Ein Fest der Nachbarschaft

Am 10. und 11. Juni verwandelte sich der Landenbergpark in Wipkingen in eine fröhliche Festwiese. Das Landenbergfest, das hier gefeiert wurde, kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits seit rund 30 Jahren findet es jedes Jahr im Frühsommer statt. Ein Besuch auf dem Festgelände.

Aufmerksame Zuhörerschaft ist garantiert.
So geht Einheizen von der Bühne aus.
Das ist Landenberg-Feststimmung. (Foto: Archiv Wipkinger Zeitung)
Nacht über dem Landenbergfest.
1/4

Wer in diesem Frühsommer eine Openair-Veranstaltung plant, muss sich glücklich schätzen, wenn der Regen während der Veranstaltung wenigstens für ein paar Stunden nachlässt. In dieser Hinsicht gehörten die Organisatoren und Organisatorinnen des Landenbergfestes demnach dieses Jahr zu den glücklicheren Veranstaltern. Zumindest der Freitag, an dem das Fest begann, war ein – für dieses Jahr – aussergewöhnlich schöner und warmer Sommertag, und auch der Samstag hätte weitaus nasser sein können, als er tatsächlich war.

Kurzweil und Vergnügen

Nichtsdestotrotz waren Gummistiefel und Regenschirm Utensilien, die am Samstagnachmittag bei praktisch allen Besucherinnen und Besuchern des Festes zu finden waren. Auch die Hüpfburg für die Kinder konnte infolge der Wetterbedingungen nicht aufgebaut werden. Das waren aber die einzigen Zugeständnisse, die die Gäste an die widrigen Umstände machen mussten – ansonsten liess man sich vom Wetter nicht beirren. Auf dem Festareal wimmelte es von fröhlichen Kindern, die sich am Bastelstand des GZs Wipkingen kreativ betätigten, am Kinderflohmarkt ihre Waren feilboten oder sich einfach auf dem Spielplatz ein wenig austobten, während die Erwachsenen die friedliche Atmosphäre des Festes und das ungezwungene Beisammensein mit Nachbarn, Bekannten und Freunden genossen. In den Zelten am Rande der grossen Wiese wurden kulinarische Köstlichkeiten und Getränke angeboten, auf der Wiese luden Festbänke zum Verweilen ein. Sogar an eine Fussballecke mit Live-Übertragung der EM-Spiele war gedacht worden.

«Battery Man» als Superheld

Um 17 Uhr leerte sich allerdings die Festwiese, denn im grossen Zelt stand das Kasperlitheater auf dem Programm. Weit über 100 Kinder und ihre Betreuungspersonen drängten sich um das Kasperlitheater und brachten angesichts ihrer grossen Anzahl auch die Darsteller zum Staunen: «So viele Kinder wie am Landenbergfest haben wir ja selten als Publikum», freuten sich Nadia und Jürg vom «Kasperlitheater Nadia & Jürg», bevor sie die Geschichte vom «Chaos in Güslike» zum Besten gaben. Gebannt verfolgten die Kinder die leicht moralische Geschichte um das «Güselmonschter», das alle Kinder mitnimmt, die ihren Müll nicht richtig entsorgen. Natürlich gelang es dem Kasperli, das Monster zu besiegen, indem er allen Müll sortierte und in die richtigen Mülleimer warf. Zum Höhepunkt des Stücks erschien der «Battery Man» und schwebte an einem Seil quer durch das Zelt auf den Kasperli zu, um eine gebrauchte Batterie mitzunehmen – ein Spektakel, das die Kinder sichtlich beeindruckte.

«Mir wänd Schoggi» auf der Bühne

Direkt im Anschluss an das Kasperlitheater bezog die erste Band des Tages, der im Laufe des Abends noch drei weitere folgen sollten, auf der Bühne Stellung. Laurent Aeberli und Max Kämmerling, kurz «Laurent & Max» wandten sich mit ihren Songs an die jüngeren Festbesucher. Witzig adaptierten sie gängige Popsongs, übersetzten diese auf Schweizerdeutsch und versahen sie mit kindgerechten Texten. Aus «we will rock you» wurde da beispielsweise «mir wänd Schoggi», «I can‘t get no satisfaction» wurde zu einem Frust-Lied aufs Sammeln von Panini-Bildern und die Tatsache, dass immer die gleichen, wichtigen Fussballer fehlen – «mir fählt nur no de Ronaldo». Und während sich ein buntes Völklein aus Eltern, Kleinkindern und Jugendlichen vor der Bühne versammelte und in Gummistiefeln im Takt wippte, fanden zwei der Organisatorinnen des Anlasses, Nisa America und Noel Rederlechner, einen kurzen Moment Zeit, über die Geschichte des Landenbergfestes, ihr Engagement für das Fest und die Motivation dahinter zu sprechen.

Aus Nachbarschaftsfest entstanden

«Das Landenbergfest», so erklärte Rederlechner, «ist eigentlich aus einem Nachbarschaftsfest entstanden. In den 1980er-Jahren begannen die Bewohner einer Genossenschaft in der Zeunerstrasse, die direkt an den Landenbergpark angrenzt, ein Picknick für die Anwohner zu organisieren. Dieser jährlich stattfindende Nachbarschaftsanlass ist nach und nach zum Landenbergfest herangewachsen.» Nisa America ergänzte: «Schon mein Vater hat in den Anfangszeiten im OK des Landenbergfestes mitgeholfen, so dass ich praktisch mit diesem Fest aufgewachsen bin. Deswegen bin auch ich heute im OK – weil ich mir gar nichts anderes vorstellen kann, als daran teilzuhaben, dass das Fest weiter bestehen bleiben kann. In unserer Familie stellt das Landenbergfest so etwas wie ein Generationenprojekt dar.» Den familiären Charakter hat sich das Fest bis heute bewahrt und soll nach Angaben der Organisatoren auch nicht auf ein Ausmass heranwachsen, in dem dieser Aspekt verloren geht.

Jede helfende Hand ist gefragt

Dies beinhaltet unter anderem aber auch, dass man sich selbst organisiert. Anders als an anderen Festen organisiert das OK nicht nur die Zelte und Festbänke, den Aufbau der Bühne und die Gestaltung des Rahmenprogramms, auch das Essen wird selbst gekocht. «Wir wollen hier keine professionellen Gastrobetriebe einstellen, die gewinnorientiert sind. Zwar laden wir Gäste ein, die für uns Spezialitäten kochen, das geschieht jedoch auf freiwilliger Basis. Das Landenbergfest finanziert sich praktisch ausschliesslich über die Einnahmen aus dem Essens- und Getränkeverkauf. Das diesjährige Fest ermöglicht somit das Fest vom nächsten Jahr», erklärten America und Rederlechner die Vorgehensweise des OKs. Um den gewaltigen Arbeitsaufwand zu stemmen, den die Organisation des Festes beinhaltet, benötige das OK vor, während und nach dem Fest rund 100 freiwillige Helferinnen und Helfer. Früher lag jeweils im Festzelt eine Liste auf, in die sich Freiwillige auch noch in letzter Sekunde eintragen konnten, um etwa eine Schicht am Buffet oder beim Getränkeverkauf zu übernehmen. Genügend Helfende zu finden, sei auch heute nicht immer ganz einfach, bestätigten die beiden Organisierenden. «Man hat so seine Liste von Leuten, die man anfragen kann, aber Lücken bleiben immer – die Schichten an Buffet und Bar bleiben vor allem dann unbesetzt, wenn das Fest in vollem Gange ist, viele Unterstützer wollen dann selbst lieber feiern, als zu arbeiten. Bis jetzt haben wir es aber trotzdem immer irgendwie hingekriegt.» Sprachen‘s und eilten wieder weiter, um die anderen zu unterstützen.

0 Kommentare


Themen entdecken