Das Kirchgemeindehaus Wipkingen wird zum Haus der Diakonie

Das Kirchgemeindehaus am Wipkingerplatz wird fit für die Zukunft gemacht. Schon diesen Sommer soll auf der Postterrasse eine Pop-up-Gastronomie initiiert werden. Ein Besuch im imposanten Gebäude.

Oben auf dem Hochhaus des Kirchgemeindehauses am Wipkingerplatz bietet sich eine spektakuläre Aussicht. (Foto: dad)

«Über den Dächern von Wipkingen» – ein Artikel vom Juni 2022.

Es thront hoch über dem Wipkingerplatz: das grosse Kirchgemeindehaus der Reormierten Kirche Zürich. Besonders der Turm mit seinem Zifferblatt fällt auf, an dessen Fuss der rote «Sozial-Zwingli» steht. So imposant es ist, das Gebäude ist in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Künftig soll es ein «Haus der Diakonie» sein, ein Ort der Begegnung. Es ist ein Prozess, bei welchem die Menschen aus dem Quartier und die zukünftigen Zielgruppen mitreden dürfen. Verantwortlich dafür ist die «Streetchurch», die zur Reformierten Kirche gehört und Menschen bei einem «gelingenden Leben» unterstützt. Denn mit der Sanierung wird auch das Innenleben des Gebäudes neu gestaltet. «Wir entwickelten das inhaltliche Programm aus unserem eigenen diakonischen Profil heraus», so der Gesamtprojektleiter Philipp Nussbaumer. Die Planung sei weit fortgeschritten, dennoch finden die öffentlichen Fokusgruppen zum richtigen Zeitpunkt statt. «Jetzt ist der Moment, um die Bedürfnisse und Ansprüche zu berücksichtigen.» Genutzt wird das gesamte Gebäude heute vorwiegend von kirchlichen Gruppen oder eingemieteten Parteien.

Aus einem Guss

Die historische Bedeutung des Gebäudes werde auf die heutigen Bedürfnisse adaptiert. Dazu gehört, dass dieses in sich wieder gut erschlossen und aus einem Guss erstrahlen soll. «Am Grundauftrag und der Vision des Hauses hat sich aber nichts geändert. Schon bei seiner Erstellung wurde es mit einem sozialen Profil konzipiert. Das Raumprogramm von damals wird aktualisiert und an heutige Standards angepasst», so Nussbaumer.
Die erste Infoveranstaltung fand Mitte April statt, es folgte Ende Mai die Fokusgruppe «Raumprogramm und Angebote» – die Gelegenheit, um mittels einer Führung das Gebäude zu erleben. Eine Zeitreise, die auf der Turmterrasse über den Dächern von Wipkingen endete.
Das erste Hochhaus Zürichs
Das Kirchgemeindehaus ist weiträumiger, als man meint. Es handelt sich um einen Komplex in Form von zwei Kuben und einem quadratischen, achtgeschossigen Turm. «Der Turm bildet ein prägnantes Element», sagte Nussbaumer bei der Führung. Doch die Führung begann zunächst in den unteren Räumen, die früher besser miteinander verbunden waren.
Es gab vieles aus der Geschichte des Hauses zu erfahren. 1932 wurde es als «kirchliches Volkshaus» konzipiert, erbaut vom Architekturbüro Vogelsanger und Maurer. Es galt zudem als erstes Hochhaus der Stadt. Als Ganzes beherbergte es so einige Institutionen, wie etwa ein öffentliches Volksbad, eine alkoholfreie Wirtschaft, eine Bibliothek, eine Kinderkrippe, eine Mütterberatungsstelle, eine Samariterstube, Arbeitsräume für Jugendliche und Frauen sowie Vortrags- und Versammlungslokale, um nur einige zu nennen.

Die Zukunft beginnt

Beim Gang durch die verwinkelten Räume, engen Korridore, aber auch durch weitläufige Treppenhäuser, war die Vergangenheit deutlich spürbar. Und immer wieder durften die Teilnehmenden ihre Ideen zum Ausdruck bringen. Schliesslich gelangten alle in den grossen Saal, der mit seinen hohen, farbigen Fenstern gerade im Dunkeln eine behagliche Würde ausstrahlte.
Die letzte Etappe führte hinauf auf das Dach des Hochhauses. Dort erschloss sich allen ein fantastischer Blick über Zürich. Damit endete die Reise in die Vergangenheit. «Mit seinem Grundauftrag und seiner Vision wendet sich das Gebäude an die Bevölkerung und Menschen aus verschiedenen Milieus», sagte Nussbaumer abschliessend. Künftig werde es im «Haus der Diakonie» nebst der «Streetchurch» Co-Working-Plätze, Trainingsräume, eine Gastronomie und sogar Wohnungen geben. Zudem wolle man die Zusammenarbeit mit dem gegenüberliegenden Sozialzentrum sowie dem Gemeinschaftszentrum pflegen.
Geplant sei eine Eröffnung in fünf Jahren, so Nussbaumer. Im ersten Halbjahr 2024 wird die reformierte Kirchenbevölkerung der Stadt Zürich über den Baukredit abstimmen. Vorerst findet im Juli die zweite Fokusgruppe statt. Da wird insbesondere der Blick auf die Terrasse des zugehörigen Postgebäudes geworfen und wie diese schon ab Sommer 2023 aufgewertet und zugänglicher gemacht werden könnte. Ideen aus der Bevölkerung sind sehr willkommen.
Was auch kommt: Das Gebäude bleibt ein Zeitzeuge. Die äussere volumetrische Gliederung und die innenräumliche Ausbildung und Oberflächengestaltung stehen unter Denkmalschutz.

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