Rosengartentunnel: Der Kanton macht sich aus dem Staub

Wer schon mal an der Rosengartenstrasse gewohnt hat, erzählt Geschichten von Staub und Anekdoten vom Lärm. Wird das mit dem Tunnel nun besser? Leider nein, «Die Stadtreparatur» am Rosengarten heilt nicht den Lärm und wohl auch nicht den Staub.

Eva Gut und Andrew Katumba pflanzten an der Rosengarten-Demo einen Rosenbusch. Ironischer Weise taten die damit vielleicht mehr für die Feinstaubreduktion als der Kanton mit seinem Milliardentunnel.
Der Rosengartentunnel, Ausgang Wipkingerplatz, im Modell.
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Es hat zu viel Feinstaub in der Luft. An allen Messstationen im Kanton Zürich wurde der Grenzwert für die kleinsten Feinstaub-Partikel im Jahr 2018 überschritten. Am meisten Feinstaub im ganzen Kanton hat es bei uns, an der Rosengartenstrasse, wegen der vielen Autos und Lastwagen, die hier fahren. Feinstaub ist gesundheitsschädlich, verursacht Asthma und erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Hirnschlag. Zudem gelten die kleinen Partikel als krebserregend. Es ist also dringend angezeigt, effiziente Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor dem Feinstaub zu ergreifen und den gesetzlichen Zustand wiederherzustellen. Dies tun aber weder Stadt noch Kanton. Die SP Zürich 10 forderte mit Verbündeten aus dem Quartier bereits mehrmals Sofortmassnahmen am Rosengarten wie Tempo- und Spurreduktionen. Diese wurden vom Kanton abgelehnt.

Nicht nur die Grenzwerte, die eine gesunde Luft garantieren sollen, werden am Rosengarten überschritten, sondern auch die Grenzwerte beim Lärm. Es ist deutlich zu laut. Denn sogar die Alarmwerte sind entlang der Rosengarten- und Bucheggstrasse überschritten. Aus Umweltperspektive ist der Rosengarten also ein Sanierungsgebiet. Doch der Kanton – genauso wie die Stadt – verweigert seine Arbeit und foutiert sich um das Gesetz zum Schutz der Gesundheit vor Feinstaub und Lärm. Sofortmassnahmen wie Temposenkungen, Spurreduktionen sowie Nacht- und Lastwagenfahrverbote wären schnell, einfach und kostengünstig realisierbar.

Anstatt die Bevölkerung umgehend vor den negativen Auswirkungen des Verkehrs zu schützen, wird die Quartierbevölkerung mit dem Rosengartentunnel auf später vertröstet. Bis zur Eröffnung des Tunnels nach 2030 ist der Regierungsrat nicht bereit, Sofortmassnahmen zu ergreifen, um für die heutige Quartierbevölkerung die Situation zu verbessern.

Werden die Luft- und Lärmgrenzwerte nach der Realisierung dieses immensen Bauwerks wenigstens eingehalten?

Und die Antwort ist absurd: leider nein. Heute sind am Rosengarten etwa 46’000 bis 48’000 Fahrzeuge pro Tag unterwegs. Das künftige Rosengartenprojekt ist auf 56’000 Fahrzeuge ausgelegt – also rund 10’000 Fahrzeuge mehr als heute und dies pro Tag. Auch wenn in Zukunft mit technischen Verbesserungen bei den Autos zu rechnen ist, muss bei grösserem Verkehrsaufkommen damit gerechnet werden, dass die Luftbelastung gleich hoch bleiben wird.

Auch beim Lärm sieht es leider nicht besser aus: In der Antwort auf eine Interpellation der SP im Gemeinderat der Stadt Zürich hält der Stadtrat klar fest, dass die Lärmgrenzwerte auch nach dem Bau des Rosengartentunnels im sogenannt «beruhigten» Abschnitt weiterhin überschritten werden. Also auch mit dem Rosengartentunnel muss die «beruhigte» Rosengartenstrasse immer noch lärmsaniert werden. Die Lärmgrenzwerte können mit dem geplanten vierspurigen Verkehrsregime – zwei Spuren Autos, zwei Spuren Tram – im «beruhigten» oberirdischen Teil nicht eingehalten werden. Und für diese Pseudo-Beruhigung des Quartiers sollen wir für das Tunnelprojekt am Rosengartenprojekt über eine Milliarde Franken ausgeben? Mir leuchtet dieses Vorhaben nicht ein. Zum Glück wurden sowohl das Volks- als auch das Gemeindereferendum ergriffen, so dass das Stimmvolk an der Urne über das Projekt am Rosengarten entscheiden kann.

Simone Brander, Umweltfachfrau und Gemeinderätin SP Zürich 10

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