Sie haben ein Haus im Garten

An der Nordstrasse in Wipkingen ist jüngst ein ganz besonderes Gebäude erstellt worden: ein Small House.

So gemütlich sieht es im Erdgeschoss des Hauses aus.

Tiny oder Small Houses sind Gebäude, die das Leben auf kleinstem Raum ermöglichen. Ein Tiny House weist meistens eine Nettowohnfläche von weniger als 50 Quadratmetern auf und wird entweder als mobiles Eigenheim auf Rädern oder auf ein normales Fundament gestellt. Ein Small House ist in der Regel ein wenig grösser und hat bis zu 100 Quadratmeter Nutzfläche. Eine genaue Definition für diese Begriffe existiert bis anhin nicht – Hauptsache ist das Prinzip des Wohnens auf kleinstmöglichem Raum.
Der kleine Holzbau befindet sich an der Nordstrasse, leicht zurückversetzt von der Strasse, auf dem Grundstück eines anderen Wohnhauses. «Wir haben als Familie vor Kurzem das Wohnhaus hier gekauft und wollten ursprünglich für meine Mutter eine kleine Einliegerwohnung einbauen. Das erwies sich jedoch bewilligungstechnisch als sehr kompliziert», erklärt Ariadna von Matt-Graf, die Besitzerin der Liegenschaft.
Nach Beratungen mit einem befreundeten Architekten plante die Familie daher, statt des Umbaus ein kleines Haus im Garten zu bauen. Rein zufällig stiessen sie in den Skiferien auf eine Siedlung, die aus lauter Tiny und Small Houses bestand und begannen, sich eingehender mit dieser Wohnform auseinanderzusetzen. Die Idee, selbst ein solches Häuschen zu erstellen, liess sie nicht mehr los – der Rest ist Geschichte. Der im Garten verfügbare Platz reichte bis fast auf den Zentimeter genau aus, um ein Haus vom Typ «Small Green» zu erstellen. Zehn Monate vergingen, bis die Stadt die Bewilligung für den Bau erteilte – vor allem die Umgebungs- und Gartenplanung beanspruchte einiges an Zeit.

Bau innerhalb von zwei Wochen

Doch dann ging es schnell: Weil das Haus aus bereits vorgefertigten Holzelementen besteht, nahm der Aufbau insgesamt – nach dem Erstellen des Fundaments – nur knapp zwei Wochen in Anspruch, danach war der Innenausbau dran. Nun ist auf den nur 45 Quadratmetern Grundfläche ein komplettes Eigenheim für ein bis zwei Personen entstanden. Die Nettowohnfläche, die das dreistöckige Gebäude bietet, beträgt 88,5 Quadratmeter.
Im Erdgeschoss befinden sich Küche und Wohnraum, der erste Stock beherbergt das Schlaf- sowie ein Badezimmer, unter dem Dach gibt es weiteren Wohnraum.
Der Bau besteht komplett aus Holz, für die Fassade wird Kiefer, für den Innenraum Fichtenholz verwendet, das Parkett ist aus Eiche gefertigt. Alles Holz stamme, so Marc Lüllmann von der Firma SmartSmallHouse AG, die das Haus in Wipkingen erstellt hat, aus FSC-zertifizierter Forstwirtschaft. Die Holzelemente werden in Estland fabriziert und dann in die Schweiz geliefert.
So klein das Haus von aussen wirkt, so geräumig erscheint es im Inneren. Der begrenzte Platz wird optimal ausgenutzt. In den Treppenaufgängen sind Einbauschränke eingebaut. Kühlschrank und Backofen sind in den Raumteiler zwischen Küche und Gang integriert. Bei der Raumaufteilung verfahren die Ersteller nach der Vastu-Lehre. «Sie stammt aus der vedischen Zeit, die vor über 2000 Jahren auch die europäische Bau- und Wohnkultur geprägt hat. Im Vastu dreht sich vieles um die richtigen Masse und Proportionen, damit sich der Mensch wohl fühlt und so sein Potenzial entfalten kann», erläutert Lüllmann.

Auf dem Weg zur Energieautarkie

Ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für eine derartige Wohnform ist die Nachhaltigkeit. Eine gebäudeintegrierte Photovoltaik-Anlage produziert den Strom, das sich damit annähernd selbst versorgen kann. Geheizt wird mit einer Holzpelletheizung. Zur Warmwasseraufbereitung kann die Bewohnerin auf eine Wärmepumpe zurückgreifen. Von grosser Bedeutung für die Energiebilanz ist auch die Isolation, die in diesem Fall aus Holzfasern besteht: «Mit der richtigen Dämmung kann man viel Heizenergie einsparen, weil der Wärmeverlust über die Fassade minimiert werden kann. Unser Haus ist in punkto Wärmedämmung sehr effizient und kann so mit geringem Aufwand beheizt werden. So sind wir auch in Hinblick auf die Energiekrise froh, uns für dieses Wohnmodell entschieden zu haben», freut sich die Hausherrin.

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