Polit-Schein, Polit-Sein

Bei Standaktionen der SVP zeigt sich beispielhaft, dass Menschen bezüglich aktueller Probleme oft zurückhaltend sind, oder aber für schnelle und bequeme Lösungen plädieren. Für langfristig tragende Lösungswege braucht es aber den Dialog.

Camille Lothe, Präsidentin SVP der Stadt Zürich, und Willi Korrodi suchen den Dialog. (Foto: zvg)

Ein Gastbeitrag von Willi Korrodi, Vorstandsmitglied SVP Kreis 10, Verantwortlicher Standaktionen

Bei Wahlen, Abstimmungen, Sammeln von Unterschriften für Initiativen sowie Referenden sind Standaktionen in unserer direkten Demokratie in den Quartieren wohlbekannt. Spontan und frei von der Leber weg können viele interessante Gespräche stattfinden. Dabei ist für mich besonders bemerkenswert, wie oft und schnell vorgefasste Denk-Schubladen geöffnet werden, mit Äusserungen wie «Ah, du bist so einer», oder «Ah, du machst auch mit bei denen».

Angst, die eigene Meinung zu äussern, verhindert die Lösungsfindung

Bei solchen Gesprächen an den Standaktionen fällt auf, dass viele Menschen im Vorhaben gebremst wirken, offen zu sagen, was sie wirklich denken, wo sie stehen und woran sie glauben. Geht da eine kollektive Angst um, nicht auf der guten Seite zu stehen oder unangenehmen Gegenwind zu spüren? Oder ist es nur die Bequemlichkeit, ganz nach dem Motto: Warum soll ich mich exponieren? Es geht uns ja gut. Aber bleibt dies denn einfach so, ohne unser aller aktives Dazutun? Es wäre zu schade um all die Errungenschaften in unserem grossartigen Land, die über Generationen mühsam erkämpft wurden.

Schnelle und bequeme Lösungen sind meist nicht die besten

Wenn jedoch die Meinung geäussert wird von Besorgten, die echt interessiert sind und das aus allen Lagern, dann kommen Gespräche zustande, die mehr in die Tiefe gehen; dabei kommen viele Gemeinsamkeiten zur Sprache. Nur zeigt sich dann oftmals, dass wir Lösungsvarianten vertreten, die uns liegen, die wir gerne haben, wo wir uns identifizieren und – bei denen wir «gut dastehen».

Am Ende zählen aber nicht die momentane Lösung und die Gesinnung, die gerade «in» oder «hype» oder «ideologisch korrekt» sind, sondern die langfristigen Resultate. Es lassen sich in der Geschichte immer wieder viele Beispiele finden, wo schnelle, sogenannt «gute Lösungen» schlimme Resultate zur Folge hatten, sei es in Politik, in der Religion oder bei Unternehmen. In allen Belangen gilt schliesslich das Prinzip von Ursache und Wirkung.

Die Auseinandersetzung mit Ursache und Wirkung ist wichtig

Haben wir nicht alle in erster Linie von anderen Ansichten, Meinungen und Standpunkten gelernt? Stehen wir nicht alle da, wo wir sind, dank Auseinandersetzungen mit anderen Gesichtspunkten? Das Argument, dass dank technischer und digitaler Möglichkeiten heute alles anders sei, ist nur sehr beschränkt haltbar. Gerade in den aktuellen Krisenherden und den Kriegen zeigt sich nur zu deutlich, wie sehr Positionen und Reaktionen überhaupt nicht neu sind. Die mentale Verhaltensweise der Menschheit bei Bedrohung der eigenen Pfründen hat sich nicht gross verändert, leider!

Daher ist es so dringend notwendig, auf alle Seiten genau hinzuschauen, hinzuhören, mit offenem Visier, und mit beiden Beinen hinzustehen: Was hat zu unserer heutigen Gesellschaft geführt, was gilt es zu behalten, was zu verbessern? Welche Aktionen und Entscheide bringen am Ende welche Resultate, ganz unvoreingenommen und ohne Ideologien?

Dieser Prozess hilft wahrzunehmen, wie vergänglich wir letztlich alle sind. Es macht demütig und lässt spürbar werden, wie wertvoll das Leben ist. Darum ist unser individueller Beitrag so wichtig.

Tragen wir sowohl den einzelnen als auch unserem ganzen, einzigartigen Land Sorge, indem wir uns vertieft mit aktuellen Problemen auseinandersetzen und Ursache und Wirkung zu verstehen versuchen, um gute, langfristige Lösungen zu finden, die den Wohlstand des Landes und der Gemeinschaft wahren. Nichts ist selbstverständlich, es braucht den Beitrag von allen.

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