Ein Brotbackofen fürs Quartier

In der Stadt Zürich ist das Erstellen eines öffentlichen Brotbackofens wie ein Gang von Pontius zu Pilatus. Beim WipWest Huus gab es aber Platz und Bedarf. Ab April kann gebacken werden.

Jetzt wird gebacken: der neue Lehmofen im Garten des WipWest Huus. (Foto: Verein «knusprig»)

Von Tobias Nordmann

Angefangen hat alles vor drei Jahren mit der Ausschreibung von «Quartieridee Wipkingen». Estelle, Initiantin des Vereins «knusprig», reichte dort ihre Idee eines gemeinschaftlichen Brotbackofens ein. In der darauffolgenden Abstimmung wurde ihr Projekt ausgewählt und mit einem Unkostenbeitrag finanziert.

So weit, so gut. Doch was dann kam, hätte sich selbst Estelle, die sich beruflich jeden Tag mit Bauvorhaben auseinandersetzt, nicht vorstellen können. Trotz des grossen Interesses an einem öffentlichen Backofen in Wipkingen gestaltete sich die Suche nach einem Standort äusserst schwierig. Zuerst versuchte Estelle die Stadt zu überzeugen, den Ofen auf öffentlichem Grund zu bewilligen. Verschiedene Plätze und Parkanlagen wurden in Betracht gezogen. Das Vorhaben scheiterte an der Bürokratie.

Danach ging die Suche auf privaten Grundstücken weiter. Erwartungsgemäss gestaltete sich dies noch schwieriger. «Wer möchte schon einen öffentlichen Backofen in seinem Garten?», fragt Estelle rhetorisch und runzelt die Stirn bei der Erinnerung an die erfolglose Suche. Vor zwei Jahren war sie schliesslich kurz vor dem Aufgeben. Fast hätte sie das Geld an die Projektträger der «Quartieridee» rückerstattet. Doch dann ruft Milena an, eine Architektin mit Interesse an Lehmbauten. Gemeinsam mit ihren Freundinnen, Marine und Anna-Julia, bringen sie neuen Schwung ins Projekt, es wird der Verein «knusprig» gegründet.

Ein weiterer unerwarteter Anruf bringt ein Jahr später dann endlich den Durchbruch. Diesmal meldet sich die Pfarrerin vom WipWest Huus bei den Initiantinnen des Brotbackofens. Warum nicht den Backofen im Garten des alten Pfarrhauses bauen? Nach weiteren Gesprächen sind alle Beteiligten überzeugt, dass der Lehmofen im WipWest Huus genau am richtigen Ort ist. «Das ehemalige Pfarrhaus, das von der Kirche fürs Quartier geöffnet wurde, kommt meiner ursprünglichen Idee eines Ofens auf öffentlichem Grund am nächsten. Gleichzeitig hat der Garten etwas Familiäres. Er ist eine kleine Oase, wo sich die Brotbackgemeinschaft treffen kann.»

Im Oktober 2023 kann der Bau des Ofens dank weiterer Unterstützung der Lehmspezialist:innen Jonathan und Letizia endlich beginnen. An zwei Wochenenden entsteht mithilfe von über 20 Helfenden ein schmucker, quadratischer Lehmofen im Garten des WipWest Huus. Über den Winter hatte der Lehm Zeit zum Trocknen. Ab April soll der Ofen nun in Betrieb genommen werden. Jeweils am letzten Sonntag im Monat findet der Backtag, von den Initiant:innen liebevoll «Journée fournée» genannt, statt, wo alle Mitglieder des Vereins «knusprig» ihren Teig bringen und das gemeinsame Backen geniessen können.

Die Einweihung

Am 14. April ist die Einweihung des Ofens geplant. Ab 14 Uhr sind alle im Quartier herzlich eingeladen, mit dem Bauteam und den Initiant:innen auf den Brotbackofen anzustossen. Dann können Interessierte vor Ort auch Mitglied des Brotbackvereins werden. Gerne können Sie ohne Anmeldung vorbeischauen oder bereits vorab per E-Mail Kontakt mit dem Verein «knusprig» aufnehmen.

Verein «Knusprig»

Kontakt:
backhauswipkingen@gmail.com

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