Kultur
Zwei Wipkinger Filmschaffende starten durch
Mitte März finden die Schweizer Jugendfilmtage in Zürich statt. Dieses Jahr sind zwei Filmschaffende aus Wipkingen im Rennen: Wir haben uns mit Sislej Vece und Sedonja Moll über ihre Filme unterhalten.
14. März 2025 — Jina Vracko
Im Kurzfilmwettbewerb an den 49. Schweizer Jugendfilmtagen messen sich nationale Nachwuchstalente. Schon letztes Jahr holte sich eine Wipkingerin, Rubie Sturm, einen Preis, und ihr Film prägt das visuelle Konzept der aktuellen Festivalausgabe. Dieses Jahr sind zwei Filmschaffende aus Wipkingen nominiert: Sislej Vece und Sedonja Moll. Beide drehten zum ersten Mal einen Film.
Eine Auseinandersetzung mit der Einsamkeit
In der Kategorie C ist Sislej Vece mit seinem Film «On Our Own» nominiert. Der Kurzfilm entstand im Rahmen seiner Maturitätsarbeit. Er zeigt ein Porträt von drei Teenies und wie sie mit Einsamkeit umgehen. «Vor allem nach Covid war das Thema sehr präsent. Es war mir wichtig, es durch Atmosphäre und Stimme greifbar zu machen», erzählt Sislej.
Für den schriftlichen Teil der Arbeit setzte er sich unter anderem mit den «Hikikomori» auseinander. Das sind Menschen in Japan, die sich freiwillig über lange Zeit in ihr Zimmer zurückziehen und so ihre Einsamkeit als Protest ausleben – sie dienten als Inspiration für einen der Charaktere in «On Our Own». Weiter schrieb Sislej eine der Erzählungen selbst, und einer der Schauspielenden ist ein Freund von Sislej, der seine wahre Geschichte erzählt. So ist das Projekt eine Mischung aus Fiktion und Realität. Er freut sich, dass sein Film viele Menschen berührt hat, auch wenn ein Grossteil der Texte seiner Fantasie entsprungen ist.
Der Film entstand, wie es Sislej nennt, «post-Breakup». Erst während dem Schnitt wurde ihm klar, wie stark sein Trennungsschmerz in dieses Projekt eingeflossen war.

Die Verbindung von Demenz und Genuss
Sedonja Moll gewann 2023 den Treatment-Award der Zuger Filmtage und erhielt 2’000 Franken für die Produktion ihres Kurzfilms. Zusätzlich wurde das Projekt von Kulturdünger, Demenz Forschung Schweiz, der PFD-Stiftung sowie weiteren Stiftungen im Bereich Demenz und einem Crowdfunding gefördert. So konnte sie einige professionelle Filmschaffende mit ins Boot holen und ihnen einen Dankesbeitrag zahlen. Schliesslich waren 15 Leute am Set. «Der Dreh ging gut, doch ich habe mir selbst grossen Druck gemacht und habe während diesen vier Tagen kaum geschlafen», erinnert sich Sedonja. «Trotzdem habe ich den Dreh als bereichernd und schön in Erinnerung, auch wenn er sehr intensiv war.»
Nun ist ihr Kurzfilm «Wolkenleer» in der Kategorie D nominiert. Die Auseinandersetzung mit Demenz begleitet Sedonja schon lange – einige ihrer Freundinnen haben Grossmütter, die von dieser Krankheit betroffen sind, wodurch sie schon früh Einblicke in die Herausforderungen erhielt. Ihr Film setzt sich damit auseinander und kommt dabei fast ohne Dialoge aus. «Demenzkranke Menschen erreicht man oft besser über Sinneserfahrungen als durch Gespräche», erklärt Sedonja. «Gerüche, Musik oder Fotos können Erinnerungen wecken, und auch Berührungen schaffen Vertrauen.»
Verschiedene Herangehensweisen
Zum Teil ist Sislejs Faszination für Film seiner Mutter, der Regisseurin und Drehbuch-Autorin Jacqueline Zünd, zu verdanken. Er entdeckte den Schnitt schon früh als Hobby für sich. Bei diesem Projekt arbeitete er zum ersten Mal mit selbstgedrehtem Material: «Es waren nur ich, die Schauspielenden und meine Kamera. Ich hatte nicht so einen klaren Plan, vieles entstand spontan.»
Das ist eine andere Herangehensweise als die von Sedonja. Dennoch bewundert sie es, wenn jemand in der Lage ist, alles selbst zu stemmen: «Ich traue es mir nicht zu, selbst zu schneiden, deswegen bin ich auf andere Personen angewiesen.» Für sie ist die Zusammenarbeit mit anderen ein wesentlicher Teil des Prozesses. Sislej hätte auch gerne Arbeit abgegeben, obwohl ihm dies schwerfällt: «Vielleicht ist es ein Ego-Ding, das Gefühl, ich muss es alleine schaffen. Dabei weiss ich: So werden Filme normalerweise nicht gemacht.» In Zukunft würde er gerne mit mehr Menschen zusammenarbeiten – das erfordert Vertrauen, speziell wenn es eine eigene Vision ist.
Ein Blick in die Zukunft
Sedonja arbeitete nach ihrer abgeschlossenen KV-Lehre zunächst bei einer Statist*innen-Castingagentur und ist heute als Produktionsassistentin in einer Spielfilmproduktionsfirma tätig. Sislej macht derzeit ein Praktikum als Postproduktions-Assistent.
Auf die Frage, ob und wie sich die beiden ihre Zukunft in der Filmbranche vorstellen, meint Sislej: «Am liebsten würde ich Kameraführung machen. Die Bildkomposition gefällt mir.» Sedonja sieht ihre Stärke im organisatorischen Bereich: «Ich habe festgestellt, dass es in der Schweiz nur wenige weibliche Herstellungsleiterinnen gibt. Ob ich später in der Herstellung von Spielfilmen tätig sein werde, wird sich zeigen – es ist ein Bereich, in den man sich nach und nach hocharbeiten muss.»
Beide können sich vorstellen, wieder ein eigenes Filmprojekt umzusetzen, dies bedeutet jedoch sehr viel Planung. Vor allem die Finanzierung von Filmprojekten ist schwierig, wie Sedonja betont: «Es ist schade, dass der Aufwand und die Finanzierung Filmschaffende immer wieder davon abhalten, kreativ zu sein.»
Schweizer Jugendfilmtage
12. bis 16. März 2025 im blue Cinema Abaton in Zürich
Programm & Tickets: www.jugendfilmtage.ch
0 Kommentare