Kirche und künstliche Intelligenz

Warum befasst sich die reformierte Kirche mit künstlicher Intelligenz? Nebst alltäglichen Anwendungen sind es vor allem die ethischen Fragen, die beschäftigen. Dazu fand kürzlich im WipWest Huus ein Diskussionsabend statt.

Was kann ChatGPT? Eine Frage, die im WipWest Huus gestellt und von Walter Sachs, IT-Experte, beantwortet wurde. (Foto: zvg)

Ein Artikel von Tobias Nordmann, Sozialdiakon im Kirchenkreis zehn

«Was habt ihr denn mit KI zu tun?», fragt mich ein Freund, als ich ihm von dem bevorstehenden Anlass im WipWest Huus erzähle. Eine berechtigte Frage, doch künstliche Intelligenz (KI) ist längst auch in unserem Arbeitsalltag angekommen.

Nebst der Unterstützung beim Übersetzen, Schreiben und Fotografieren mit dem Smartphone, interessieren uns im WipWest Huus insbesondere die ethischen Fragen, welche durch die zunehmende Verbreitung von KI aufgeworfen werden.

Deshalb haben wir im November zum WipWest Talk geladen. Gemeinsam mit unseren Gästen und Experten diskutierten wir die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie.

Aus dem Quartier mit dabei war der IT-Experte Walter Sachs, der sich seit Jahren beruflich mit den unterschiedlichsten Formen von KI, wie dem «Machine Learning» oder «Deep Learning», auseinandersetzt. Extra aus der Innerschweiz angereist war der Leiter des Instituts für Sozialethik «ethik22», Thomas Wallimann-Sasaki.

Verlust der Kontrolle?

Im Gespräch zeigte sich dann, dass die Folgen der breiten Anwendung von KI aktuell noch kaum abschätzbar sind: Während die Tech-Giganten mit vollmundigen Versprechen werben, wies Walter Sachs auch auf die Schattenseiten der Technologie hin.

Die Chancen, zum Beispiel bei der Entwicklung neuer Medikamente oder der Bekämpfung von Kriminalität, stehen den Risiken einer zunehmenden Überwachung und Problemen mit dem Datenschutz gegenüber. «Im schlimmsten Fall könnten wir die Kontrolle über KI-gesteuerte Maschinen verlieren», gab Sachs zu bedenken. Sollen wir also der Macht des Fortschritts vertrauen oder doch besser die Finger davonlassen?

Debatte ist notwendig

Thomas Wallimann-Sasaki steht einem Schwarz-Weiss-Denken in diesem Zusammenhang kritisch gegenüber. «Wir Menschen haben eine Tendenz, Phänomene, die wir nicht verstehen, zu überhöhen. Manchmal schreiben wir ihnen sogar gottähnliche Qualitäten zu», sagt Wallimann-Sasaki.

Egal, ob wir KI als Heilsbringer oder Schreckgespenst einstufen, geben uns solche extremen Positionen Halt. Dabei verhindern sie häufig eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema, welche alltagstaugliche Handlungsanleitungen hervorbringt.

Sowohl für Sachs als auch für Wallimann-Sasaki ist eine vertiefte gesellschaftliche Debatte über KI dringend notwendig. Denn ein gesellschaftlicher Konsens über die Grenzen ihrer Anwendung ist eine wichtige Voraussetzung für die Regulierung dieser Technologie.

Für diesen Prozess müssen wir die Spannung aushalten, welche das Abwägen der Chancen und Risiken von KI mit sich bringt. «Nur wenn die Saiten meines Cellos gespannt sind, entsteht ein schöner Ton» sagt Wallimann-Sasaki, der in seiner Freizeit auch Musiker ist, zum Abschluss.

In diesem Sinne möchten wir auch im WipWest Huus einen reflektierten Umgang mit den Möglichkeiten von KI pflegen und gleichzeitig einen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte über diese Technologie leisten.

Haben Sie noch Fragen oder Anregungen zum Thema? Dann schreiben Sie uns oder schauen Sie während der Coworking-Öffnungszeiten vorbei. Auf unserer Website www.wipwesthuus.ch finden Sie unsere Kontaktangaben sowie alle Informationen zu kommenden Anlässen.

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