Hier entsteht das modernste Alterszentrum der Stadt Zürich

Seit 2015 sind die Bauarbeiten für den Ersatzneubau des Alterszentrums «Trotte» im Gange. Im Frühsommer 2019 soll Einzugstermin sein. Der «Wipkinger» durfte sich exklusiv bereits jetzt auf der Baustelle umsehen.

Noch ist die Fassade verhüllt. Hier im Vordergrund soll der Park entstehen.
Visualisierung des neuen Altersheims Trotte.
Grundrissplan eines der Stockwerke in erkennbarer Schmetterlingsform.
Die Leitungen für die Fussbodenheizung sind bereits verlegt.
Noch etwas kahl: Die Apartments für die Senior*innen mit Loggia.
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Endspurt auf der Grossbaustelle an der Nordstrasse: Knapp drei Jahre ist es nun her, dass sich die Bewohner*innen des Alterszentrums «Trotte» von ihrem damaligen Zuhause verabschieden mussten. Mitte 2015 fuhren die Umzugswagen vor dem Alterszentrum Trotte vor, um die 65 damaligen Bewohner*innen in deren neues, temporäres Domizil im Alterszentrum «Triemli» umzuziehen. Im November 2015 folgte der Abbruch des veralteten Gebäudekomplexes aus dem Jahr 1960, dessen Sanierung entsprechend heutigen Standards schlicht nicht mehr machbar gewesen wäre. In der immensen Baugrube, die bis zu 15 Meter in die Tiefe reichte, wurden daraufhin die Fundamente für die neuen Gebäude gelegt. Seither sind hier täglich rund 80 bis 100 Menschen im Auftrag der Stadt Zürich damit beschäftigt, die Zukunft des Alterszentrums zu bauen. Im Frühling 2019 sollen die Bauarbeiten endgültig abgeschlossen sein und die Schlüssel an die Verantwortlichen der Alterszentren der Stadt Zürich übergeben werden. Der Bezug der neuen Apartments durch die Bewohner*innen ist für den Frühsommer vorgesehen.

Kompakte Bauweise

Der Rohbau des Gebäudes konnte im Dezember 2017 fertiggestellt werden, momentan sind die Innenausbauten und die Fassade dran. Letztere verbirgt sich zwar noch weitgehend hinter den Gerüsten und Abdeckplanen, doch die charakteristische «Schmetterlingsform» des Gebäudes kommt beim Besichtigungstermin auf der Baustelle bereits deutlich zur Geltung. «Aus 47 Vorschlägen, die uns von Architekten beim offenen Projektwettbewerb eingereicht wurden, war derjenige des Architekturbüros Enzmann und Fischer AG der einzige, der vorsah, das Gebäude in den Hang hinein zu bauen. Alle anderen sahen eine lange Fassade entlang der Nordstrasse vor», erklärt Adrian Zimmermann vom Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, der Projektleiter des Bauvorhabens, beim Rundgang über die Baustelle. «Mit der Realisierung dieses Projekts erhalten nun viele der gegenüberliegenden Häuser an der Nordstrasse gegenüber früher freie Sicht auf die Stadt. Das neue Gebäude ist kompakter und mit seinen rund 21 Metern Höhe niedriger ist als das Hochhaus des alten Komplexes.»

Aussenanlage mit neuen Wegen

Zudem bleibt bei diesem Projekt viel Platz für den Aussenraum, der als parkähnlicher Begegnungsraum für Bewohnende und Nachbar*innen aus dem Quartier angelegt werden soll. In der entstehenden Aussenanlage sollen verschlungene Wege an mehreren Blumeninseln vorbeiführen und zum Flanieren und Verweilen einladen. Eine neue rollstuhlgängige Wegverbindung wird die Trottenstrasse mit der Nordstrasse verbinden. Neu ist auch, dass der Haupteingang des Gebäudes zur Nordstrasse hin verlegt wird, mit einer direkten Taxizufahrt, während die Parkplätze für Besucher*innen rückseitig an der Trottenstrasse angelegt werden.

Apartments mit Aussicht

Im Inneren des Hauses entstehen auf sechs Stockwerken 92 Apartments für Senior*innen. Alle Zimmer sind mit rund 30 Quadratmetern gleich gross und – auch das eine Besonderheit des Hauses – ein jedes hat aufgrund des schmetterlingsförmigen Grundrisses Aussicht auf die Stadt Zürich. Dem Grundriss ist es zudem geschuldet, dass die Zimmer keine rechtwinkligen Vierecke sind, sondern eine sechseckige Form haben. Eine innenliegende Loggia, sozusagen ein Wintergarten, mit einer Glasschiebetür vom Wohnbereich abgetrennt, soll einen freien, aber dennoch geschützten Ausblick gewähren. Deutlich aufgerüstet wurden die Zimmer in punkto sanitäre Anlagen: Im Gegensatz zur «alten» Trotte besitzt jedes Zimmer eine eigene Dusche mit WC. «Die Nasszellen sind mit ein Grund, weshalb das alte Gebäude abgerissen werden musste», erklärt Thomas Ehret, der stellvertretende Direktor der Alterszentren der Stadt Zürich, der den Rundgang begleitet. «Im ursprünglichen Gebäude waren nur Gemeinschaftsbadezimmer auf den Stockwerken vorhanden, was heute nicht mehr zeitgemäss ist.»

Das eigene Zuhause

Die Einrichtung der Apartments wird den einzelnen Bewohner*innen überlassen, Möbel werden – ausser einer Garderobe und einem kleinen Einbauschrank – beim Einzug keine vorhanden sein. Einzig ein Pflegebett kann bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden. «Grundsätzlich ist es so, dass die Bewohnenden ihre eigenen Möbel mitbringen. Sollte aber jemand pflegebedürftig werden, stellen wir ihm selbstverständlich ein Pflegebett zur Verfügung», erläutert Ehret. «Bei uns sollen die Bewohner*innen bis zu ihrem Tod bleiben können und nicht im Pflegefall noch einmal umziehen müssen», ergänzt er. Zu dieser Politik gehört auch, dass das Alterszentrum eine Tagesbetreuung für diejenigen Bewohnenden anbieten wird, die Hilfe bei den Alltagsverrichtungen benötigen. Hier soll nicht nur für die Pflegebedürftigen gekocht und ihnen bei der Einnahme der Mahlzeiten geholfen werden, sondern darüber hinaus eine fixe Tagesstruktur angeboten werden. So werden die Betroffenen weiterhin in ihren Apartments wohnen und dennoch tagsüber eine Betreuung in Anspruch nehmen können.

Ein Ort der Begegnung

Ebenerdig, im sogenannten «Gartengeschoss» ist neben dem Empfangsbereich und einem neuen Mehrzweckraum das hauseigene Restaurant vorgesehen, das auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird. «Das neue Restaurant wird grösser und weniger versteckt sein als das bisherige. Mit seinem direkten Zugang zum Gartenbereich soll es ein Ort der Begegnung von Bewohner*innen und der Quartierbevölkerung werden», so Zimmermann. Kapazität für Gäste hat das Restaurant auf jeden Fall genug: Die moderne Küche ist für die Produktion von bis zu 300 Mahlzeiten pro Tag ausgelegt. Auch der Mehrzweckraum, der sogar eine eigene Bühne aufweist, dient als Treffpunkt: Hier sollen nicht nur interne Veranstaltungen stattfinden, sondern zudem öffentliche Konzerte, Vorträge und andere Veranstaltungen.

Ein Haus im Minergie-ECO-Standard

Beim gesamten Bauvorhaben sowie später beim Betrieb des Alterszentrums werden ökologische Aspekte grossgeschrieben. Entsprechend den Zielen der «2000-Watt-Gesellschaft» erfolgt der komplette Bau nach den Vorgaben des «Minergie-P-ECO-Standards». Geheizt wird das Gebäude dementsprechend mit Wärme aus den in den Erdboden eingelassenen Erdsonden. Für die Warmwasseraufbereitung wird eine Abwasserwärmepumpe eingesetzt. Sämtliche Leitungen wie auch diejenige für die Fussbodenheizung werden aus dem Untergeschoss jeweils vertikal zu jedem einzelnen Zimmer in die Höhe geführt. Das führt nicht nur dazu, dass aufgrund der eingesparten horizontalen Leitungsführungen mehr Platz in der Höhe gewonnen wurde, sondern auch, dass die Energie effizienter genutzt werden kann. Zudem befinden sich in den Kellerräumen des Alterszentrums drei riesige Frischluftanlagen, die die frische Luft von aussen einsaugen, aufbereiten, über einen Abluftenergiekreislauf auf 19 Grad vorwärmen und im Gebäude verteilen. Die Heizung muss das Gebäude in den kälteren Jahreszeiten so nur noch um wenige Grad erwärmen, da für die Frischluftzufuhr die Fenster nicht mehr geöffnet werden müssen. Und auch in der Küche wird ökologisch gewirtschaftet – nicht nur bei der Zubereitung der Speisen, sondern sogar beim Abfall: Speisereste werden hier in einem Tank aufgefangen, anschliessend abgeführt und schliesslich zu Biogas verarbeitet werden.

Komplexe Logistik mit Störungen

Der Bezug des Alterszentrums war ursprünglich für Ende dieses Jahres geplant. Mehrere, teilweise dramatische Gründe haben dafür gesorgt, dass sich die Bauarbeiten verzögert haben und mit dem Bezug erst im kommenden Jahr gerechnet werden kann. So wurde die Schreinerei, die mit der Erstellung aller Fensterrahmen beauftragt war, durch einen Brand komplett zerstört – mitsamt allen Messungen, bereits vorgefertigten Rahmen sowie dem ganzen Equipment. Was für den Schreiner wohl die Zerstörung seiner beruflichen Existenz bedeutet, hatte für das Alterszentrum gewaltige logistische Auswirkungen und zieht natürlich Verzögerungen nach sich. Zusätzlich hat der aussergewöhnlich heisse Sommer dem strengen Zeitplan der Bauherren teilweise einen Strich durch die Rechnung gemacht: Aufgrund der grossen Hitze – auf dem Dach des Gebäudes wurden zuweilen bis zu 50 Grad gemessen – ist das Bitumen geschmolzen, so dass die Abdeckungen erst mit Verspätung fertiggestellt werden konnten. Ferner führten Engpässe bei verschiedenen Subunternehmern zu weiteren Verzögerungen.

Noch freie Plätze

Trotz all dieser Unwägbarkeiten kann der gesprochene Kredit in der Höhe von 62 Millionen Schweizerfranken eingehalten werden – und nun sind die Verantwortlichen vom Amt für Hochbauten zuversichtlich, das Haus im Frühling 2019 den Alterszentren übergeben zu können. Die bisherigen Bewohner*innen, die bis dahin dreieinhalb Jahre im «Exil» ausgeharrt haben werden, werden bei der Auswahl ihrer Zimmer selbstverständlich den Vorrang haben. Sie können bereits jetzt planen, welches Apartment ihnen gehören soll. Doch auch für Neuanmeldungen ist in dem grosszügigen Bau noch ausreichend Platz vorhanden.

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