«Die moderne Schweiz wurde massgeblich von der FDP geprägt»

Unter dem Motto «Verschiedene Hintergründe – gleiche Ziele» befragt Claudia Simon Mitglieder der FDP 10. Heute ist der 59-jährige Jurist Robert Kouba im Interview. Er ist gebürtiger Tscheche, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Kouba engagiert sich im Vorstand der FDP 10.

Der Jurist Robert Kouba. (Foto: zvg)

Robert, du bist hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang in der damaligen Tschechoslowakei aufgewachsen. Wann und weshalb bist du in die Schweiz gekommen?
Robert Kouba: Ich bin zusammen mit meinen Eltern im Jahr 1969 in die Schweiz gekommen. Wegen der Zerschlagung des Prager Frühlings und des Einmarschs der Sowjetarmee sind damals viele Tschechen geflohen, bevor die Grenze zugemacht wurde. Ich war fünf Jahre alt und kann mich daran nicht mehr genau erinnern. Die Sprache war ein Problem, denn ich konnte kein Deutsch. Das änderte sich aber schnell durch den Kindergarten und die Schule. Meine Mutter war immer erwerbstätig. Das war damals in den 1970er-Jahren in der Schweiz noch nicht so selbstverständlich wie heute. Meine Verwandten in Tschechien konnte ich erst wieder nach der samtenen Revolution 1990 besuchen.

Warum bist du Mitglied der FDP geworden?
Weil ich die gleichen Werte wie die FDP teile. Für eine liberale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik und gegen die zunehmende Bevormundung durch den Staat und einzelne Interessengruppen. Die moderne Schweiz wurde massgeblich durch die FDP geprägt, und deshalb ist es wichtig, sich weiterhin für diese Werte einzusetzen.

Wie erlebst du den aktuellen Krieg in der Ukraine?
Dieser Krieg ist eine Katastrophe für die Ukraine, aber auch für ganz Europa. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass es auf europäischem Boden wieder einen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat geben wird. Putin darf diesen Krieg auf keinen Fall gewinnen. Gerade als Tscheche möchte ich in Erinnerung rufen, dass die Appeasement-Politik gegenüber Hitler im Jahr 1938 auch nicht funktionierte, nachdem er zuerst das Sudetenland weggenommen und dann das Protektorat Böhmen-Mähren ausgerufen hatte. Die Europäer wollen zwar keinen Krieg gegen Putin, aber Putin ist schon längstens im Krieg gegen uns. Wir sollten das endlich erkennen und die Ukraine weiterhin unterstützen. Die Situation wird in Polen, der Slowakei oder den baltischen Staaten auf jeden Fall ganz anders wahrgenommen als etwa in der Schweiz oder in Deutschland.

Wie ist es für dich, wenn du heute nach Tschechien gehst?
Ich konnte erst 1990 wieder meine alte Heimat besuchen. Am Anfang war es schon ein bisschen seltsam für mich, dass plötzlich alle um mich herum tschechisch sprachen. Die Stimmung war nach der samtenen Revolution fast ein bisschen euphorisch. Endlich gab es wieder Demokratie, freie Marktwirtschaft und offene Grenzen. Heute ist Tschechien ein modernes Land. Leider sind die Menschen dort nach wie vor anfällig für populistische Parteien, welche der Bevölkerung immer wieder neue Versprechen machen bezüglich höheren Löhnen, höheren Renten, staatlichen Subventionen und das Ganze durch eine masslose Staatsverschuldung finanzieren.

0 Kommentare


Themen entdecken