Urknall und Sinnsuche im WipWest Huus

Am WipWest Talk zu Wissenschaft und Glaube begegneten sich Astrophysik und Theologie. Ein Dialog, der zum Nachdenken anregte und spannende Diskussionen zwischen Referentinnen und Publikum auslöste.

Wissenschaft trifft Glaube: Yvonne Meitner und Prof. em. Dr. Kathrin Altwegg im ausgebuchten WipWest Huus. (Foto: zvg)

Ein Beitrag von Tobias Nordmann

Können aufgeklärte Menschen glauben? Diese Frage stand im Zentrum des dritten WipWest Talks. Zu Gast war die renommierte Astrophysikerin Prof. em. Dr. Kathrin Altwegg. Gemeinsam mit der Theologin Yvonne Meitner und dem Publikum diskutierte sie das Verhältnis von Wissenschaft und Glaube – ein Thema, das seit der Renaissance die Menschen bewegt und das auch das WipWest Huus bis auf den letzten Platz füllte.

Kathrin Altwegg, emeritierte Professorin für Astrophysik, hat eine beeindruckende Karriere hinter sich: An der Universität Bern leitete sie das Projekt «Rosina», bei dem Instrumente in die Rosetta-Sonde der Europäischen Weltraumorganisation eingebaut wurden. Zudem war sie Direktorin des «Center for Space Habitability», das sich mit der Frage nach dem Leben im All auseinandersetzt. Dort förderte sie nicht nur den Austausch unter Naturwissenschaftlerinnen, sondern bezog bewusst auch Theologinnen und Philosophinnen mit ein.

Schon bei der Sichtung der Bewerbungen dieser Geisteswissenschaftlerinnen bemerkte Kathrin Altwegg, dass sich deren Ansatz fundamental von der naturwissenschaftlichen Herangehensweise unterscheidet. «Wir lernten, dass wir zwar alle Deutsch, aber dennoch nicht immer dieselbe Sprache sprechen», sagte sie humorvoll.

Im interdisziplinären Austausch wurde schnell klar, dass sich Theologinnen und Philosophinnen mit einer anderen Dimension der Erkenntnis als die Naturwissenschaftler*innen befassen. «Wir werden immer präziser in der Beantwortung des Wie – aber warum der Urknall passierte, das kann die Physik nicht beantworten und wird es niemals können», bilanzierte Kathrin Altwegg.

Inspirierendes Nebeneinander

Dass sich Naturwissenschaften auf das Wie konzentrieren, während die Theologie und Philosophie auch das Warum zu ergründen versuchen, ermöglicht für Theologin Yvonne Meitner ein inspirierendes Nebeneinander. «Ich integriere die Naturwissenschaften in mein Weltbild – nur so kann ich in meinem Glauben auch glaubhaft sein», sagte sie am Talk.

Die Frage nach dem Warum und dem Sinn des Daseins bleibt unabhängig von naturwissenschaftlichen Fortschritten aktuell. Zwar werden Glaubensinhalte immer wieder durch wissenschaftliche Erkenntnisse infrage gestellt, doch die persönliche Erfahrung mit Gott bleibt für Meitner davon unberührt. Gleichzeitig betont auch Kathrin Altwegg, dass die unerklärliche Schönheit der Naturgesetze und des Kosmos für sie immer wieder die Frage nach einer höheren Dimension aufwirft.


Diese und viele weitere Fragen wurden im Publikum und unter den Referentinnen lebhaft diskutiert. Dabei wurde klar, dass sich Naturwissenschaft und Glauben ergänzen, solange beide Disziplinen ihre Grenzen respektieren. Gerade dies eröffnet auch für Menschen mit einem aufgeklärten, wissenschaftlichen Weltbild interessante Möglichkeiten, sich mit der eigenen Spiritualität auseinanderzusetzen.

Mit dem WipWest Talk möchten wir auch in Zukunft solche Räume des Dialogs öffnen. Der nächste Talk-Abend findet am Donnerstag, 8. Mai statt, diesmal zum Thema «Coaching und Spiritualität» mit Dr. Anna Gamma, Unternehmerin, Psychologin und Zen-Meisterin. Über unseren Newsletter und den Kalender auf unserer Website (wipwesthuus.ch) bleiben Sie auf dem Laufenden.

Ein Beitrag des Kirchenkreises zehn

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