Lernen anzunehmen, was nicht geändert werden kann

Die 87-jährige Verena Burkhart wohnt seit knapp zehn Jahren im Pflegezentrum Käferberg. Das Leben stellte sie schon vor manche Herausforderung, der sie stets auf Augenhöhe begegnen konnte.

Mit 70 Jahren entdeckte Verena Burkhart die Leidenschaft fürs Quilten.
Zwei ihrer Werke hängen im Stübli der Abteilung.
Detailaufnahme
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Schon als kleines Kind galt sie als sehr naturverbunden. Sie habe viel Zeit im Freien verbracht und war nahezu unermüdlich, was Spiel und Spass anbelangt. Ihr aufgeschlossenes und lebhaftes Wesen machte es ihr sehr leicht, neue Freundschaften zu knüpfen und spontane Bekanntschaften einzugehen. Über die Schulzeit könne sie nicht viel erzählen, die Zeit sei wie Flug vergangen. Dafür sind ihr die Momente ihrer Kindheit besonders gut in Erinnerung geblieben.
Die Stadtzürcherin absolvierte ihre Ausbildung im Jelmoli an der Bahnhofstrasse. Sie war für die Kundenbetreuung zuständig und sorgte unter anderem für eine ansprechende Produktpräsentation in der Mercerie-Abteilung. Den Kontakt und Austausch mit ihren Mitmenschen schätzte sie dabei sehr. «Schon damals habe ich viel und gern geredet und tue es auch heute noch.», sagt sie und schmunzelt. Sie selbst sieht sich als fröhlichen und initiativen Menschen.
Zu Hause konnte sie ihre Mutterrolle voll und ganz wahrnehmen. Die Zeit mit ihren Liebsten liegt ihr sehr am Herzen. Einer der Hauptgründe, warum ihre Familie viel gemeinsam verreiste. Ob sternenreiche Zeltnächte oder erholsame Skiferien im Ferienorten Alt St. Johann; ihre Destinationen erstreckten sich weit über die Landesgrenzen hinaus bis hin zum Nordkap. Und das auf vier Rädern wohlgemerkt. Mit den Jahren wuchsen ihre Kinder zu jungen Erwachsenen heran und waren immer weniger auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Mit dem Auszug beider Töchter ging die Reise für ihren Ehemann und sie in Zweisamkeit weiter.

Akzeptanz für alles, was ist

Zu diesem Zeitpunkt konnten die beiden nicht ahnen, dass sie eine Tochter an einer Krebserkrankung verlieren werden. Dass sich das Leben in nur wenigen Momenten derart ändern kann, gab ihr viel zu denken. In der Stille der Trauer konnte sie nach und nach Abschied nehmen und sich der neuen Wirklichkeit zuwenden. «Das Leben geht weiter.» Für Verena Burkhart bedeutet das nicht, das Geschehene zu vergessen, sondern vielmehr die bewusste Wahl, sich für die Freude, statt für den Schmerz zu entscheiden.

Das Leben anders leben

Ein anderer grosser Einschnitt in ihr Leben war der Schlaganfall, der sie eines Abends aus dem Schlaf riss. Der Hirnschlag hatte eine Lähmung ihrer rechten Körperhälfte zur Folge, was ihre Lebensumstände langfristig veränderte. Alltägliche Aufgaben wurden zu schwierigen Hürden, was ihr körperlich wie auch psychisch viel abverlangte.
Über mehrere Monate wurden Therapie- und Rehamassnahmen eingeleitet, sodass sie ihre motorischen Fähigkeiten so gut wie möglich zurückgewinnen konnte. Während dieser Zeit war ihr Ehemann eine wichtige Stütze in vielerlei Hinsicht: «Zusammen verbrachten wir 63 Ehejahre. Er hat sehr viel für mich getan». Leider bilden sich die Folgen eines Schlaganfalls nicht immer vollständig zurück. Durch die verbliebenen Beeinträchtigungen war die selbstständige Alltagsbewältigung für Verena Burkhart nicht mehr möglich. Die Pflegebedürftigkeit bewegte sie zum Eintritt ins Pflegezentrum Käferberg. Sie sah dem Aufenthalt im Pflegezentrum jedoch mit Zuversicht entgegen. Bis auf wenige Einschränkungen könne sie heute noch vieles allein meistern und dafür sei sie sehr dankbar.

Loslassen können

Ihr Mann verstarb im Alter von 84 Jahren. Hinsichtlich seiner demenziellen Erkrankung konnte sie den Verlust gut verarbeiten und annehmen. Wie in alten Zeiten fährt sie noch heute in die Ferien und verbringt Zeit im Kreise der Familie. Daraus schöpfe sie neue Kraft. Ihre Enkel und Urenkel kommen regelmässig zu Besuch. Unerschrocken und voller Lebensfreude tollen die Kleinen umher, ganz im Sinne ihrer jungen Urgrossmutter. In ruhigen Zeiten nimmt Verena Burkhart gerne ein gutes Buch zur Hand: «Lesen lehrt uns vieles und weitet den Blick.». Nimmt das Leben eine Wendung, seien es nicht die Umstände selbst, die einen beunruhigen, sondern die Einstellung zu Veränderungen. Wenn wir Verantwortung für unser Denken und Handeln übernehmen, sind wir in der Lage, Situationen aus anderen Blickwinkeln zu betrachten und differenziert einzuschätzen.

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