E-Zigaretten sind beliebt wie nie zuvor

Die nikotinhaltigen E-Zigaretten sollen den Erwachsenen den Ausstieg aus dem Tabakkonsum ermöglichen. Aber sie sind auch bei den Jugendlichen sehr beliebt und fördern die Nikotinabhängigkeit.

Das Vapen - Rauchen mit einer E- Zigarette - ist bei Jugendlichen im Trend. (Foto: zvg)

Beim Konsum von E-Zigaretten ist in letzter Zeit ein offensichtlicher Trend zu erkennen. Sie gelten als weniger gesundheitsgefährdend als die Tabak-Zigaretten. Die langfristige Wirkung der Inhaltsstoffe dieser Geräte ist noch zu wenig erforscht. Es steht aber schon jetzt fest, dass durch die Erhitzung krebserregende Inhaltsstoffe entstehen.
Es gibt im Handel einerseits wieder auffüllbare und wieder aufladbare Dampfer. Beliebt bei den Jugendlichen sind aber die Einweggeräte, die nach dem Gebrauch weggeworfen werden. Die tieferen Anschaffungskosten bei der Wegwerf-Version sind für die Jugendlichen attraktiv. Sie sind mit unterschiedlicher Dosierung von Nikotin erhältlich, auch nikotinfrei. Und sie enthalten verschiedene Aromastoffe.
Wir haben mit vier Jugendlichen und einem Präventionsspezialisten zum Thema E-Zigaretten gesprochen. *Elias, *Jan und *Louis, alle zwischen 13 und 14 Jahren alt, haben bereits Erfahrungen mit dem sogenannten Vapen, dem Konsumieren von E-Zigaretten, gemacht. Sie dampfen nur manchmal, bei speziellen Ereignissen. Wie bei einem Züri-Match oder so. Louis meint: «Jemand hat mal eine dabeigehabt und dann wollte ich es auch probieren.» Louis und Jan haben es sofort als etwas geschmacklich Feines empfunden. Als Jan einmal einen Zug von einer Tabak-Zigarette genommen hat, empfand er es als eklig. «Da habe ich mir gedacht, das Vapen schmeckt viel besser.» Rauchen sei halt einfach noch ein bisschen schädlicher als Dampfen.

Keine offensive Werbung

Im Branchenverband Swiss Vape Trade Association (SVTA) verpflichten sich die Mitglieder, nicht an unter 18-Jährige E-Zigaretten zu verkaufen. Trotzdem kennen die Jugendlichen Orte, an denen sie zu ihren Einwegdampfern kommen. In kleinen Läden, etwa an der Langstrasse, würden schon Elfjährige E-Zigaretten bekommen, erzählen Louis und Jan. Wenn sie versprechen würden, dass sie nicht sagen, woher sie den Dampfer hätten, bekämen sie ihn ohne Probleme.
Es werde nicht offensiv Werbung gemacht in Zeitschriften oder in der Zeitung, meint Kurt von Arx, Projektleiter bei der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich. «Indirekt wird es natürlich schon beworben, über Tiktok- und YouTube-Videos.» Die Jugendlichen würden auf diesen Kanälen selbst Werbung machen.
Auf Kurt von Arx wirken die Dampfer manchmal fast wie ein Lollipop. Mittlerweile würden ältere Jugendliche die E-Zigaretten mit einem schönen Schnürchen um den Hals tragen und dann einfach ab und zu daran nuckeln. «Das sicher auch darum, weil sie sehr farbenfroh und auffallend knallig sind.»

Wie Kaugummi

*Julian (17) denkt, dass ein Grund für den Erfolg der E-Zigarette daherkommt, dass viele Leute das Gefühl haben, es sei weniger schädlich. «Es ist wie Kaugummi kauen, es ist nicht dasselbe, wie eine Zigarette zu rauchen. Du kannst es überall machen, du riechst es nicht und die Jüngeren müssen es nicht vor den Eltern verstecken.»
Er war früher ein passionierter Raucher. Jetzt konsumiert er am Tag eine Einweg-Vape. Julian geht davon aus, dass die E-Zigaretten weniger schädlich sind als das Tabakrauchen. Ihm ist aber bewusst, dass die Langzeitfolgen noch nicht erforscht sind. Kurt von Arx bestätigt, dass der Konsum von E-Zigaretten, im Vergleich zu normalem Tabak, wirklich tiefer ist. «Auf der anderen Seite sind die meisten E-Zigaretten oder Vapes, die man kaufen kann, natürlich nikotinhaltig.» Dadurch sei ein längerfristig grösseres Gesundheitsrisiko vorhanden. Es sei noch unbekannt, welche Auswirkungen ein hoher Konsum habe. Elias erzählt, dass in seinem Schulhaus alle aus der zweiten und dritten Sekundarschule zum Schularzt gehen mussten. Dort hätten sie über das Rauchen und das Vapen gesprochen. Der Arzt habe sie darüber aufgeklärt, dass Nikotin schnell süchtig mache, auch mit E-Zigaretten, vor allem in ihrem jungen Alter.
Im Jahr 2021 wurden das neue Tabakgesetz und im Januar 2022 eine Initiative für ein Werbeverbot von Tabakprodukten angenommen. Im Moment arbeitet der Bundesrat die Ausführungsbestimmungen aus. Es gehe noch mindestens ein Jahr, vielleicht
sogar eineinhalb Jahre, bis das neue Tabakgesetz und die verschärften Vorschriften in Kraft treten würden. «Nach wie vor fallen alle E-Zigaretten und die Vapes unter die Lebensmittelgesetzgebung.» Hier seien keine Altersbeschränkungen vorgesehen.

«Total daneben»

Julian hat Mühe mit der Wegwerfgesellschaft. Er hat eine grössere Vape, die aufladbar ist und aufgefüllt werden kann für das Wochenende. Eigentlich würden ihm die Einweg-E-Zigaretten eher zusagen. Diese gelten als Elektroschrott und sollten bei den entsprechenden Abgabestellen entsorgt werden. Kurt von Arx hat oft mit Jugendlichen über die ökologische Seite der E-Zigarette gesprochen. Viele Jugendliche fänden diese Wegwerfproblematik total daneben. Diese Geräte enthalten eine Lithium-Batterie, die mit dem Gerät zusammen weggeworfen wird. Julian weiss, dass die Einwegdampfer, die er regelmässig kauft, zwei Prozent Nikotin enthalten. Als er früher Zigaretten geraucht hat, habe er nie einen Nikotin-Flash gehabt. «Aber jetzt, wo ich täglich vape, habe ich öfter einen.» Eigentlich strebe er das aber gar nicht an.

*Die Namen der Jugendlichen wurden gegen Namen ihrer Wahl getauscht.

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