Ein neues Zuhause für 130 Studierende

Die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ) hat am 1. September an der Bucheggstrasse ein neues Wohnhaus für Studierende eröffnet.

Der Bau passt sich der Rosengartenstrasse an.

Lange lag dieses Grundstück an der Bucheggstrasse brach. Was früher einmal ein Reservoir der Wasserversorgung gewesen war, blieb während rund 30 Jahren ungenutzt, bevor diesen Herbst nun ganz neues Leben auf dem Gelände einziehen darf. 2012 entschied die damalige Stiftungsratspräsidentin der SSWZ und Rektorin der ETH Zürich, Heidi Wunderli, die Idee von Alt Stadtrat Martin Vollenwyder zu verwirklichen und hier dringend benötigten preiswerten Wohnraum für Studierende zu erstellen: in der Stadt Zürich stehen für weniger als zehn Prozent der rund 70 000 Studierenden günstige Zimmer zur Verfügung. Um diesem Unterangebot ein wenig entgegenzuwirken, plante die SSWZ einen Neubau mit 130 zusätzlichen Zimmern, die den Student*innen von Uni, ETH und der verschiedenen Fachhochschulen zum Preis von durchschnittlich 580 Franken pro Monat zur Verfügung gestellt werden sollten. Rund 28 Millionen Franken hat die Umsetzung dieses Plans gekostet, an den Baukosten beteiligten sich die ETH und die Stadt Zürich mit jeweils vier Millionen sowie der Kanton mit drei Millionen, den Rest trägt die Stiftung, wie einer Mitteilung der Hochschulen zu entnehmen ist. Nach einer Bauzeit von fast drei Jahren ist das Gebäude nun seit dem 1. September bezugsbereit – und bereits voll belegt.

An den Strassenverlauf angepasst

An einer Medienführung durch den Neubau kurz vor dem Erstbezug informierten Rebecca Taraborrelli von der Stiftung für Studentisches Wohnen sowie Christian Scheidegger, der für den Bau verantwortliche Architekt, Ende August über ihr Projekt. Der Bau beherbergt insgesamt 18 Wohnungen, die als Wohngemeinschaften für drei bis zehn Studierende dienen, daneben aber auch – in den Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Gebäudes – einen Kindergarten, eine Kinderbetreuung, eine Kindertagesstätte, die alle ab den Herbstferien ihren Betrieb aufnehmen, sowie einen Gewerberaum. Hofseitig entsteht innerhalb der nächsten Monate eine grosszügige öffentliche Parkanlage, die im Frühjahr 2021 eröffnet wird. Bei der Planung legten die Architekten zudem Wert darauf, ein Gebäude zu erstellen, das sich, wie Scheidegger erklärte, «harmonisch und feinfühlig in die Situation einfügt». Das Ergebnis präsentiert sich unaufdringlich: ein langgezogener Klinkerbau, der dem kurvigen Strassenverlauf folgt und sich dem Terrain entsprechend abstuft. Der Neubau soll damit auch das Stadtbild und das Quartier rund um die Rosengartenstrasse aufwerten.

Leben und studieren an der lautesten Strasse der Schweiz

Die grösste Herausforderung für die Architekten, so erläuterte Scheidegger an der Medienführung, war natürlich der Umgang mit dem Strassenlärm. Beim Spaziergang entlang der Strasse und durch die Wohnungen machte er deutlich, wie das Problem im Bau gelöst wurde: die an der Strasse noch kaum zu ertragende Lärmbelastung verschwindet innerhalb der Wohnungen komplett – kein Geräusch dringt mehr herein. Erreicht wurde dies durch moderne Schallschutzmassnahmen und Doppelverglasungen an den raumhohen Kastenfenstern. Die Belüftung der Räume erfolgt ausserdem ausschliesslich zur Hofseite hin durch die rückseitigen Fenster, die jedes Zimmer aufweist – anders wäre die Erstellung von Wohnraum an dieser Strasse entsprechend den Lärmschutzverordnungen auch gar nicht möglich.

Maisonettewohnungen mit gemeinsamer Loggia

Die Wohngemeinschaften selber bestehen aus doppelstöckigen Maisonettewohnungen, deren Zimmer sich um einen offenen gemeinsamen Koch-, Ess- und Wohnraum gruppieren. In den Gemeinschaftsbereichen sind die Stockwerke miteinander verbunden, die sich im oberen Stock befindlichen Zimmer werden über eine Galerie erreicht. Jeweils zwei der Wohnungen teilen sich zudem hofseitig eine kleine, ebenfalls zweigeschossige Balkonloggia mit Cheminée, die nicht nur zur Belüftung dient, sondern auch zum Grillen und Picknicken einlädt, und, wie Taraborrelli betonte, den «Austausch und das Gemeinschaftliche» unter den Studierenden, die sich in der Regel vor dem Einzug in die WG gar nicht kennen, fördern soll. Im Essbereich findet sich in jeder der Wohngemeinschaften auf dem Fussboden ein «Kunst am Bau»-Projekt des Künstlers Nicolas Feldmeyer – ein schachbrettartig angeordnetes Muster – jedes einem historischen Rosengarten nachempfunden. Alle ähneln sie einander und doch ist kein Muster gleich wie das andere.

Internationale Bewohner*innen

Wer in die jeweiligen Zimmer einziehen darf, das bestimmt die Stiftung. Die Bewerber*innen für die Wohnräume stammen aus der ganzen Welt und decken alle Studienrichtungen ab. Bei der Auswahl der Bewohner*innen achtet die Stiftung auf eine möglichst gute Durchmischung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Studienrichtung, damit das Zusammenleben gut funktioniert. Und dann, so ist der Plan, soll das Wohnhaus dazu beitragen, die Rosengartenstrasse mit neuem Leben zu erfüllen – mit einem bunten Miteinander aus Studierenden, Gewerbetreibenden und Familien aus dem Quartier.

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