Foodwaste in Wipkingen?

Foodwaste ist in aller Munde, oder eben nicht, doch wie sieht es damit in unserem Quartier aus? Eine Entdeckungstour.

Foodwaste vermindert, wer im Quartierladen einkauft.
Eticus Rozas, Vorstand Grüne 6/10 und Kantonsratskandidat
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Das Thema Foodwaste, also das Verschwenden von Lebensmitteln, wurde in den letzten Wochen und Monaten in den Medien ausgiebig behandelt. Wenn man die Artikel liest, fällt es einem schwer, einen Bezug zum eigenen Alltag herzustellen.
Deshalb sind wir auf Entdeckungstour durch Wipkingen gegangen und schildern hier unsere wichtigsten Eindrücke.

Ketten und ihre Marketingabteilungen

Generell kann man sagen, dass das Thema, egal ob beim Gross-, Detailhändler, Bäcker oder Restaurant, heikel zu sein scheint. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auf Nachfrage bei Migros, Coop und Kleiner – alles grosse Ketten – auf die jeweilige Marketing-Abteilung verwiesen wird. Dort bekommt man Standard-Antworten, die zahlreich in den Medien zu lesen sind: Dass mit grossen Foodwaste-Organisationen wie «Tischlein deck dich» oder der «Schweizer Tafel» zusammengearbeitet und ein Grossteil des Rests für Biogasanlagen verwendet würde. Angaben zum prozentualen Anteil des Weiterverwerteten am täglich anfallenden Foodwaste fehlen leider.

Das Quartierlädeli als Vorzeigebeispiel

Auf der Suche nach einer Lösung mit Quartierbezug komme ich mit dem Besitzer des «L’Ultimo Bacio», Dominik Hungerbühler, ins Gespräch und werde fündig. In diesem Bioladen wird Foodwaste sehr ernst genommen und erklärt, mit welchen Mitteln sie dagegen vorgehen. Es wird die gängige Methode angewandt: Produkte werden zwei Tage vor der Ablauffrist 50 Prozent vergünstigt. Zusätzlich gibt es einen Mitarbeiter-Kühlschrank, in dem Ware platziert wird, die zwar abgelaufen, jedoch noch für den Verzehr geeignet ist. Des Weiteren leben im Quartier zwei einkommensschwache Musiker, die gratis älteres Gemüse und sonstige Ablauf-Ware mitnehmen dürfen. Lampiger Salat wird einer Frau mit Hasen gespendet, altes Brot bekommt der Demeter-Bauer für die Hühner und falls es für Mensch und Tier nicht mehr geniessbar ist, wird die Ware hinter dem Laden kompostiert. Einzig Quark, Tofu und Saitan muss wegen des Gesundheitsrisikos entsorgt werden. Eine andere Massnahme, um Foodwaste zu verhindern ist bei «L’Ultimo Bacio» das Nachbestellen von Hand: Jeder Artikel wird von Hand überprüft und nach Bedarf per Fax nachbestellt.

Was können wir tun?

Das Thema Foodwaste ist sehr aktuell und wichtig, auch bei uns im Quartier. Im Umgang mit dem Thema haben wir gelernt, dass es nicht nur eine Lösung gibt, sondern es eine Reihe von Massnahmen und Strategien braucht, um das Problem anzugehen und zu lösen. Was wir aus den Statistiken lernen, ist, dass ein Grossteil des Foodwaste im privaten Haushalt anfällt. Deshalb haben wir bei unserer Entdeckungstour auch Tipps für zu Hause gesammelt:

Als Erstes kann man sein Einkaufsverhalten anpassen. Empfehlenswert ist, in kürzeren Abständen und somit immer nur für die nächsten Tage einkaufen.

Eintöpfe und Suppen sind zwei der besten und einfachsten Methoden, um altes Gemüse zu verwerten.

Alte Butter kann ohne Weiteres noch zum Anbraten benutzt werden.

Auch sollte man sich nicht nur am Ablaufdatum orientieren: Geruch, Aussehen und Geschmack helfen mitzuentscheiden, ob ein Produkt noch geniessbar ist.

Grünes Anliegen

Die Bekämpfung von Foodwaste ist seit jeher ein Anliegen der Grünen, dafür kämpfen wir an verschiedenen politischen Fronten. Wir sagen Ja zum Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit», weil damit unter anderem ein ressourcenschonender Umgang mit Lebensmitteln in die Bundesverfassung geschrieben wird.

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