Initiative zur Kinderbetreuung – Luxus oder Notwendigkeit?

Dank grosszügiger Bundesanstossfinanzierung konnten in den letzten zehn Jahren tausende von Kita- und Hortplätzen geschaffen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie optimiert werden. In einigen Quartieren wurde die Nachfrage nach Kitaplätzen bereits vollständig gedeckt. Da fragt man sich, wozu es eine weitere Initiative zur Kinderbetreuung braucht.

Claudia Rabelbauer, EVP

Entwicklungspsychologisch sind die ersten fünf Jahre die wichtigsten. Jeder Franken, der in die frühe Förderung investiert wird, zahlt sich mehrfach aus, da aufwändige sonderpädagogische Massnahmen reduziert werden können. Die Stadt Zürich sieht in der vorschulischen Kinderbetreuung eine Chance, insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund frühzeitig und professionell auf den Kindergarten vorzubereiten. Die Stadt ermöglicht Eltern, die Anspruch auf Subventionen haben, einen entsprechenden Platz. Die Kitas werden dazu angehalten, in der Sicherung ihrer Qualität auch die frühe Förderung einfliessen zu lassen. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Sprachförderung sowie die Förderung der Selbst- und Sozialkompetenz gelegt. Dieser Bildungsauftrag ist jedoch eng verbunden mit der Qualität der Fachkräfte. Die Arbeitsbedingungen, insbesondere die Lohnbänder, sind bei Kitas, die zu 95 Prozent privat getragen werden, im Niedriglohnsegment. Gut ausgebildete Fachkräfte verlassen die Kitas und wandern ab in andere soziale Institutionen, die oft besser bezahlen.

Nicht alle Eltern können sich einen Kitaplatz leisten

Ein Kitaplatz kostet in der Schweiz nicht mehr als im Ausland, aber bei uns sind die Elternbeiträge um ein Vielfaches höher. Im Durchschnitt bezahlen Eltern für zwei Tage die Woche rund 1‘000 Franken pro Monat, was sich bei zwei Kindern verdoppelt und mit einem 40-Prozent-Pensum kaum mehr lohnt. Viele Mütter bleiben jedoch auch beim zweiten Kind im Beruf, weil sie ihre Arbeit lieben, den Ausgleich schätzen und heute mehr denn je auch Angst haben, bei einer Kinderpause den Anschluss ans Erwerbsleben zu verlieren. Wer heute eine gute Arbeitsstelle hat, sichert sich den Job, auch wenn der Lohn für die Kita drauf geht. Eltern, die aber auf den Zweitverdienst zwingend angewiesen sind, können sich einen Kitaplatz nur leisten, wenn die Gemeinde den Platz mitfinanziert. Dies ist allerdings noch nicht in allen Gemeinden im Kanton Zürich im gleichen Mass gegeben. Die Unterschiede der Gemeindebeiträge sind enorm. Würden die Eltern durch den Staat mehr entlastet, könnte dies auch eine Steuererhöhung zur Folge haben, was viele Gemeinden abschreckt. Es braucht deshalb nebst den Eltern und Gemeinden einen weiteren Partner, der die Betreuung mitfinanziert.

Wer von der Kinderbetreuung profitiert, darf sich beteiligen, auch die Arbeitgeber!

Arbeitgeber profitieren von einer guten Kinderbetreuung, da sie dadurch über genügend Fach- und Arbeitskräfte verfügen. Einige Arbeitgeber beteiligen sich bereits heute an den Betreuungskosten, doch das sind längst nicht alle. Um die Lücken bei der Finanzierung der Kinderbetreuung zu schliessen, braucht es mehr Ressourcen. Als Krippenleiterin werbe ich sowohl beim Volk wie auch bei der EVP um ein Ja zur Vorlage «Bezahlbare Kinderbetreuung für alle».

Claudia Rabelbauer, Präsidentin der EVP-Stadtpartei

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