Düfte als Denkmäler – auch in Wipkingen

Düfte können Gefühle hervorrufen und uns an Vergangenes erinnern. Die Künstlerin Olivia Wiederkehr überträgt in ihrer Kunstinstallation «Schmerzh» diesen individuellen Erinnerungsprozess auf das kollektive Gedächtnis der Stadt Zürich.

Die Künstlerin Olivia Wiederkehr setzt auf Düfte. (Foto: Stadt Zürich KiöR, Peter Baracchi)

Bei der Suche nach einem neuen Umgang mit Denkmälern lässt sich die Fachstelle Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) der Stadt Zürich durch künstlerische Perspektiven begleiten. Im Zentrum stehen dabei nicht nur die Fragen an «was» oder «wen» im öffentlichen Raum erinnert werden soll, sondern «wie».

Hierfür wurden die Künstlerin Olivia Wiederkehr und das Kollektiv PARA eingeladen, im Laufe der Jahre 2024 und 2025 eine temporäre Kunstintervention für Zürich zu entwickeln, wie einer Medienmitteilung zu entnehmen ist.

Die Künstlerin Olivia Wiederkehr

Im September 2024 wird die in Zürich arbeitende Künstlerin Olivia Wiederkehr neue Perspektiven auf das Thema Erinnerungskultur eröffnen. Die Künstlerin mit Wurzeln im Tanzbereich und Szenografie setzt bei ihrer Kunstinstallation mit dem Titel «Schmerzh» neben installativen und szenischen Elementen immer wieder das Prinzip der Einladung als künstlerisches Mittel ein und schafft so Möglichkeiten für sozialen Austausch.

Die Künstlerin konnte den renommierten Zürcher Parfumeur Andreas Wilhelm und die Kreativagentur Live Lab für das KiöR-Projekt gewinnen. Sie sollen mit ihr erarbeiten, wie mit dem Andenken an die Vergangenheit auch Raum für Emotionen und Gedanken zugelassen werden können. Da Gerüche und Gefühle im selben Gehirnzentrum verarbeitet werden, werden sie als Erinnerung in unserem Unterbewusstsein gespeichert.

Olivia Wiederkehr setzt bei dieser Kopplung an und erzählt in einer intuitiv verständlichen Sprache Zürichs Vergangenheit. Sie lädt uns ein, an diesen schönen, aber auch von Leid geprägten Geschichten teilzuhaben und sie direkt auf uns wirken zu lassen.

Es duftet am Röschibachplatz und am Letten

Am Bullinger-, Ida-, Linden-, Röschibach- und Louis-Favre-Platz sowie beim alten Bahnhof Letten strömen im September 2024 Düfte aus Schächten. Die Orte stehen beispielsweise mit der lokalen Geschichte von Gastarbeiter*innen oder der offenen Drogenszene in Verbindung.

An den Standorten ist jeweils ein Schacht betroffen, der mit einer Bodenmarkierung – einem pinken Kreis – gekennzeichnet ist. Über einen Diffusor wird der Duft, der Noten unter anderem von Rose, Geranien, Schokolade oder Muskatnuss enthält, verströmt, wie es bei der städtischen Fachstelle auf Anfrage heisst.

Die einzelnen Bestandteile haben zudem eine konzeptuelle Komponente. So riecht es zu Beginn lieblich, blumig und leicht cremig. In einem zweiten Moment treten auch ernste Züge hervor, die erdig und scharf sind. Vor Ort wird auf Tafeln die Geschichte der Persona «Stadt Zürich» erzählt. Über einen QR-Code gelangen Interessierte auf die Webseite zur weiterführenden Erzählung.

Gesprächsreihe zur Erinnerungskultur

Während des Kunstprojekts «Schmerzh» findet die Reihe «Zürcher Talks zur Erinnerungskultur» statt. Ziel der Talks ist es, mit Akteur*innen, Fachpersonen und Betroffenen über Erinnerungskultur im Allgemeinen sowie das Potenzial der Kunst für die Erinnerungskultur zu diskutieren.

Quelle: Medienmitteilung Stadt Zürich

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