Mehr Bienen für Wipkingen …

Das haben sich drei Mitzwanziger gedacht, als sie im Frühling 2019 zwei Bienenstöcke in Wipkingen aufstellten. Seither beleben zwei Völker die blühenden Balkone, Bäume und Wiesen rund um den Park Platz. Spätestens seit dem Film «Honey» ist klar, wie wichtig die flauschig wirkenden Insekten sind für Natur und Mensch.

Imker*innen auf dem Dach des Würfels bei der letzten Kontrolle der Bienenstöcke vor dem Winter.

Die Bienenvölker sind in zwei Dadantkästen auf dem Dach des Würfels zu Hause — dem neuesten der Projektcontainer des Park Platz am Letten. Es war nicht der leichteste Start für die jungen Bienen. Ein Volk verlor aus unbekannten Gründen seine Königin, wurde buckelbrütig und musste aufgelöst werden. Doch die jungen Imker*innen hatten Glück im Unglück. Ein schwärmendes Volk wurde entdeckt und schnurstracks einquartiert. Seither werden die Kästen von tausenden Arbeitsbienen, ein paar Drohnen und ihrer jeweiligen Königin behaust. Auf den zwölf Waben, welche minuziös exakt ausgebaut wurden, wimmelt es von Leben: Von den erst kürzlich gelegten Eiern über die Larven und die Maden bis hin zu den geschlüpften Bienen. Sie alle haben ihre Aufgabe, welcher sie fleissig nachgehen. Die jüngsten Arbeiterinnen müssen zuerst putzen und die Larven versorgen, danach dürfen sie beim Bauen helfen und später erblicken sie als Eingangswächterinnen das erste Mal Tageslicht. Erst wenn sie all diesen Tätigkeiten nachgekommen sind, steht der Flug ins Freie an. Sie fliegen Pollen, Nektar und Propolis ein und produzieren daraus das süsse Gold, den Honig.

Das Leben auf dem Dach

Der Park Platz als Standort eignet sich ausgezeichnet für die Bienenvölker. Umgeben von Wasserquellen wie der Limmat und der Sihl ist bereits für Flüssignahrung gesorgt. Auch Nektar und Pollen gibt es auf den unzähligen Balkonen, den Parks und den Kastanienalleen genug. Mit der erhöhten Lage auf dem Container stehen den anfliegenden Bienen keine Menschen im Weg, womit eine gegenseitige Gefährdung verhindert wird. Momentan ist es eher ruhig in den Kästen. Die Königin befindet sich in einer Traube, umgeben von ihren Arbeiterinnen, welche dafür sorgen, dass ihr nicht kalt wird über die Winterzeit.

Die Bienen und wir

Sieht ganz so aus, als hätten diese kleinen Nutztiere alles im Griff. Doch so wie wir Menschen die Bienen brauchen, sind sie auch auf uns angewiesen — zumindest hierzulande. Hier kommen die jungen Imker*innen ins Spiel. Eine kleine Gruppe, welche sich diesen interessanten Insekten angenommen hat und mit dem reichen Wissen aus dem Imkerkurs sowie den wertvollen Tipps langjähriger Imker*innen die Völker pflegt. Vielleicht hat sich diesen Sommer manch ein*e Spaziergänger*in gefragt, was die bunt angezogenen Astronaut*innen auf diesem Dach des einen Containers machen: Sie versuchen, den Varroabefall möglichst gering zu halten, füttern die Bienen, wenn sie hungrig sind und kontrollieren, ob es ihnen gut geht. Ihr Ziel ist es, einen Einblick in die hochspannende Welt der Bienen zu erhalten, das Zusammenspiel der Natur zu ergründen und die schon hohe Dichte der Stadtbienen mit gesunden Bienen zu komplettieren. Es ist kein profitorientiertes Projekt, weshalb der meiste Honig bei den Bienen bleibt. Einen kleinen Teil konnten sie aber entbehren, so dass schon im ersten Jahr sechs Gläser feinster Park-Platz-Honig mit der Geschmacksnote «Stadtblume» gewonnen werden konnte. Um den fliegenden Arbeiterinnen im nächsten Frühjahr ebenfalls ein reiches Bouquet bieten zu können, empfiehlt es sich, Wildblumen auf den Fenstersimsen und Balkonen in der Nachbarschaft zu pflanzen. Mit dieser Vorkehrung ist ein freundlich surrendes «Hallo» der Wipkinger-Bienen garantiert.

Wie geht es weiter?

Schon im Februar, März erwacht im Stock das Leben wieder. Die Park-Platz-Imker*innen werden dann am meisten gefordert sein. Der Zustand der Völker muss kontrolliert und das Schwärmen verhindert werden. Des Weiteren schwebt der Gruppe vor, ihr Wissen mit der Nachbarschaft, den Besucher*innen des Park Platz und interessierten Menschen zu teilen. Es sind schon theoretische und praktische Workshops in Planung. Sie sollen Kindern und Erwachsenen ebenfalls einen Einblick in das Treiben der Insekten bieten. Ausserdem sollen gemeinsam Produkte aus Bienenwachs hergestellt und Propolissalben gebraut werden. Sobald die Bienen aus der Winterruhe erwachen, kann’s losgehen.

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