Gesundheit
Neue Lernformen im Pflegezentrum Käferberg
Mit- und voneinander lernen, so heisst die Devise. Die Lern- und Arbeitsgruppe ermöglicht das Zusammenwirken verschiedener Ausbildungsgänge.
16. Dezember 2020 — Eingesandter Artikel
In Anlehnung an die bestehende Lernform im Stadtspital Waid, konnte das Pflegezentrum Käferberg eine neue Art des Lernens für sich entdecken. 2018 wurde die Lern- und Arbeitsgruppe (LAG) eingeführt. Initiiert wurde die Lernform durch ein Pilotprojekt unter der Leitung von Jacqueline Wietzel, Bildungsverantwortliche im Pflegezentrum Käferberg. Was das Konzept der Lern- und Arbeitsgruppe anstrebt und wie es sich bis jetzt bewährt hat, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die LAG gilt als temporäres, eigenständiges Team innerhalb einer Abteilung, das gemeinsam die Aufgaben des Pflegealltags ausführt. Die Gruppe setzt sich aus Lernenden und Studierenden zusammen und stellt die Pflege und Betreuung einer Bewohnergruppe von acht bis zehn Personen, je nach Gruppengrösse der LAG, sicher. Während zwei Wochen befasst sich das Team intensiv mit der Aneignung neuer Fähigkeiten und Kompetenzen.
Mix unterschiedlicher Fähigkeiten und Bildungsgänge
Durch die Mischung der unterschiedlichen Ausbildungsgänge (Fachmann/-frau Gesundheit EFZ, Assistent/-in Gesundheit und Soziales EBA und Dipl. Pflegefachmann/-frau HF) können die Aufgaben nach den jeweiligen Anforderungen und Lernzielen zugeteilt werden. Somit fördert die Lern- und Arbeitsgruppe das selbstständige Arbeiten und macht die angehenden Fachkräfte schneller einsatzfähig als zuvor. Durch die Durchmischung der Bildungsgänge profitieren die jungen Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger von ihren erfahrenen Kolleginnen und Kollegen im Studium und umgekehrt.
Während der zweiwöchigen Sequenz werden die Auszubildenden durch eine Berufsbildnerin beziehungsweise einen Berufsbildner begleitet und betreut. Aufgaben, die nicht durch die Lernenden und Studierenden übernommen werden können, werden durch die berufsbildende Person übernommen. Dank regelmässiger Coachings durch die Berufsbildungsverantwortlichen werden auch die berufsbildenden Personen begleitet und unterstützt. Damit die Übersichtlichkeit und enge Lernbegleitung gewährleistet ist, zählt die LAG nicht mehr als vier Mitglieder. So kann sich jeder einzelne aktiv einbringen und zum Lernfortschritt aller beitragen.
Die LAG funktioniert als duales System: In einer praktischen Sequenz arbeiten die Auszubildenden direkt bei den Bewohnerinnen und Bewohnern und erlernen dabei neue Fähig- und Fertigkeiten. Während der Lern- und Reflektionszeit wird der Arbeitstag rekapituliert: Wichtige Ereignisse werden schriftlich dokumentiert und die Erreichung der Tagesziele überprüft. Neue Inhalte werden erarbeitet. Wo Verbesserungen angebracht sind, werden zusammen mit der Berufsbildnerin oder dem Berufsbildner geeignete Massnahmen getroffen, die am nächsten Tag umgesetzt werden können. Die LAG trifft sich alle vier bis sechs Wochen. Die Zwischenzeit wird zur Festigung der neuen Kompetenzen genutzt.
LAG als Best Practice etabliert
Die Rückmeldungen zur LAG sind erfreulich. Aus Sicht der Auszubildenden wird dem Lernen genügend Zeit und Raum gegeben, und da die Mitglieder unterschiedlichen Ausbildungsniveaus angehören, werden wertvolle Inputs eingebracht. Durch die besondere Art der Zusammenarbeit können Tätigkeiten routiniert und sicher durchgeführt werden. Als Mini-Team lässt sich die LAG einheitlich und flexibel planen. Dies lässt individuelle Anpassungen auf die jeweilige Abteilungsstruktur zu, sodass die Lern- und Reflektionszeit auch am Vormittag erfolgen kann. So ist die LAG auf sämtlichen pflegerischen Disziplinen, namentlich in der Langzeitpflege, der rehabilitativen Akut- und Übergangspflege sowie im Demenzbereich, anwendbar.
Beteiligung aller Mitarbeitenden führt zu nachhaltigen Lernerfolgen
Was vor zwei Jahren erstmals auf einer einzigen Abteilung zur Anwendung kam, wird heute auf bereits vier Abteilungen umgesetzt. Eine Ausweitung auf weitere Abteilungen ist für das Jahr 2021 geplant. Eine gut funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit ist nicht selbstverständlich. Sie bedingt gegenseitigen Respekt, Rücksicht, eine offene Kommunikation und Reflexion der Abläufe sowie Zielerreichung. Der Aufwand zahlt sich aus, da durch die Beteiligung aller Mitarbeitenden nachhaltige Lernerfolge für die Berufsausübung erlebt werden.
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