Drei Freisinnige aus dem Kreis 10 wollen nach Bern

FDP-Kantonsrat Alexander Jäger, FDP-Gemeinderätin Martina Zürcher-Böni und der Jungfreisinnige Enrique Zbinden kandidieren am 20. Oktober für den Nationalrat. Claudia Simon befragt die drei Kandidierenden aus dem Kreis 10 nach ihrer Motivation, ihre politischen Anliegen in Bern einzubringen.

Wollen in den Nationalrat (v.l.n.r.): Kantonsrat Alexander Jäger, Gemeinderätin Martina Zürcher-Böni und der Jungfreisinnige Enrique Zbinden

Warum kandidiert ihr drei für den Nationalrat?

Martina Zürcher-Böni: Gerade jetzt, wo unter anderem Reformen der Altersvorsorge anstehen, ist es wichtig, dass möglichst viele Generationen in Bern vertreten sind: Ich bin 33-jährig…

Enrique Zbinden: …und ich bin 18-jährig. Ich will mich vor allem für eine starke Aussenpolitik der Schweiz engagieren. Die Globalisierung nimmt stetig zu und nationalistische Bewegungen werden immer stärker. Darin sehe ich eine grosse Gefahr für meine Generation und die Schweiz.

Alexander Jäger: Ich bin mit 47 Jahren der Dinosaurier, politisiere dafür aber auch schon seit 25 Jahren für liberale Anliegen. Ich setze mich seit jeher für das Zusammengehen von Umwelt und Wirtschaft ein.

Umwelt und Wirtschaft verbinden, wie soll das gehen?

Jäger: Ohne eine florierende Wirtschaft kann man sich Umweltschutz nicht leisten. Beispiel Lebensmittel: Konsumentinnen und Konsumenten sind bereit, einen höheren Preis für ökologische Produkt zu zahlen, müssen es sich aber auch leisten können. Die Wirtschaft muss also Arbeitsplätze zur Verfügung stellen können – der aktuelle Trend zu immer mehr Vorschriften macht dies aber nicht leichter. Mein eigener Beitrag zur Nachhaltigkeit ist, dass ich seit 1991 nicht mehr fliege und mich nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Velo fortbewege.

Und was tragen die «Jungen» zur Nachhaltigkeit bei?

Zbinden: Die ganze Familie lebt autofrei in der Stadt und ist fit. Auch wir sind regelmässige ÖV-Nutzer. In der Politik setze ich mich für ein Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmenden ein.

Zürcher-Böni: Ich lebe Nachhaltigkeit im Alltag: trinke Hahnenwasser, vermeide Plastiksäcke, kaufe möglichst regionale Lebensmittel, habe LED-Lampen, recycle und repariere anstatt wegzuschmeissen. Und ich fahre täglich und bei jedem Wetter mit dem Velo zur Arbeit. Alle können im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ohne staatliche Bevormundung etwas beitragen.

Enrique, für dich scheint unsere Aussenpolitik ein grosses Thema zu sein. Kann die Schweiz überhaupt Einfluss nehmen?

Zbinden: Die Schweiz ist zwar klein, aber man kann sehr wohl von einem überproportionalen Einfluss sprechen. Ich sehe die Schweiz nicht nur als Vermittlerin in Krisengebieten, sondern auch als Vorbildmodell, wie eine Nation gleichzeitig ihre Souveränität bewahren, aber auch offen sein kann, um Handel zu betreiben, bei dem alle Beteiligten gewinnen.

Martina, du hast die Reformen der Altersvorsorge erwähnt. Was bewegt eine 33-Jährige, sich politisch mit der Altersvorsorge zu befassen?

Zürcher-Böni: Ich arbeite im Bereich der 2. Säule und sehe täglich, was schiefläuft. Zum Beispiel der Umwandlungssatz von 6.8% im BVG: Ohne Zinsen würde das angesparte Guthaben für durchschnittlich 14,5 Jahre Rentenbezug reichen, mit Zinsen etwas länger. Doch die Lebenserwartung im Alter 65 liegt für Männer aktuell bei 20 und für Frauen bei 22 Jahren. Die Differenz wird von den Arbeitenden quersubventioniert, womit ihre eigenen Guthaben und Renten sinken.

Enrique, du hast gerade die Matura bestanden, machst du dir auch schon Gedanken über deine Altersvorsorge?

Zbinden: Wir Jungen müssen uns heute schon bewusst sein, dass eine Flexibilisierung des Rentenalters unumgänglich ist. Als wichtigen Schritt in die richtige Richtung empfinde ich die Stärkung der 3. Säule.

Jäger: Das unterstütze ich. Ich setze mich ausserdem dafür ein, dass die Pensionskassenbeiträge nicht mit dem Alter steigen. Ansonsten werden ältere Jobsuchende auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt und die notwendige Erhöhung des Rentenalters schwierig.

Zurück zum Thema Umwelt: Martina, was sind deine politischen Forderungen dazu?

Zürcher-Böni: Ich engagiere mich im Gemeinderat für gute Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation und sinnvolle Anreize, wie beispielsweise Deregulierung für energetische Sanierung von Häusern. Da gibt es auch auf eidgenössischer Ebene noch einiges zu erreichen.

Alexander, als Umweltnaturwissenschaftler ist dir sicher das Stromabkommen auf eidgenössischer Ebene ein Anliegen. Wie siehst du im momentanen politischen Umfeld eine Chance, dass es abgeschlossen wird?

Jäger: Als Exportland ist die Schweiz auf gute Beziehungen zum Ausland angewiesen. Allerdings muss man bei den Verhandlungen versuchen, das Beste für die Schweiz herauszuholen. Für mich persönlich ist das Stromabkommen ein wichtiges Abkommen. Um ein solches zu erreichen, darf man in anderen Bereichen Zugeständnisse machen.

Würdest du auch von deinen Mitmenschen fordern, dass sie aufs Fliegen verzichten?

Jäger: Nein, das unterscheidet mich als liberalen Menschen von Politikern anderer Parteien, die der Bevölkerung Vorschriften machen wollen. Es sollen alle ihr Leben eigenverantwortlich führen können. Deshalb bin ich in der FDP.

Enrique: warum bei den Jungfreisinnigen und nicht bei einer anderen Jungpartei?

Wir haben ja bereits die Aussenpolitik angesprochen. Genau in diesem Bereich betreibt der Freisinn eine lösungsorientierte Politik. Die SVP fordert Abschottung, während die Linken eine Unterwerfung glorifizieren. Ausserdem vertrete ich klassisch liberale Werte. Nur ein glückliches Individuum trägt zum Fortschritt und Wohlergehen der Gesellschaft bei, nicht ein allmächtiger Staat.

Martina, wirst du nicht manchmal gefragt, was du als junge Frau bei der FDP machst?

Zürcher-Böni: Leider ja, dabei ist die FDP das liberale Original; die einzige Partei, die für Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt einsteht, stets lösungsorientiert und unabhängig von Geschlecht oder Alter.

Ein gutes Schlusswort. Ich wünsche euch dreien weiterhin einen spannenden Wahlkampf und ein erfolgreiches Wahlresultat am 20. Oktober.

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