Die Armut in der Schweiz nimmt zu

In der Schweiz sind die Löhne in den allermeisten Branchen fair und entsprechen den Vorgaben des Mindestlohnes heute schon. Mindestlohnvorgaben bekämpfen das Armutsrisiko jedoch nur bedingt. Ein Kommentar von Claudia Rabelbauer, Gemeinderätin EVP.

Viele können heute kein Geld mehr auf die hohe Kante legen. (Foto: Pixabay/Andrew Khoroshavin)

Das Armutsrisiko hat in der Schweiz nachweislich zugenommen. Hilfswerke wie die Caritas Schweiz bestätigen dies. Fixkosten wie Miete und Nebenkosten, Krankenkassenprämien sowie die allgemeinen Lebenskosten und Mobilität haben seit der Teuerung sprunghaft zugenommen. Viele können heute nichts mehr auf die hohe Kante legen.

Fallen dann unvorhergesehene Ausgaben an, wie beispielsweise eine hohe Zahnarztrechnung, muss ein Konsumkredit aufgenommen werden, dessen Zinsen wiederum das Haushaltbudget belasten. Die Schuldenfalle kann schneller zuschnappen, als einem lieb ist. Der Trend hin zur Hochpreisinsel Schweiz kann nicht durch höhere Löhne bekämpft werden. Diese sind im Gegenteil oft der Grund für die Rechtfertigung der hohen Preise in der Schweiz.

Die Kaufkraft ist in der Schweiz immer noch hoch und die Leute sind bereit, hohe Preise zu bezahlen. Der Meridianlohn liegt in Zürich bei 8000 Franken und es besteht teils eine zu geringe Bereitschaft, auf günstigere Produkte auszuweichen. Dass die Schere zwischen Arm und Reich rasch weit auseinandergehen kann, liegt auf der Hand. Preise sinken, wenn alle ein Preisbewusstsein haben. Sobald eine Schmerzgrenze erreicht wird, wechseln Kunden den Anbieter.

Leider gibt es in der Schweiz viele Reglementierungen und administrierte Preise, sodass der Wettbewerb nicht greifen kann. Der Staat sollte sich darauf beschränken, gute Rahmenbedingungen für mehr Wettbewerbsfreiheit zu schaffen, zusammen mit sozialverträglichen, flankierenden Massnahmen, wie den Mindestlohnvorgaben.

Als Kitaleiterin arbeite ich seit Jahren mit der Stadt Zürich zusammen. Wir können subventionierte Plätze anbieten und damit unser Kundensegment erweitern, im Gegenzug halten wir uns an die Mindestlohnvorgaben der Stadt Zürich, die sich wiederum am Branchenverband «kibesuisse» orientiert. Das hat sich gut bewährt, schaffte in der Kitabranche gleich lange Spiesse und verhinderte ein Lohndumping.

Sollten jedoch die Mindestlohnvorgaben massiv ansteigen, hätte das negative Folgen. Zu hohe Löhne könnten vom Betrieb nicht getragen werden und der Personalbestand müsste auf ein Minimum reduziert werden, was wiederum zur Folge hätte, dass die Arbeit auf weniger Schultern verteilt würde und für den Einzelnen mehr Stress bedeutet. Mindestlohnvorgaben stellen deshalb ein Minimum dar. Den Lohn zu optimieren, darf nicht politisch geregelt werden, sondern ist Sache der Unternehmen.

Eingesandt von Claudia Rabelbauer, Gemeinderätin, EVP Stadt Zürich

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