Kirchen
Firmweg Guthirt
Zehn Jugendliche haben sich mit Diakon Beat Zellweger getroffen, um zu planen, wie sie sich auf die Firmung vorbereiten wollen. Dabei ist ein abwechslungsreiches Programm entstanden, das Tiefgang verheisst. Beat Zellweger gibt Auskunft.
27. September 2016 — Eingesandter Artikel
Wie sind Sie gestartet?
Als Erstes habe ich von dem erzählt, was bei der Vorbereitung auf die Firmung alles stattfinden könnte. Dann wurde gemeinsam diskutiert, ergänzt, gestrichen, und schliesslich lag ein fixfertiges Programm vor, der sogenannte Firmweg.
Was hat Sie dabei am meisten überrascht?
Dass die Jugendlichen die Idee, eine Messe zu feiern, während der Fragen gestellt werden können, gut fanden und ins Programm aufnahmen. Ich hätte gedacht, dass das Angebot keine Chance hat.
Was sind die Vorteile, wenn die Jugendlichen mitbestimmen können?
Für die Jugendlichen ist der Vorteil, dass sie nicht einfach an einem Programm teilnehmen, sondern dass es durch das Mitgestalten zu ihrem Firmweg wird. Das ist auch für mich als Verantwortlichen des Firmweges ein klarer Vorteil: Die Identifikation der Jugendlichen ist grösser. Hinzu kommt, dass sie ihre Anliegen von Anfang an einbringen können. Ich bereite seit über 20 Jahren Jugendliche auf die Firmung vor, aber es ist mir noch nie in den Sinn gekommen, mit dem Thema «Firmung» einzusteigen. Bisher habe ich mit Themen wie «Gott», «Kirche» oder «Glaube» begonnen, und «Firmung» kam erst am Schluss. Bei der Planung zeigte sich nun aber, dass die Jugendlichen gleich beim ersten thematischen Treffen darüber sprechen möchten, damit sie von Beginn an wissen, worum es geht.
Wie ist der Firmweg aufgebaut?
Zum Firmweg gehören Gemeinschaftsanlässe und thematische Treffen. So entsteht ein ausgewogenes Programm bei dem Kopf (über den Glauben nachdenken), Herz (Gemeinschaft erleben – miteinander und mit Gott) und Hand (etwas auf die Beine stellen) zum Zuge kommen. Wir haben uns entschieden, dass wir uns ein Jahr lang monatlich treffen wollen. Im November geht es mit dem «Startschuss» los. Er bildet den Auftakt zum Firmweg mit vielen gruppendynamischen Aktivitäten und diversen Impulsen zum Thema «Mein Leben – mein Glaube». Ein Jahr später, am 26. November 2017, wird die Firmung sein.
Welche Themen haben die Jugendlichen für ihre Treffen ausgesucht?
Das erste Thema wird, wie gesagt, «Firmung» sein. Dann folgen «Messe mit Erklärungen», «Tod und was kommt danach?», «Wenn Gott gut ist, wieso gibt es Böses?», «Wer bin ich?» und «Begeisterung».
Treffen sich die Firmlinge auch mit anderen Menschen?
Während des Vorbereitungsabends kam der Wunsch auf, eine Nachtwanderung zu machen. Ich fragte die Runde, ob sie das für sich alleine oder zusammen mit ein paar hundert anderen jungen Menschen machen möchten. Die Antwort war einstimmig, und so werden wir im Dezember am Ranfttreffen auf Flüeliranft im Kanton Obwalden teilnehmen, zu dem sich jedes Jahr rund 1000 Menschen einfinden und durch die Nacht zu Bruder Klaus in den Ranft wandern. Weiter reisen wir für eine Woche nach Taizé, treffen einen Feuertänzer, der mit uns einen Feuertanz einstudieren wird, und besuchen den Bischof in Chur.
Was hat das alles mit der Firmung zu tun?
«Firmung» kommt vom lateinischen Wort «confirmatio», was Bestätigung, Bekräftigung heisst. Genau darum geht es: Kraft, mein Leben im positiven Sinn zu gestalten; Kraft ganz mich selber zu sein; aber auch Kraft, über mich hinauszugehen, mich für andere oder eine Sache einzusetzen. Eine Quelle dieser Kraft ist das Wissen um die eigenen Stärken und Grenzen. Eine andere Quelle ist die Tatsache, dass Gott einen liebt, und dass nichts und niemand das ändern kann. Darum geht es auf dem Firmweg und das feiern wir an der Firmung: Gott bestärkt und gibt Zuversicht und Kraft.
Und was kommt nach der Firmung?
Das Gleiche wie davor: Leben. Aber anders. Ermutigt und bestärkt eben. Sogar der Firmweg kann für Gefirmte weitergehen. Wer nämlich gefirmt ist, kann als Firmbegleiter oder Firmbegleiterin mitmachen und die neuen Firmlinge auf dem Weg begleiten. Und wieder geht es darum, Vertrauen in die eigenen Kräfte zu finden, indem man Verantwortung übernimmt. Wieder geht es darum, Gemeinschaft zu erleben und den eigenen Denkhorizont zu erweitern. Wieder geht es darum, Gott zu begegnen und sich vom Leben überraschen und begeistern zu lassen. Übrigens: Firmling werden können Jugendliche ab dem letzten obligatorischen Schuljahr und ältere. Firmbegleiter werden können alle, die schon gefirmt sind.
Vielen Dank für dieses Gespräch.
Das Interview führte Bruno Enz.
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