Gedanken des Präsidenten

Als Lehrmeister hat mich eine amtliche Mitteilung aufhorchen lassen, wonach dieses Jahr über 60'000 Lehrstellen in der Schweiz unbesetzt bleiben werden. Aus der ganzen Welt blickt man bewundernd auf unser Bildungssystem: Einen Beruf erlernen und ausbildungsbegleitend eine Berufsschule besuchen.

Junge Schweizerinnen und Schweizer mit Berufslehre erringen bei Welt- und Europameisterschaften immer wieder Goldmedaillen. Ein eindrücklicher Beleg für die Qualität hiesiger Berufsbildung. Grad Anfang dieses Jahres erreichte eine junge Berufskollegin aus dem Rheintal an den Europameisterschaften in Hannover den ersten Platz. Und nun scheint es für junge Menschen nicht mehr interessant zu sein, eine Lehre zu machen. Viele scheinen einen schulischen Bildungsweg vorzuziehen. Will sich niemand mehr die Hände schmutzig machen? Nicht, dass ich es nicht in Ordnung finde, dass den Jugendlichen ein Studium offen steht. Nur braucht es die Tausenden von Akademikern? Sollten wir unserer Jugend nicht aufzeigen, dass eine gute Grundausbildung die Basis für ein erfolgreiches Berufsleben darstellt? Martin Scholl arbeitete sich vom KV-Lehrling zum Chef der Zürcher Kantonalbank empor oder Marcel Pawlicek zum CEO von Burckhardt Compression mit knapp 1’500 Mitarbeitenden. Zeigen wir den Schülern, dass nach der Lehre nicht Schluss ist im Berufsleben, sondern erst der erste Schritt getan ist. Weiterbildung wird in vielen Berufen durch Weiterbildungsfonds der Verbände sehr stark subventioniert und somit ist auch das Erlangen eines Meisterbriefs kein unerreichbares Ziel mehr.
Als Gewerbevereins-Präsident bin ich stolz darauf, dass alleine in den Betrieben der gut 100 Mitgliederfirmen jedes Jahr über 200 Lernende ausgebildet werden. Ich würde mich freuen, wenn das auch in Zukunft so bliebe und wir in Wipkingen stolz sein können auf junge Menschen, die bei uns im Quartier ihre Grundausbildung erlangten und dann hinausziehen in die Welt mit einem Rucksack voller Wissen und Können.

Fredy Wunderlin, Präsident Gewerbe Wipkingen

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