Ein bunter Strauss an Möglichkeiten

Von «Biodanza» bis zu Yoga: Das Gemeinschaftszentrum Wipkingen lebt nicht nur von den eigenen Angeboten und Aktivitäten, sondern auch von den zahlreichen Kursanbieter*innen.

Christa Schär, Nicole Winkler und Claudia Christen unterrichten gerne im GZ Wipkingen.

er die Website des Gemeinschaftszentrums Wipkingen (GZ) durchstöbert und sich das Programm anschaut, dem bieten sich jeden Tag viele Möglichkeiten, um sich weiterzubilden oder etwas Neues zu lernen. Was aber macht die Kurse in einem GZ so speziell? Und wer sind die Menschen, die dahinterstecken? Vier Kursleiterinnen geben Auskunft.

Sie fanden ihren Platz im GZ

Nicole Winkler wohnt in Wipkingen und ist hier auch aufgewachsen. Sie ist privat selbst im GZ unterwegs und beteiligt sich an verschiedenen Aktivitäten, ist bei «Tauschen am Fluss» aktiv und holt ihr Gemüse von der Gemüsekooperative hier ab. Vor fünf Jahren fragte sie spontan bei Karl Guyer, dem GZ-Leiter, nach, ob er in den Räumlichkeiten nicht noch freie Kapazitäten für ein Tanzangebot habe. Sie war nämlich gerade dabei, ihre Ausbildung als Kursleiterin in «Biodanza» abzuschliessen, eine Art Tanztherapie, die eigene Potenziale freilegen soll. Guyer sei zunächst leicht skeptisch gewesen, erinnert sie sich. Doch sie habe erläutert, dass es bei «Biodanza» vor allem um die Begegnung mit sich selbst, dem Gegenüber und mit einer Gruppe von Menschen gehe. Ideale Inhalte für ein GZ – das habe auch Guyer so gesehen. Seither gibt sie regelmässig ihre Kurse – wöchentlich oder auch mal im Zweiwochenrhythmus.
Auch Daniela Fürst kennt das GZ als vielseitigen Begegnungsort. Mit ihren Kindern hat sie hier bereits viel Zeit verbracht, vor allem, als diese noch kleiner waren. Und selbst heute noch besucht die Familie gerne das GZ, obwohl sie mittlerweile ausserhalb der Stadtgrenzen wohnt. Beruflich unterrichtet Daniela Hatha Yoga – und auf der Suche nach einem Kursraum stiess sie bei Guyer vor rund 17 Jahren auf offene Ohren. Seither gibt sie hier einmal wöchentlich Yogalektionen.
Christa Schär bietet wöchentlich gleich fünf Lektionen an, verteilt auf zwei Tage und zwei Kurse: Pilates und Feldenkrais. Begonnen hat ihre Lehrtätigkeit in Wipkingen ebenfalls bereits vor über zehn Jahren. Damals begann sie mit Wochenendkursen in Feldenkrais, «eine wenig bekannte Form von Bewegungs- und Bewusstseinsarbeit, welche man heute wohl als Aufmerksamkeitstraining bezeichnen würde», wie Christa erklärt. Mittlerweile führt auch sie ihre eigene Praxis, doch dem GZ bleibt sie dennoch treu.
Claudia Christen ist zwar erst seit Kurzem mit ihren Bewegungskursen im GZ Wipkingen, das Unterrichten in Gemeinschaftszentren aber ist für sie nichts Neues: Seit 1995 bietet sie in verschiedenen Zentren der Stadt ihre Kurse für Erwachsene und Kinder an. Begonnen hat sie damals im GZ Seebach und unterrichtet unter anderem seit 20 Jahren im GZ Wollishofen. Sie hat in Holland eine Tanzausbildung durchlaufen und in Zürich unter dem Namen «Spiraldance» ein Kursangebot aufgebaut. Im GZ Wipkingen bietet sie den fortlaufenden Kurs «Von der Bewegung zum Ausdruck» an, eine Mischung aus Körpertraining, Tanzimprovisation/Ausdruckstanz und Persönlichkeitsentfaltung mit dem Fokus auf Körper-, Atem- und Selbstwahrnehmung.

Ein anderes Publikum in familiärer Atmosphäre erreichen

Bei der Tätigkeit im Gemeinschaftszentrum, so erzählen die vier Kursanbieterinnen, erreiche man ein ganz anderes Publikum als in einem eigenen Studio oder einer Praxis: «Das Tolle an dem Kursangebot, das über die GZ-Kanäle publiziert wird, ist, dass Menschen in meine Kurse kommen, die meine Methode nicht unbedingt schon kennen oder explizit danach suchen, sondern einfach im Quartier leben und vor Ort oder über die Website davon erfahren», erläutert Nicole Winkler. «Und wenn sie dann aus Neugier einfach mal reinschnuppern, bleiben sie meistens dabei», freut sie sich. Ganz ähnlich sieht das auch Christa Schär.
Die Atmosphäre in Wipkingen beschreiben die vier unisono als sehr familiär, kollegial und freundschaftlich – sowohl in Bezug auf den Kontakt zu den Mitarbeiter*innen des Gemeinschaftszentrums, als auch beim Kontakt zu den Teilnehmer*innen. Diese kämen in ihren Kursen vornehmlich aus Höngg oder Wipkingen, und würden sich in vielen Fällen schon aus dem Quartier kennen. Und weil die meisten schon seit Jahren in den gleichen Kurs kämen, würden sich oft echte Freundschaften entwickeln. «Ich finde es sehr schön zu sehen, wie sich die Menschen hier näherkommen», freut sich Daniela. «Als sehr berührend empfinde ich es zudem, dass ich auch Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen ein wenig auf ihrem Weg begleiten darf. Diese Verbundenheit aller ist immer wieder ein Geschenk.»
Doch natürlich gibt es auch schwierige Situationen: Christa Schär berichtet von einem negativen Erlebnis, einem auffälligen Kursteilnehmer, der ausfallend geworden sei. Bei diesem Problem habe sie die Zusammenarbeit und die Unterstützung durch das GZ als sehr positiv erlebt. Sie habe Rücksprache mit der Leitung über notwendige Massnahmen halten können und sich ernstgenommen und in der speziellen Situation verstanden gefühlt.

Die Krise gut gemeistert

Die Durchführung der Kurse war in der Zeit der Pandemie schwierig bis unmöglich. Doch die Frauen machten aus der Not eine Tugend und organisierten mit Laptops und Hotspots Zoom-Meetings. So konnten sie virtuell weiter unterrichten, entweder direkt live oder auch via Videomitschnitt, den sie zum Teil per E-Mail verschickten. Und auch wenn sie froh sind, dass jetzt «echte» Treffen wieder möglich sind – gerade bei ihren Kursen, wo der Kontakt und die Auseinandersetzung miteinander von so grosser Bedeutung sind, behalten die meisten von ihnen diese Technik weiterhin bei und führen ihre Kurse «hybrid» durch. «Es gibt einige Teilnehmende, die nun die Kurse lieber online besuchen oder sich Videoaufnahmen zuschicken lassen. So haben sie zeitlich noch grössere Flexibilität», erläutert Christa Schär.

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