Er brennt für Bob Dylan

Der Moderator Röbi Koller präsentiert seit rund einem Jahr den «Dylan Talk» in der Café Bar Nordbrücke. Darin unterhält er sich mit einem Gast über das Werk von Bob Dylan, das wiederum Zugang zu anderen Themen bietet.

Beim letzten «Dylan Talk» im November im Nordbrüggli: Röbi Koller, Marcy Goldberg und Lukas Langenegger. (Foto: dad)

Vielleicht gibt es nichts Schöneres, als für die Musik zu brennen. Sie tröstet, macht Freude, auch mal traurig, sie fasziniert und birgt Suchtpotenzial. Musik bringt nicht nur Emotionen zum Ausdruck, sondern setzt auch die Künstler*innen in den Fokus: die Stars, auch wenn nicht alle diesen Titel annehmen. Ein solcher Star ist Bob Dylan, dessen Karriere sich über mehrere Jahrzehnte hinweg erstreckt, der über 40 Studioalben veröffentlichte und für seine Lyrik den Nobelpreis für Literatur erhielt. Einer, der sich als Fan des amerikanischen Sängers bekennt, ist der Moderator und Autor Röbi Koller.

Das «Fan-Sein» sei eine Leidenschaft, sagt Koller. Auch wenn das Wort «Fan» vom Wort «fanatisch» abgeleitet werde, so müsse das heute losgelöst davon betrachtet werden. Viel eher bedeute es das eingangs erwähnte Brennen, und in seinem Fall ist es die Musik von Bob Dylan. Dabei ist Koller ein vergleichsweise junger Fan: Obwohl er Dylans Musik schon seit den 1970er-Jahren kennt und schätzt, entwickelte sich die Leidenschaft erst vor drei Jahren: Anlässlich Dylans 80. Geburtstag moderierte Koller einen Tribute-Anlass.

«Damals führte ich ein Interview mit dem Journalisten Michael Gray, ein Experte für das Werk Dylans, das hat mich beeindruckt, also las ich im Anschluss diverse Biografien, schaute Filme an, hörte Podcasts und befasste mich mit seiner Musik noch intensiver – das war wie ein Durchlauferhitzer.»

Der «Dylan Talk»

Das Fachsimplen über die Musik und deren Interpreten ist nicht neu für Koller. Bereits in der Radiosendung «Musik für einen Gast» ging er diesem Format nach, und das habe Spass gemacht. Warum also nicht ein ähnliches Format kreieren, das sich ausschliesslich mit Bob Dylans Kanon befasst? «Da ich im Radio mit 65 Jahren der Altersguillotine zum Opfer fiel, entwickelte ich die Idee des ‹Dylan Talks›, zunächst als Podcast für andere Medien, bis ich mich dazu entschloss, den Talk alleine zu machen», so Koller.

Am 15. Januar 2023 war es so weit: Der erste «Dylan Talk» ging im Nordbrüggli über die Bühne. Kollers Gast war der Musiker Hank Shizzoe, der ebenfalls eine Schwäche für Dylan an den Tag legt. Zwei Fans, die über einen Musiker sprechen, sinnieren, auch philosophieren, mit fünf Songs, live gespielt vom Musiker Lukas Langenegger, dazu die Podcast-Aufnahme – das funktionierte. «Die Café Bar Nordbrücke und ihr Team kenne ich gut, ich wohne um die Ecke, daher habe ich hier eine Art Homebase», sagt er. Der «Dylan Talk» sei aber nicht an Wipkingen gebunden. Mit dem Format war Koller auch schon in Bern zu Gast, damals sprach er mit dem Liedermacher und Sänger Tinu Heiniger.

Gäste zu finden, die seine Leidenschaft für Dylan teilen, sei bislang nicht schwer gewesen, so Koller, er habe einige Personen im Visier: Im nächsten Juni soll sich sogar Wolfgang Niedecken in Wald dem Austausch stellen. Und wie bei den bereits geladenen Gästen wird wohl auch der BAP-Sänger anhand der Dylan-Songs aus seinem Leben erzählen. «Es gab in den bisherigen sechs Talks immer wieder Überraschungen», so Koller.

Etwa bei der Filmwissenschaftlerin Marcy Goldberg, die im November dabei war. Die Kanadierin musste sich als Teenagerin bei den Jungs dafür rechtfertigen, weil sie – als junge Frau – ein Fan von Dylan war. Generell: Wo, als in einem solchen Talk, vernimmt man schon Sätze wie «Elvis hat den Körper befreit, Bob Dylan den Geist»?

Die Talks leben auch von der Musik. Bislang war es der Zürcher Musiker und Filmkomponist Lukas Langenegger, der sich den Liedern von Bob Dylan annahm. «Das Covern ist immer ein Risiko, es kann beim Nachsingen bleiben oder eine eigene Interpretation werden», so Koller. Bei Langenegger sei dank dessen Sorgfalt und Talent Letzteres der Fall.

Der Mann aus den Medien

Hört man den Namen Röbi Koller, so denken viele zunächst eher an «Happy Day», jene Samstagabendkiste, die im Schnitt 700 000 Zuschauende vor den Bildschirm lockt. Vielleicht lenkt die Sendung oft von Kollers anderen Arbeiten ab, beispielsweise seinem Wirken als Autor; sein letztes Buch «Umwege» erschien im Jahr 2017.

Jüngst gab es Schlagzeilen über eine mögliche Nachfolge bei «Happy Day». Koller sagt gegenüber der «Wipkinger Zeitung», er werde die Sendung logischerweise nicht nochmals 17 Jahre moderieren, aber alles andere sei Kaffeesatz lesen. «Mit 66 Jahren ist es legitim, entsprechende Gespräche zu führen, aktuell mache ich weiter», sagt Koller. Er ergänzt, dass er aber gut im Aufhören sei und Projekte hinter sich lassen könne. «Viele nennen das tollkühn, aber es ist gut, loszulassen und Platz für Neues zu schaffen.» Bob Dylan würde ihm zustimmen.

Die nächsten «Dylan Talks»

Sonntag, 21. Januar, mit Journalist Jean-Martin Büttner
Sonntag, 18. Februar, mit dem ehemaligen SBB-Chef Benedikt Weibel,
jeweils 18.30 Uhr, Café Bar Nordbrücke

Podcast unter: www.roebikoller.ch

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