Grüne Rückeroberung der Tanzhaus-Fassade

Am Tanzhaus Zürich schlängeln die Kletterpflanzen an den trapezförmigen Fenstern hoch. Ein schöner Ausgleich zum Grau des Gebäudes. Hinter der Begrünung stecken nicht nur ästhetische Gründe.

Das Tanzhaus Zürich wird immer grüner.

Mit der baulichen Verdichtung der Stadt müssen Lösungen her für die Sicherstellung guter Lebensqualität. Grünflächen leisten einen erheblichen Beitrag zur Luftqualität und schliesslich auch zur Lebensqualität. Grün Stadt Zürich engagiert sich bereits seit vielen Jahren für eine grünere Umgebung. Nun rückt auch die sogenannte Vertikalbegrünung nebst der bisherigen Dächer-Begrünung in den Fokus. So wurde neben anderen Projekten wie «Mehr als Grün» auch das Förderprogramm «Vertikalbegrünung» ins Leben gerufen. Mit Projekten wie diesen sind laut der Stadt Zürich zwischen 2018 und 2020 rund 50 000 Quadratmeter stadteigene Flächen und 32 500 Quadratmeter Privatflächen ökologisch aufgewertet worden. Dies zeigt sich in mehr Biodiversität, saubereren Luftwerten und weniger heissen Sommern in der Stadt. Ausserdem mindernVertikalbegrünungen die negativen Auswirkungen längerer Hitzephasen auf Menschen, Gebäude und Infrastruktur. Die Förderung der Biodiversität ist sogar in der Gemeindeordnung der Stadt Zürich verankert. Laut dem Amt für Hochbauten sind Urbanität und Natur in Zürich keine Gegensätze.

Geld für Grün

Zukünftig sollen sogenannt «wertvolle Flächen» 15 Prozent der Stadt ausmachen. Nebst Umsetzungen an öffentlichen Gebäuden könne dieses Ziel jedoch nur mit der Beteiligung von Privateigentümer*innen erreicht werden – animiert durch kostenlose Beratungen und einer finanziellen Unterstützung. Die Beratungs- und Anlaufstelle ist deshalb wichtig, weil bei der Planung einer Vertikalbegrünung auf sehr vieles geachtet werden muss. Am Tanzhaus Zürich wurden sogar die Farben der Blüten mit Bedacht ausgewählt – in den Farbtönen Weiss, Elfenbein und Zartrosa. Auch der Entscheid für verschiedene Pflanzenarten entstand nicht einfach so. An den Fenstern befinden sich nun abwechslungsweise unterschiedliche Clematis- und Akebia-Arten, um einen Schädlingsbefall, der sich gleich auf alle Pflanzen übertragen würde, zu verhindern. Bedingung für eine finanzielle Unterstützung sei jedoch, dass die Begrünung aus gestalterischer, ökologischer und denkmalpflegerischer Hinsicht den Vorgaben der Stadt Zürich entspricht.

Kühler Kopf am Arbeitsplatz

Die Idee für einen alternativen Sonnenschutz am Tanzhaus kam von der Fachstelle Nachhaltiges Bauen der Stadt Zürich. Die Entwicklung und Umsetzung wurde vom Architekt*innen-Team des Ersatzneubaus übernommen. Die Ergebnisse der Förderprogramme scheinen sehr gut zu sein. Im November 2021 hat der Gemeinderat die Mittel für die Fortsetzung des Förderprogramms «Mehr als Grün» für zehn Jahre bewilligt.
Die Vertikalbegrünung der Tanzhaus-Fassade bringt auch Vorteile für die Menschen im Haus selbst. Im Sommer bilden die Pflanzen natürlichen Sonnenstoren und weisen somit die Hitze ab. Im Winter werfen diese ihr Laub ab und somit werden die Räumlichkeiten mit Licht und Wärme versorgt.
Die begrünten Fenster finden bei den Menschen im Tanzhaus grundsätzlich positiven Anklang. Der einzige Kritikpunkt, dass die Sonne nämlich auch im Winter mal blenden kann, scheint in der Planung nicht beachtet worden zu sein. Unter anderem wegen der speziellen Trapezform der Fenster konnten keine richtigen Sonnenstoren an den Fenstern installiert werden. Umso froher sind die Menschen im Tanzhaus, wenn die Pflanzen im Frühjahr und Sommer wieder die Fassade hochklettern und sich die Fenster zurückerobern.

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