«Get organized!»

Das Beispiel «Park Platz» im Lettenareal zeigt: Mit viel Eigeninitiative und im Zusammenspiel zwischen selbstorganisierten Vereinen, dem Quartier und der Stadt lässt sich ein lebenswerter städtischer Raum gestalten.

Mitten in Wipkingen: Der «Park Platz» verfügt auch über eine Bar. (Foto: Sandra Bradvic)

Ein Gastbeitrag des Quartiervereins Wipkingen / Autorin: Sandra Bradvic

Wer vom Unteren zum Oberen Letten den Kloster-Fahr-Weg entlang spaziert, kommt am «Parki» vorbei. Ein lebendiger, bunter Ort, der zum Verweilen und Mittun gleichermassen einlädt. Eine Reparier- und Druckwerkstatt, Kurse über Bienen und Biodiversität, ein Projektraum, ein Gym und natürlich das Café sind nur einige der Nutzungsmöglichkeiten.

Der «Park Platz» ist jedoch vor allem eines: ein Freiraum für Experimente, in dem Ideen gemeinschaftlich diskutiert und verwirklicht werden können, ein nicht kommerzieller Begegnungsort, an dem das «Züri Wasser» gratis ist und das eigene Bier mitgebracht werden darf, ein Treffpunkt für Menschen jeglicher Herkunft und Kaufkraft.

Das war nicht immer so. Vor knapp zehn Jahren war der «Parki» einfach nur ein ungenutzter Parkplatz. Aufgefallen war dies auch dem Quartierverein Wipkingen (QVW). Mit dem Einverständnis der Liegenschaften Stadt Zürich (LSZ) schrieb der QVW im Jahr 2014 einen öffentlichen Ideenwettbewerb aus. Überzeugen tat die Initiative des Vereins «Lokomotive Letten». In Zusammenarbeit mit der Quartierbevölkerung sollte auf dem Parkplatz eine vielfältig nutzbare Plattform entstehen.

Quartierverein unterstützte tatkräftig

In den folgenden Jahren unterstützte der QVW die Initianten weiterhin, indem er 2015 mit der LSZ einen Gebrauchsleihvertrag unterschrieb, der es erlaubte, den Betrieb dem Verein «Lokomotive Letten» zu überlassen. Auch für die gebäudeähnlichen Bauten für die Zwischennutzung holte der QVW die Baubewilligung ein und ermöglichte den Betreibern somit, sich auf die Instandsetzung des Cafés und der Anlagen sowie auf das kulturelle und gesellschaftlich engagierte Programm zu konzentrieren.

Eine im Jahr 2017 erfolgreich durchgeführte Crowdfunding-Kampagne sicherte dafür die Finanzierung und zeugte zugleich vom Bedürfnis der Quartierbevölkerung, die Gestaltung ihres unmittelbaren Lebensraums aktiv mitzugestalten.

Der Blick zurück

Seit der Stilllegung des Bahnhofs Letten im Jahr 1989 wurde auch das Lettenareal zum Teil der offenen Drogenszene Zürichs. Nach der Schliessung des Platzspitz im Jahr 1992 stand die sich die Wasserwerkstrasse entlang erstreckende, rund 2000 Quadratmeter grosse Parkplatz-Brache leer.

Unterhalb der Siedlung Lettenhof der Zürcher Architektin Lux Guyer und oberhalb der Limmat und dem Turbinenhaus der EWZ gelegen; einerseits vom denkmalgeschützten Gebäude des alten Bahnhofs Letten umsäumt und andererseits vom Letten-Viadukt, liegt der «Parki» inmitten einiger Glanzlichter der Zürcher Architektur- und Ingenieurbauten, die sie sichtbar, zugänglich und erfahrbar machen.

Dafür, wie Orte wie der «Park Platz» entstehen, interessierte sich auch kürzlich das Mannheimer Architekturbüro Yalla Yalla, das sich auf Aktivierungsprozesse und Nutzungsszenarien des städtischen Raumes spezialisiert hat. «Park Platz» als Vorbild? Durchaus! Das Projekt zeigt beispielhaft – in Zürich und darüber hinaus –, dass es Möglichkeiten gibt, die Stadt mitzugestalten, was oft mit Eigeninitiative und persönlichem Engagement anfängt. Also, get organized!

Der «Parki» wird flügge

Der Verein «Park Platz» konnte dieses Jahr den Gebrauchsleihvertrag mit der Stadt Zürich direkt unterschreiben. Der Quartierverein Wipkingen konnte nun den «Parki» – wie bereits zuvor «De Garte über de Gleis» – flügge werden lassen. Das «Parki»-Büro und der Quartierverein bleiben auch weiterhin Anlaufstellen für Anfragen und Projektideen.

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