«Die typischen Traumberufe haben mich nicht wirklich interessiert»

Sie ist Abteilungsleiterin und Mutter: Sebil Özel arbeitet seit 2008 im Gesundheitszentrum für das Alter Käferberg. Im Interview erzählt die gebürtige Wipkingerin, wieso sie sich für den Pflegeberuf entschieden hat und wie sie die Herausforderung meistert, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen.

Sebil Özel (links) bespricht mit ihrem Team den Tagesablauf. (Foto: zvg)

Ein Artikel von Deborah Sierra, Gesundheitszentrum für das Alter Käferberg

Sebil Özel, du hast dich für eine Ausbildung zur Fachperson Gesundheit – kurz FaGe – entschlossen, wieso?

Sebil Özel: Alles rund um Medizin hat mich schon immer interessiert – zum Beispiel Spritzen oder Blutentnahmen. Ausserdem wollte ich Menschen helfen, die nicht in der Lage sind, sich selbstständig um sich zu kümmern. In der Pflege bot sich beides an.

War die Pflegeausbildung schon immer dein Traum? Oder was wolltest du als Kind werden?

Tatsächlich haben mich die typischen Kindertraumberufe wie Pilotin, Tierärztin oder Lehrerin nicht wirklich interessiert. Umso mehr war ich fasziniert von den Krankenschwestern in den türkischen Serien. Die wiesen die Leute darauf hin, dass man im Krankenhaus leise sein muss. Als Kind hat mich das irgendwie beeindruckt, sie sorgten für eine entspannte Stimmung. Wahrscheinlich haben mich diese Serien insgeheim beeinflusst in meiner Entscheidung, die FaGe-Ausbildung zu machen.

Was muss man mitbringen für die FaGe-Ausbildung und was fandest du am spannendsten?

Die Ausbildung dauert drei Jahre. Gefragt sind Eigenschaften wie Kontaktfreudigkeit, Geduld und Respekt, aber auch Verantwortungsbewusstsein, gute Beobachtungsgabe und eine sorgfältige und genaue Arbeitsweise. Das Interessante ist, dass man das in der Schule gelernte zeitnah im Lehrbetrieb umsetzen kann. Die Ausbildung ist sehr abwechslungsreich. Dazu gehört die Pflege der Menschen, sprich die Menschen bei der Hygiene und Körperpflege zu unterstützen, beim An- und Auskleiden zu helfen, aber auch die Selbstständigkeit der betreuten Menschen zu fördern. Etwas vom spannendsten fand ich, dass man lernt, wie man Spritzen injiziert, Medikamente vorbereitet und verabreicht oder Blutproben entnimmt.

Wie ging dein Weg nach der Ausbildung weiter?

Nach dem Abschluss der Ausbildung im Jahr 2011 arbeitete ich Vollzeit im Käferberg. Ein Jahr lang war ich in der Akut- und Übergangspflege tätig, auch regelmässig im Nachtdienst. Dann wurde mir zunehmend bewusst, dass ich mehr wollte. Mehr Verantwortung, mehr Vertiefung. Ich entschied mich für das Studium Pflege HF. Als ausgebildete FaGe konnte ich das Studium in zwei statt drei Jahren abschliessen. Während des Studiums konnte ich viele Erfahrungen in unterschiedlichen Wohnbereichen sammeln. So arbeitete ich nebst der Akut- und Übergangspflege auch auf einem Wohnbereich mit Menschen, die Langzeitpflege benötigen und konnte ein Fremdpraktikum bei der Spitex Höngg absolvieren. Nach dem Abschluss meines Studiums absolvierte ich noch den Berufsbildnerkurs und wurde Hygieneverantwortliche des Wohnbereichs auf dem ich tätig war. 2018 ergab sich dann die Chance für mich, eine Führungsposition als Abteilungsleiterin zu übernehmen. Und vor drei Jahren folgte schliesslich mein grösstes bisheriges Highlight: Ich bin Mutter von einem Sohn geworden. Nach meiner Mutterschaftspause ermöglichte man mir im Käferberg, den Wohnbereich weiterhin mit einem 60-Prozent-Pensum zu führen – anfangs noch in einer Co-Leitung.

Was ist dir als Abteilungsleiterin wichtig in deinem Team?

Als erstes fallen mir die Stichworte Vertrauen, Zuverlässigkeit und Kommunikation ein. Da ich nur 60 Prozent arbeite, bin ich auf ein stabiles, leistungsfähiges Team angewiesen. Mein Team besteht aus den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, in dem alle ihren Platz haben. Das Team wird vollumfänglich miteinbezogen. Wenn ich abwesend bin, weiss ich, dass die Arbeit effizient und mit Freude erledigt wird. Ich bin sehr glücklich, ein solch leistungsfähiges Team führen zu dürfen.

Wie hast du die Herausforderung gemeistert, deine berufliche Karriere und die Kinderbetreuung zu koordinieren?

Durch die Unterstützung meines Mannes und meiner Familie kann ich mein Privat- und Berufsleben optimal kombinieren. Mein Mann ermutigte mich, nach der Mutterschaftspause wieder in meine Position als Abteilungsleiterin zurückzukehren. Meine Schwiegermutter sorgt für die Betreuung unseres Sohnes. Da ich fixe Arbeitstage habe, kann ich die Betreuung gut und weit im Voraus organisieren.

Wie definierst du persönlich Work-Life-Balance und warum ist sie für dich wichtig?

Für mich bedeutet Work-Life-Balance, dass ich in beiden Lebensbereichen mein Bestes gebe und alles geregelt kriege. Wenn ich Zeit mit meinem Kind verbringe, widme ich mich dieser Rolle mit ganzem Herzen und bin dann zu 100 Prozent für mein Kind da.

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