Tiefrote Zahlen im CO2-Budget

2019 haben die Grünen mit der SP, GLP, AL und EVP vom Stadtrat das Netto-Null-Ziel bis 2030 gefordert, auch auf Druck der Klimaproteste. Der Stadtrat hat seitdem hinter verschlossenen Türen an Lösungen gearbeitet. Das Resultat ist ernüchternd.

Durchzogene Aussichten fürs Stadtklima.

Diesen April teilte der zuständige GLP-Stadtrat Andreas Hauri die Entscheidung des Gesamtstadtrats der Öffentlichkeit mit: Man visiere nun das Ziel Netto-Null bis 2040 an. Was hat sich in den fast zwei Jahren geändert? Ist die Klimakrise weniger bedrohlich geworden?Oder versteht der Stadtrat die «Klimakrise», wie sie Liberale gerne runterspielen, nur als Hype, den sie kurzfristig mitmachen müssen? Nein, für den Stadtrat ist Netto-Null 2040  schlicht das, was realpolitisch machbar ist. Die Grünen Zürich haben ein gewisses Verständnis für diesen Kompromiss, sind aber überzeugt, dass mehr möglich sein muss. Dass der Stadtrat sich bei der Erarbeitung des Klimaplans nur ein einziges Planungsbüro angehört hat und den wissenschaftlich unterlegten Massnahmenplan des Klimastreiks  ignoriert hat, ist hingegen fragwürdig.

Junge Grüne fordern Netto-Null 2030

Die Klimabewegung und die Grünen fordern weiterhin Netto-Null 2030, weil dies der Pfad ist,  zu dem sich die Schweiz nach dem Unterschreiben des Pariser Klimaabkommens verpflichtet hat. Deshalb kritisiert Martin Busekros, Vorstandsmitglied der Jungen Grünen Schweiz, den Kompromiss: «Es geht nicht darum, was machbar ist, sondern darum was nötig ist! Die Jungen Grünen stehen für Netto-Null 2030.» Dieser anspruchsvolle Pfad sei der Preis
für die bisherige Untätigkeit. Da es nicht darum geht, wann wir Netto-Null erreichen, sondern wie viel CO2 wir ausstossen, hat für Busekros jedes Jahr des Nichtstuns zur Folge, dass wir ein Jahr früher Netto-Null erreichen müssen.

In sieben Jahren pleite

Je nachdem, wie man historische Emissionen (früher ausgestossenes CO2) berücksichtigt,  ergeben sich verschiedene Budgets: Zählt man 2016 als erstes Jahr nach dem  unterschreiben des Abkommens, dann ergibt das ein Restbudget von 450 Millionen Tonnen CO2. Busekros veranschaulicht das Problem mit einem Vergleich: Angenommen, die  Schweiz hatte 2016 nur noch 450 Franken im Portemonnaie und ging seitdem alles andere als sparsam damit um. Hätte Helvetia 2016 nachgerechnet, wäre sie darauf gekommen, dass sie nach weniger als zwölf Jahren bankrott sein würde. Doch sie verschleppte das Problem und tat fünf Jahre lang nichts Signifikantes. Heute hat sie – um bei diesem Bild zu bleiben – nur noch 260 Franken und somit sieben Jahre übrig bis sie pleite ist – es sei denn, sie senkt die Ausgaben von Jahr zu Jahr zunehmend. Auch sind die Folgen der Umweltschäden
global schon heute höher als das, was es kosten würde, ambitionierte Klimaziele  umzusetzen. Klimaschutz tangiert alle Bereiche unseres Alltags und unserer Gesellschaft – und die Folgen des Klimawandels haben einen direkten Einfluss auf die Artenvielfalt, die  Gesundheit, die Ungleichheit sowie auf die Wirtschaft, global und lokal.

Ein breit abgestütztes Klimaziel

Die Grünen Zürich wollen mehr, wissen aber auch: Klimaschutz geht nicht im Alleingang.  Dies hat die Ablehnung des moderaten CO2-Gesetzes auf Bundesebene gezeigt. Es braucht ein Klimaziel, das in der Bevölkerung und in der Politik breit abgestützt ist. Darum ist das Ziel, dass sich in Zürich eine breit aufgestellte Klimaallianz auf eine realistische Jahreszahl einigt. Zu hoffen ist, dass sich auch der Stadtrat hinter dieses Ziel stellt und dass wir mit den anderen Parteien der Klimaallianz mit einer gemeinsamen Haltung in die Volksabstimmung gehen können.

Martin Busekros, Gemeinderatskandidat, Junge Grüne Zürich

Roland Hurschler, Gemeinderat Grüne, Kreis 10

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