichlaus und sein Schmutzli sowie die Lichtkläuse verteilten Schokolade an die Menschen. 
Als das Ende des Umzugs nahte, wurde der Hunger der Teilnehmenden grösser. Denn sollte es nicht beim Umzug bleiben: Im Käferberg wartete ein feines Raclette auf die Teilnehmenden. Bevor es aber soweit war, führte der Weg noch durch den Park des Stadtspitals Waid. Die Aussicht auf die Lichter der Stadt war, ist und bleibt unbezahlbar.
Im Gesundheitszentrum Käferberg angekommen, konnten sich die Teilnehmenden von ihren Hüten und den Gewändern trennen und die Schellen abgegeben. Dort waren die Tische gedeckt und das wohlverdiente Raclette stand bereit. Zufrieden und ausgepowert wurde das Abendessen genossen und auf die Leistung angestossen. Der Abend klang in angenehmer Gesellschaft aus.

Der Lichtklausumzug

In Wipkingen bringen die Kläuse jeweils um den St.-Nikolaus-Tag herum den Menschen ihr Licht, so will es der Brauch. Während die hohen Lichthüte der bischöflichen Mitra nachgebildet und eine Referenz an den christlichen Glauben sind, haben die Hörner und Schellen einen heidnischen Ursprung. Vor genau 90 Jahren hatte der Jugendschriftsteller und Pädagoge Fritz Brunner den Wipkinger Lichtklausumzug ins Leben gerufen. Damals waren es die Schüler*innen der Oberstufe Milchbuck, die mit verzierten Lichthüten und Glocken durch das Quartier zogen.
Seit 1992 pflegen das Gesundheitszentrum für das Alter Käferberg und das Schulungszentrum der Stadt Zürich diese Tradition. Neben den Mitgliedern verschiedener Vereine und Organisationen laufen deshalb auch viele Mitarbeitende des Gesundheitszentrums am Umzug mit. Sie sind es auch, die sich um die Restaurierung und die Pflege der aufwendig fabrizierten Hüte kümmern. Wer sich anmeldet, kriegt jeweils Hemd und Hut zur Verfügung gestellt. In den letzten Jahren engagierte sich
der Quartierverein Wipkingen ebenfalls für die Lichtkläuse und konnte so vermehrt Quartierbewohner*innen zur Teilnahme animieren.

1 Kommentare


Hans Glanzmann

20. Dezember 2023  —  00:42 Uhr

Guten Abend, als ehemaligen Wipkingen Bewohner (meine ersten 20 Lebensjahr) würde ich mit Freunde am Umzug teilnehmen.
Der Umzug hat mich als Kind so fasziniert, dass ich heute ein begeisterter Klausjäger in
Küssnacht am Rigi bin.
Beste Grüsse und frohe Festtage
Hans Glanzmann

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