Schulpfleger wehren sich

Die Präsidenten der Schulkreise wollen dem «Bodenpersonal» Kompetenzen wegnehmen. Aber Widerstand regt sich. Die Schulpflegerinnen wollen wichtig bleiben – nicht nur «strategische» Entscheide abnicken.

Waidberg ist einer von acht Schulkreisen in Zürich. Jeder dieser Kreise hat einen von den Stimmberechtigten gewählten Präsidenten. Die Präsidentenkonferenz ist das oberste Organ der Schulpflege, dies parallel zum städtischen Schulamt, das für die praktische Seite der Schule verantwortlich ist. Im Schulkreis Waidberg gibt es 25 gewählte Schulpfleger: Wir besuchen jede Klassenlehrerin, jeden Lehrer, jeden Hort und jeden Kindergarten einmal im Jahr. Wir haben Erfahrung, ermöglichen Quervergleiche, sind geschult und bringen die «normale» Welt in den Schulbetrieb. So besteht weniger die Gefahr, dass nur «Expertinnen» mit «Fachpersonen» reden und sich in einer pädagogischen Separatwelt verlieren. Die Schule soll Teil der Gesellschaft sein und nicht ein eigenes Universum. Und bleiben. Früher – als die Schule noch männlich dominiert war und der Lehrer eine Respektsperson – konnte jeder in seinem Klassenzimmer walten, wie er wollte. Nur die Schulpflege schaute für das Ganze. Seit es Schulleiter gibt, sind diese für «ihr» Schulhaus verantwortlich. Das Bodenpersonal der Schulpflege hat bis anhin die Lehrpersonen alle vier Jahre beurteilt, die Lehrerinnen gefördert, gelobt und kritische Fragen gestellt. Nun sollen das die Schulleiterinnen tun – sagen die Präsidenten. Aber diese sind mit der einen Lehrerin befreundet, mit der andern nicht. Sie werten die Wartung der Kaffeemaschine zuweilen höher als den guten Unterricht. Wir Schulpfleger sehen in erster Linie, ob die Kinder gerne zur Schule gehen und finden wichtig, dass nicht einem einzigen Kind die Lust am Lernen vergeht. Weil die Schule keine Schraubenfabrik ist, die man selbstherrlich leiten kann, ohne dass die Schrauben Schaden nehmen.

Frank Beat Keller, Vorstand Grüne 6/10 und Schulpfleger im Schulhaus Bläsi

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