Überregulierung schadet!

Wer in den letzten Jahren in der Stadt Zürich ein Baugesuch eingereicht hat, wird unweigerlich mit einer Flut an Bauvorgaben konfrontiert. Dass es dabei allgemeine Vorgaben braucht, bestreitet niemand.

Claudia Rabelbauer, EVP

Die heutigen Vorschriften beispielsweise beim Lärm- oder Feuerschutz sind aber so hoch, dass es für bestehende Bauten schwierig ist, überhaupt noch einen Umbau ins Auge fassen zu können. Die Überregulierung bremst Innovation und Wachstum aus. Können wir uns das auf lange Sicht leisten und wem nützen diese Überregulierungen?

Kleinunternehmer sind von Überregulierungen bei den Bauvorschriften besonders hart betroffen. Sie müssen mit kleinem Budget kalkulieren. Vorschriften, die dann noch zusätzlich die Kosten in die Höhe treiben, für den Betrieb aber keinen Nutzen bringen, sind belastend. Als Betreiberin einer Kita in Zürich spreche ich aus Erfahrung. Die Bauvorgaben haben sich in den letzten Jahren massiv verschärft. Konnte ich früher die Baubewilligung noch selbst einholen, brauche ich heute dafür einen Architekten. Die Vorgaben sind komplex und haben einen Detaillierungsgrad erreicht, der für Laien nicht mehr zu bewältigen ist. Dass es auch anders geht, zeigt das Steueramt. Dank der Digitalisierung wird das Ausfüllen der Steuererklärung immer einfacher. Beim Bauamt geht die Tendenz aber in die gegenteilige Richtung.

Nachweis durch Fachkräfte verteuert den Bau

Beim Nachweis für die Feuerpolizei brauche ich nebst dem Architekten eigens einen Feuerschutz-Projektleiter. Dieser beauftragt weitere Fachkräfte, die dann noch zusätzlich Wände und Türen auf deren Brandschutznorm untersuchen, damit zum Schluss der von der Stadt Zürich beauftragte Feuerpolizist das Ganze nur noch absegnen kann. Alle diese Fachkräfte sind Kostentreiber. Beim Lärmschutz dasselbe. Der Lärm von Kita-Kindern wird als «hoch» eingestuft. Aus Sicht der Kita ist dies nicht nachvollziehbar. Es sind kleine Kinder, die nicht mehr oder weniger Lärm machen als Erwachsene. In unserem Gewerbehaus gibt es zudem eine sehr vielfältige Nutzung wie zum Beispiel eine Velo-Werkstatt, ein Restaurant sowie eine Tagesstätte für Menschen mit Behinderung. Und doch muss ein Trittschallnachweis durch einen Bauphysiker erbracht und eine Schallwand zum benachbarten Büro gezogen werden, obschon es diesbezüglich in all den 16 Jahren nie irgendwelche Lärmklagen gab. Auch das sind wieder Kostentreiber, die nicht den Kindern oder dem Personal zugutekommen.

Besonders hart wird die Situation, wenn bei einem Umbau die gesamte, bereits vor Jahrzehnten bewilligte Fläche, den neuen Bauvorschriften angepasst werden muss. Aus einem kleinen Bauvorhaben wird plötzlich ein riesiger Umbau. Da wünschte man sich beim Bauamt mehr Pragmatismus. Das Problem liegt jedoch nicht beim Bauamt allein. Die Politik der Vollkaskomentalität treibt die Überregulierung an. Niemand möchte schuld sein, wenn etwas passiert. Alle müssen sich doppelt absichern. In der Stadt Zürich zeigt sich zudem der Hang, allem ein eigenes «Design» aufzudrücken, ein Normierungswahn, der Innovation und Kreativität ausbremst. Regulierungen sind gut, aber bei der Umsetzung braucht es auch individuelle Lösungen. 

0 Kommentare


Themen entdecken